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Von der Raupe zum Schmetterling

Die Fondsgesellschaft Union Investment geht im nachhaltigen Investmentprozess einen Schritt weiter. Künftig soll ein ESG-Transformationsrating den Wandel von braunen zu grünen Unternehmen einschätzen.

Von der Raupe zum Schmetterling

Von Christiane Lang, Frankfurt

Union Investment hat eine weitere Stufe im nachhaltigen Investmentprozess gezündet und das sogenannte Uni-ESG-Transformationsrating entwickelt. Damit setzt das Fondshaus des genossenschaftlichen Sektors in der nachhaltigen Kapitalanlage nun verstärkt auch auf Unternehmen, die aktuell noch nicht als nachhaltig gelten, aber ihr klassisches Ge­schäftsmodell von „Braun“ zu „Grün“ transformieren wollen. Mit dem neuen Rating sollen die „Raupen“ identifiziert werden, die das Potenzial haben, ein „Schmetterling“ zu werden, so die Fondsgesellschaft. Natürlich seien in den nachhaltigen Fonds auch schon bisher Transformationsunternehmen enthalten, sagt Henrik Pontzen, Leiter ESG im Portfoliomanagement bei Union Investment, im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung.

Verfeinerte Analyse möglich

Jedoch sei mit dem neuen Transformationsrating nun eine strukturierte, verfeinerte Analyse der Transformationskandidaten möglich, die zudem systematisch im Investmentprozess verankert sei. Dabei reiche Transformation allein nicht aus, wichtig sei eine glaubwürdige Transformation der Unternehmen. „Und Transformation ist für uns glaubwürdig, wenn Unternehmen ambitionierte Ziele verlässlich verfolgen“, be­tont Pontzen. Das Transformationsrating diene dazu, diese Glaubwürdigkeit überhaupt erkennen und auch im Nachgang belegen zu können.

Dieser neue Prozess ist sehr aufwendig und komplex, denn bereits bestehende Nachhaltigkeit ist schwieriger zu beurteilen als geplante Nachhaltigkeit. Bei der Analyse geht es Pontzen zufolge denn auch darum „zukünftiges Wissen ins Heute zu holen, indem wir zukunftsgerichtete Fragen stellen.“ Pontzen nennt drei Leitfragen: Hat das Unternehmen einen wirklichen Plan und nicht nur eine bloße Vision und hat es Zwischenziele formuliert, die regelmäßig überprüft werden? Ist der Plan mit hinreichenden oder angemessenen Investitionen unterlegt? Existieren die richtigen (Vergütungs-)Anreize für die Führungsmannschaft, damit auch tatsächlich diejenigen Investitionen getätigt werden, die nötig sind, um den Plan umsetzen zu können?

Worin ein guter Plan letztlich besteht, sei von Sektor zu Sektor un­terschiedlich, erläutert der Manager weiter. Denn für einige Zweige der Industrie sei es sehr viel einfacher, beispielsweise CO zu reduzieren als für andere. Sektoren wie die Kohle- oder Atomenergie, Letzter vor allem aufgrund der implizierten Katastrophenrisiken, haben demnach kein Transformationspotenzial und werden aus dem nachhaltigen Anlageuniversum von Union Investment ausgeschlossen.

Zu den Plänen der EU, Atomenergie und Gas in der Taxonomie befristet als nachhaltig zu klassifizieren, hat Pontzen eine klare Meinung: Zwar seien in der Übergangsphase, bis die Energiewende geschafft sei, noch konventionelle Energiequellen notwendig. „Ich verstehe aber nicht, warum das dazu führen soll, dass man etwas nachhaltig nennen soll, was für die Transformation erforderlich ist.“ Hier würden Etiketten vertauscht.

Atomdebatte in der EU

Ein Grund für das Vorhaben der EU könnte laut Pontzen sein, dass durch die Deklarierung von Atom und Gas als nachhaltig Investitionen in diese Energiearten oder vielmehr in die Produzenten dieser Energiearten auch für nachhaltige Investoren auf europäischer Ebene möglich sein sollen. „Ob das nun auch in Deutschland so nachvollzogen wird, scheint mir noch offen. Denn die aktuelle Version der BaFin-Richtlinie sieht das nach meiner Kenntnis noch nicht vor. Und es ist durchaus denkbar, dass wir national hier andere oder strengere Vorgaben vorfinden, als sie im europäischen Rahmenwerk vorgesehen sind.“