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US-Börsenaufsicht gibt grünes Licht für Spot-ETFs auf Bitcoin

Die US-Börsenaufsicht SEC hat ETFs, die direkt in den Bitcoin-Spotmarkt investieren, die lang ersehnte Freigabe erteilt. Zwischen Produktanbietern wie Blackrock und Ark ist bereits ein Preiskampf ausgebrochen.

US-Börsenaufsicht gibt grünes Licht für Spot-ETFs auf Bitcoin

Kryptomarkt feiert ETF-Zulassung als Meilenstein

US-Freigabe für Spot-Vehikel auf Bitcoin weckt Hoffnung auf institutionellen Mittelzustrom – Börsenaufsicht und Deutsche Bank mahnen zur Vorsicht

xaw New York

Für Kryptoinvestoren hat das lange Warten ein Ende: Die US-Börsenaufsicht SEC hat Spot-ETFs auf die führende Digitalwährung Bitcoin die Freigabe erteilt. Konkret sind damit zunächst elf Vehikel zum Handel zugelassen, darunter Produkte des global führenden Assetmanagers Blackrock, der Konkurrenten Invesco und Fidelity sowie der von Starinvestorin Cathie Wood geführten Ark. Die Deutsche Bank bezeichnet die Entscheidung als "signifikanten Meilenstein". Denn Krypto-Enthusiasten verbinden mit dem Schritt die Hoffnung auf großvolumige Mittelzuflüsse.

Denn institutionelle Investoren sind im Umgang mit börsengehandelten Indexfonds vertraut. Die Passiv-Investition über solche Vehikel ist für sie wesentlich unkomplizierter und leichter mit ihren Regularien zu vereinbaren als aktive Digital-Assets-Anlagen. ETFs von führenden Adressen wie Blackrock erfüllen in der Regel hohe Ansprüche an die Besicherung und Verwahrung der Basisassets.

Attraktiver als Futures-Vehikel

Bisher waren in den USA lediglich börsengehandelte Bitcoin-Indexfonds verfügbar, die statt direkt in den Spotmarkt in Futures investieren. Die Zulassung dieser Produkte löste im Herbst 2021 eine Rally aus, die Bitcoin auf den Kursrekord nahe bei 69.000 Dollar führte. Die Euphorie ebbte in der Folge aber wieder ab. Denn Preisdifferenzen zwischen dem Termin- und dem Spotmarkt machen den Handel mit Futures-ETFs ineffizient und für institutionelle Investoren in der Breite unattraktiv. Hinzu kommen hohe Kosten, die durch das monatliche Rollen in den jeweils nachfolgenden Kontrakt entstehen. Diese Probleme erübrigen sich bei Spot-Vehikeln, wie Invesco betont.

Als zentrale Handelsplätze für die neuen Produkte gelten die Plattformen des Chicagoer Börsenbetreibers CBOE Global Markets sowie die Nyse Arca der New York Stock Exchange. Die Einführung der Spot-Bitcoin-ETFs berge „Potenzial für einen Liquiditätsschub“, kommentiert Chong Kok Kee, CEO der Digital-Assets-Börse Asia Next, die Zulassung. Dieser könne auch in den Terminmarkt überschwappen und Bitcoin-Futures für institutionelle Investoren attraktiver machen.

Widerwillige Freigabe

Die SEC hat den Spot-Vehikeln indes nur äußerst widerwillig die Freigabe erteilt. Die Zustimmung zum Listing und Trading der ETFs bedeute „nicht, dass wir Bitcoin gutheißen oder unterstützen“, betonte Behördenchef Gary Gensler. „Investoren sollten hinsichtlich der vielschichtigen Risiken im Zusammenhang mit Bitcoin und Produkten, deren Wert an den Kryptomarkt gebunden ist, vorsichtig bleiben“, führte der SEC-Vorsitzende aus.

SEC-Chef Gary Gensler warnt vor der Manipulationsanfälligkeit von Kryptowährungen. Foto: Michael Brochstein/ZUMA Press Wire.

Auch die Deutsche Bank ruft dazu auf, Risiken im Zusammenhang mit Spot-Bitcoin-ETFs nicht außer Acht zu lassen. Eine inkorrekte Ausführung von Transaktionen im zugrundeliegenden Markt und ein Diebstahl von Digitalwährungen könnten den Wert der Vehikel negativ beeinflussen. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Sicherheit von Verwahrern wie der Kryptobörse Coinbase, mit der Blackrock für ihren ETF zusammenarbeitet, gefährdet werde – in diesem Fall drohten Disruptionen im Handel und eine Abweichung der Kurse vom Net Asset Value.

