Finanzstabilität

Techkonzerne wecken Skepsis der EZB

Die wachsende Marktmacht von Bigtechs im Finanzwesen schreckt EZB-Direktor Fabio Panetta. Er sieht Gefahren für die Finanzstabilität heraufziehen – gerade in Verbindung mit Stablecoins.

Techkonzerne wecken Skepsis der EZB

fir Frankfurt

Fabio Panetta, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), hat vor möglichen schädlichen Folgen für die Finanzstabilität durch Technologiekonzerne gewarnt. Um Stabilität zu gewährleisten, müssten die Kooperation zwischen internationalen Aufsehern intensiviert und gegebenenfalls neue Aufsichtsansätze erdacht werden. Vor allem das Zusammenwirken von Konzernen wie Facebook mit Stablecoins berge Risiken, sagte er in einer Rede am Freitag. Stable­coins sind virtuelle Währungen, die an klassische Vermögenswerte wie Dollar oder auch Gold gekoppelt sind, um die Volatilität zu verringern.

„Ohne eine angemessene Regulierung könnte die Expansion des digitalen Finanzwesens außer Kontrolle geraten und internationale Schocks verstärken, was die finanzielle Resilienz weltweit untergraben würde“, sagte Panetta. Da Technologieriesen bereits eine Reihe von Finanzdienstleistungen anbieten, könnten sie aufgrund ihrer Größe und ihres Datenschatzes so große Marktmacht erlangen, dass es ihnen möglich wäre, Wettbewerb und Datenschutz einzuschränken, fürchtet der EZB-Direktor. Banken liefen Gefahr, ihre Rolle als Finanzdienstleister zu verlieren. Zudem spielten die Konzerne eine zunehmend wichtige Rolle auf den Finanzmärkten. Allein Google, Amazon, Facebook und Apple hätten ihre liquiden Mittel seit 2011 auf 400 Mrd. Dollar vervierfacht, sagte Panetta – mehr als der summierte Wert von fünf der acht global systemrelevanten Banken des Euroraums.

Dass die Konzerne digitale Zahlungsmittel in Form von Stablecoins entwickeln, könne perspektivisch das Gefüge der Finanzintermediation verändern, die Finanzierung der Banken verteuern und volatiler machen. Dadurch sieht Panetta das Risiko von Schocks im Bankensektor wachsen. Zwar habe noch keine große Techgesellschaft einen globalen Stablecoin emittiert. Doch wenn es dazu komme, könne sich das digitale Zahlungsmittel rasch ausbreiten. 

Facebook hatte vor zwei Jahren einen Stablecoin namens Libra angekündigt, der an einen Währungskorb gebunden werden sollte. Politiker wie Regulierer hatten das Projekt heftig kritisiert und ihm einen schweren Stand verpasst. Der Libra heißt mittlerweile Diem und soll nur noch an den Dollar angedockt werden.