Studie ermittelt Dublin als größten Brexit-Profiteur

Bislang reagieren 332 Firmen mit Verlagerungen, Versetzungen oder Neugründungen auf den EU-Austritt Großbritanniens

Studie ermittelt Dublin als größten Brexit-Profiteur

hip London – Die Zahl der Firmen, die mit Verlagerungen, Versetzungen oder Neugründungen innerhalb der EU-27 auf das britische Votum für den Brexit reagieren, ist seit dem Frühjahr kräftig gestiegen. Wie eine Untersuchung der kapitalmarktnahen Denkfabrik New Financial ergab, sind es mittlerweile 332 Firmen – 60 mehr als bei der ersten Erhebung im März.Aus Sicht der Studienautoren wird der tatsächliche Umfang der von der Finanzbranche ergriffenen Maßnahmen deutlich größer sein. Das werde aber erst klar, wenn sich der Staub gelegt hat, Übergangsvereinbarungen zwischen Großbritannien und der EU auslaufen und die lokalen Aufsichtsbehörden die Firmen zu einer Aufstockung der Kapitalausstattung ihrer lokalen Geschäfte auffordern.Für viele Firmen in der Banken- und Finanzbranche ist der Brexit im Prinzip im vergangenen Jahr erfolgt, heißt es in der Studie. “Die politische Ungewissheit seit dem Referendum hat die Unternehmen gezwungen, das Worst-Case-Szenario eines ,No Deal’-Brexit ohne Übergangsphase anzunehmen und sich darauf vorzubereiten.”Der klare Gewinner war der Studie zufolge Dublin. Die irische Hauptstadt gewann demnach 116 Firmen für sich. Luxemburg erreichte mit 71 Unternehmen Platz 2, gefolgt von Paris mit 69. Frankfurt kam mit 45 Firmen lediglich auf Platz 4. Amsterdam zog 40 Firmen an.Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Viele Firmen verteilten ihr Geschäft auf verschiedene Standorte in der Staatengemeinschaft. Herausgekommen sei “eine multipolare Welt”, schreiben die Verfasser. Die europäischen Finanzplätze sprechen unterschiedliche Branchen an. Während Dublin vor allem Assetmanager anzieht, orientieren sich Banken nach Frankfurt. Amsterdam wird von Brokern, Handelsplattformen, Börsenbetreibern und Fintechfirmen bevorzugt. “Die Unternehmen wollen so wenig Personal wie möglich verlegen, solange sie nicht wissen, wie der Brexit aussehen wird, und solange sie nicht dazu gezwungen sind.” Das könne sich schnell ändern: “Im Falle eines No-Deal-Brexit erwarten wir, dass Firmen ihre Belegschaft in ihren lokalen EU-Geschäften wesentlich aufstocken werden.” Sollte es dagegen einen Deal geben, werde diese Expansion erst nach Ende der Übergangsperiode stattfinden. Alles in allem kam New Financial im März auf knapp 5 000 Versetzungen oder lokale Neueinstellungen im Zusammenhang mit dem Brexit. Andere hatten weit dramatischere Zahlen genannt. London verliert EinflussWichtiger als die Stellen seien jedoch der Verlust von Geschäft und die Abflüsse von Mitteln und Assets. Bislang habe sich erst eine kleine Zahl von Firmen dazu geäußert. Dennoch seien die Zahlen bereits sehr hoch. Das führe zu einem Verlust des Einflusses, den Großbritannien auf die Banken- und Finanzbranche hat – nicht nur in Europa, sondern weltweit. London werde jedoch auf absehbare Zeit das dominante europäische Finanzzentrum bleiben.