SEC hält an Kritik fest

SEC-Chef Gensler betont wiederholt, dass das Digital-Assets-Segment von Betrug und Manipulation geprägt sei. Seit dem ersten Antrag auf einen Bitcoin-ETF im Jahr 2013 hat die Aufsicht Listings Dutzender solcher Vehikel abgeschmettert. Die Investmentfirma Grayscale, der die SEC die Umwandlung ihres Bitcoin Trust in einen Spot-Indexfonds verweigerte, klagte 2022 gegen die Behörde. Im August 2023 verfügte ein US-Berufungsgericht, der ablehnende Bescheid der SEC sei „willkürlich und launisch". Die Aufsicht habe nicht zufriedenstellend begründen können, warum sie das Grayscale-Produkt anders behandle als Futures-ETFs.

Verhaltene erste Kursreaktion

Nun sah sich die Behörde offenbar gezwungen, vor dem juristischen Druck und dem Drang der großen Assetmanager in den Markt zu kapitulieren. Die erste Kursreaktion auf den Entscheid fiel am Mittwoch allerdings weniger überschwänglich aus als erwartet: Bitcoin legte am späten Nachmittag New Yorker Zeit lediglich um 1,2% zu. Am Donnerstag zog die führende Digitalwährung dann zeitweise um 6,3% auf nahezu 48.000 Dollar an.

Beobachter begründen die verzögerte Reaktion mit der Unsicherheit über den Wahrheitsgehalt der Freigabe-Meldungen. Denn der Account der SEC auf der Plattform X verkündete bereits am Dienstag die Zulassung für Spot-Vehikel. Die Kryptokurse zogen darauf an – nur um abzusacken, als sich der Beitrag als von Hackern verbreitete Falschmeldung herausstellte. Der Cyberangriff und die resultierenden Kursschwankungen untermauern laut Investorenschützern die Probleme bei der Regulierung des Digital-Assets-Segments.

Absage an einheitliches Rahmenwerk

Die DZ Bank und die New York Stock Exchange rechnen nicht damit, dass sich große Institutionen mit nennenswerten Mitteln in den Kryptomarkt vorwagen werden, bevor in den USA ein umfassendes regulatorisches Rahmenwerk für digitale Anlagen existiert. Einem solchen hat die SEC aber wiederholt Absagen erteilt. Der Großteil der 10.000 bis 12.000 insgesamt verfügbaren Cyberdevisen stehe in Verbindung mit Unternehmen, auf deren Erfolg Investoren durch ihr Kryptoinvestment setzten – damit handle es sich bei den Token effektiv um Wertpapiere.

Zu Wertpapieren bestünden indes bereits Regelwerke, für deren Überwachung mit der SEC schon eine von zwei Kongressausschüssen kontrollierte Behörde zuständig sei. Wenn Washington aber eine neue Regulierung anstoße, sei es entscheidend, dass bestehende Gesetze dadurch nicht unterminiert würden. Schließlich hielten sich viele Kryptobörsen nicht an geltendes Recht. Gensler lässt seiner Kritik an den Handelsplattformen regelmäßig ein hartes regulatorisches Vorgehen über Vollstreckungsmaßnahmen folgen.

Preiskampf bricht aus

Assetmanager versuchen nun indes, Investoren durch niedrige Gebühren von ihren neuen Bitcoin-ETFs zu überzeugen. Schon vor der Zulassung war ein Preiskampf zwischen Adressen wie Blackrock und Ark ausgebrochen. Der weltgrößte Assetmanager will eine Gebühr von lediglich 0,12% erheben. Nach den ersten sechs Monaten oder einem Anstieg der im Vehikel verwalteten Mittel über die Marke von 5 Mrd. Dollar soll sie auf 0,25% steigen.

Woods Investmentfirma, die ihr Produkt in Kooperation mit der in der Schweiz ansässigen 21 Shares auflegt, ruft für die ersten sechs Monate oder bis zur Marke von 1 Mrd. Dollar Assets under Management gar keine Gebühr auf. Anschließend will sie die Kosten auf 0,21% anheben.

Sofern sich institutionelle Marktteilnehmer tatsächlich durch diese Kostenstruktur locken lassen, könnte es laut Asia Next im Segment statt zu stabileren zu volatileren Kursen kommen. Dies gelte insbesondere dann, wenn mehrere institutionelle Investoren gleichzeitig große Positionen eröffneten oder schlössen. Bei den Krypto-Enthusiasten überwiegt aber vorerst die Euphorie. Sie spekulieren nun bereits auf eine Zulassung auch für Spot-ETFs auf Ether: Die zweitgrößte Digitalwährung gewann am Donnerstag zwischenzeitlich nahezu 10% an Wert.

Die US-Börsenaufsicht SEC hat direkt in den Bitcoin-Spotmarkt investierenden ETFs die lang ersehnte Freigabe erteilt. Zwischen Produktanbietern wie Blackrock und Ark ist bereits ein Preiskampf ausgebrochen. Die erhofften institutionellen Mittelflüsse in Digital Assets gelten aber keineswegs als sicher.

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