Vermögensverwaltung

UBS surft auf der Welle der Aktienmärkte

Steigende Börsenkurse tragen die Vermögensverwaltung der UBS – und ermöglichen der Schweizer Großbank ein Spitzenresultat im ersten Halbjahr. Die Bewährungsprobe für CEO Ralph Hamers steht noch aus.

UBS surft auf der Welle der Aktienmärkte

Von Daniel Zulauf, Zürich

Die Corona-Pandemie scheint sich für die globale Finanzindustrie und insbesondere auch für die UBS als Glücksfall zu erweisen. Was klingt wie eine Provokation, wird von der größten Schweizer Bank im aktuellen Quartalsbericht mit vielen Zahlen untermauert.

In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres hat die Bank mit 17,7 Mrd. Dollar rund 15% mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres eingenommen und den Gewinn um 35% auf 3,8 Mrd. Dollar gesteigert. So schnell wachsen etablierte Banken wie die UBS in ihren hart umkämpften und mindestens in den westlichen Industrieländern weitgehend gesättigten Märkten nur in Ausnahmen. Eine solche stellt die Pandemie ohne Frage dar.

Die gigantischen fiskalischen Maßnahmen vieler Regierungen zur Dämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben den Finanzmärkten in den vergangenen zwölf Monaten einen gewaltigen Schub gegeben. Der globale Aktienindex MSCI World ist im Zwölfmonatszeitraum um mehr als 30% gestiegen, und die langfristigen Zinsen sind mindestes bis vor kurzem fast überall stark gefallen.

Vermögen schwellen an

Davon hat die nach eigenen Angaben weltgrößte Vermögensverwalterin kräftig profitiert. Wertmäßig sind die verwalteten Kundenvermögen um rund ein Viertel auf 3,23 Bill. Dollar per Ende Juni gestiegen – der allergrößte Teil als Folge einer rein marktbedingten Aufwertung. Jener Teil der Kundenvermögen, aus denen die Bank typischerweise wertabhängige Gebührenerträge generiert, hat sogar um 28% auf 1,42 Bill. Dollar zugenommen.

Als Folge dieses Volumenwachstums hat die Bank im Berichtshalbjahr in ihrem Hauptgeschäft der Vermögensverwaltung 29% mehr verdient als im Vorjahr. Spektakulär ist dieser Wert auch deshalb, weil die Banken in den schlimmsten Zeiten der Pandemie im Gegensatz zu vielen anderen Branchen keine Einbußen hinnehmen mussten – im Gegenteil: UBS konnte im ersten Halbjahr 2020 ihren Umsatz um 4% und den Gewinn sogar um 12% gegenüber Vorjahr verbessern. Das Vermögensverwaltungsgeschäft der UBS erweist sich in der aktuellen Situation als veritable Geldmaschine, zumal sich die gestiegenen Volumina der Kundengelder offenbar auch mit weniger Mitarbeitenden verwalten lassen.

Im April hatte Konzernchef Ralph Hamers ein Programm zur Senkung der betrieblichen Kosten um 1 Mrd. Dollar bis 2023 angekündigt. Wie viele Entlassungen damit verbunden sind, wollte er auch auf der Telefonkonferenz mit Journalisten nicht sagen. Im Mai kursierten Spekulationen von weltweit bis zu 3000 Entlassungen, davon 700 in der Schweiz.

Von März 2020 bis Mai 2021 hatte sich die UBS in der Schweiz ein Restrukturierungsmoratorium auferlegt, um einen Beitrag zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu leisten. Offensichtlich wurden die Restrukturierungspläne in dieser Zeit aber weiterverfolgt, so dass sie nun schnell umgesetzt werden können. „Scalability“, also die Ausschöpfung von Skaleneffekten und Größenvorteilen, ist denn auch eines der zentralen strategischen Ziele, die Hamers erreichen will.

Auf den Spuren Ermottis

Neu ist dieses Ziel allerdings mitnichten. Der vormalige UBS-Chef Sergio Ermotti war 2011 ebenfalls mit dem Anspruch angetreten, die Bank schlanker, sicherer und profitabler zu machen. 2015 schien er sein Ziel erreicht zu haben. Der Konzernumsatz stieg damals im ersten Halbjahr um 16% auf 16,7 Mrd. sfr – damals bilanzierte die UBS noch in Franken –, und der Gewinn schoss sogar um 73% auf 3,2 Mrd. sfr nach oben. Der Erfolg war nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass die Bank in jener Phase zum ersten Mal seit längerer Zeit keine milliardenteuren Strafzahlungen mehr verbuchen musste. Die Investoren jubilierten und verhalfen den UBS-Aktien zum Sprung weit über die Kursmarke von 20 sfr.

Doch die Freude währte nicht lange. Bald darauf musste sich Ermotti bei den Finanzanalysten regelmäßig für die stagnierende Geschäftsentwicklung entschuldigen. Er klagte über das passive Anlageverhalten seiner Kunden und bat die Finanzgemeinde um Geduld.

Für Hamers könnte die Geschichte einen ähnlichen Verlauf nehmen, zum Beispiel wenn es Ende September in Frankreich die nächste Milliardenbuße für UBS wegen mutmaßlicher Steuervergehen geben sollte. Und wie sich dann die Stimmung der Kunden präsentieren würde, die Hamers derzeit als „optimistischer denn je“ beschreibt, bleibt abzuwarten. Die Investoren sind im Vergleich zu damals jedenfalls deutlich zurückhaltender geworden. Trotz einer positiven Kursreaktion auf die aktuellen Ergebnisse notieren die UBS-Aktien immer unter 14 sfr.

UBS
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr  
in Mill. Dollar20212020
Geschäftsertrag17 68115 337
Geschäftsaufwand12 79011 747
Ergebnis vor Steuern 4 8913 591
       Vermögensverwaltung2 7042 098
      Investmentbank 1 0801 321
      Privat- und Firmen-      kunden Schweiz888572
      Assetmanagement 482314
Konzernergebnis 3 8382 833
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