Wertsteigerung übertrifft Ausschüttung

Dividendenportfolios überzeugen bei Kurs-Gewinn-Verhältnis und weiteren Value-Kennzahlen - Innovative Indexkonzepte steigern Dividendenerträge

Wertsteigerung übertrifft Ausschüttung

Jedes Jahr im Frühling beginnt die schönste Jahreszeit für Aktionäre: die Dividendensaison. Mit fast 37 Mrd. Euro steigen die Dividendenzahlungen deutscher Aktien nach einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und des Deutschen Instituts für Portfolio-Strategien in diesem Jahr gegenüber 2012 nochmals um 5,4 %. Kein Wunder also, dass sich ETF-Produkte auf Dividendenstrategien ungebrochener Beliebtheit erfreuen – trägt die Dividendenrendite doch wesentlich zur Gesamtrendite eines Investments bei. Aber dies ist nur ein Gesichtspunkt: Vielmehr gelingt es über die Dividendenrendite, Titel im Sinne eines Value Investments effizient herauszufiltern, was die Wertentwicklung des Portfolios stützt. Innovative Indexkonzepte, wie die Stoxx-Maximum-Dividend-Indizes, steigern darüber hinaus die Dividendenerträge erheblich, indem sie das Portfolio beständig nach den höchsten erwarteten Ausschüttungen ausrichten. Am Anfang steht die AnalyseEin nach Value-Kriterien zusammengestelltes Portfolio erfordert eine komplexe Analyse fundamentaler Kennzahlen. Hierzu gehören das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) sowie der langfristig erwartete Gewinnzuwachs. Der Stoxx Europe TMI Value Large Index wählt diejenigen europäischen Unternehmen aus, die eine vergleichsweise hohe Marktkapitalisierung aufweisen und außerdem den genannten Value-Kriterien entsprechen. Viele Investoren nutzen zudem Dividenden-Indizes, um ein Portfolio aus besonders werthaltigen Unternehmen zu erhalten. Beispielsweise wählen die Select-Dividend-Indizes die Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite aus. Zu den Indexkriterien zählen zusätzlich Mindestanforderungen bezüglich der Marktkapitalisierung, die Stabilität der Dividendenzahlungen sowie die Höhe der Dividende im Vergleich zum Gewinn. So wird sichergestellt, dass die Ausschüttungen aus den Gewinnen und der operativen Leistung des Unternehmens finanziert werden und nicht zulasten der Unternehmenssubstanz gehen. Beide Ansätze sind effektivDie Auswahl dividendenstarker Titel hat dabei auch unter Value-Investoren eine lange Tradition. Schon Benjamin Graham, Urvater des Value Investing, verwies in der Mitte des vorigen Jahrhunderts auf die Bedeutung hoher Dividendenzahlungen für die Auswahl werthaltiger Titel. Aber welcher der beiden Ansätze, die Auswahl nach Value-Kriterien oder die Zusammenstellung des Portfolios anhand der Dividendenrendite, ist nun effektiver?Der empirische Vergleich mit einem marktbreiten Index zeigt: Beide Konzepte verbessern die Eigenschaften des Portfolios im Sinne eines Value Investment effektiv. Insbesondere über die Dividendenrendite lassen sich Unternehmen mit günstiger Bewertung herausfiltern. So erreichen die Titel des Stoxx Europe Select Dividend 30 Index in den klassischen Value-Kategorien bessere Ergebnisse als der europäische Gesamtmarktindex Stoxx Europe TMI – und übertreffen sogar den daraus abgeleiteten Stoxx Europe TMI Value Large Index. Das durchschnittliche Verhältnis zwischen Kurs und Gewinn beispielsweise sinkt von 24,06 im Gesamtmarktindex auf 18,89 im Value-Index.Aus Risikogesichtspunkten ist zudem wichtig: Der Anteil der Aktien, die zu einem hohen Vielfachen des Unternehmensgewinns notieren, geht im Value-Index erheblich gegenüber dem Gesamtmarkt zurück. Die meisten Unternehmen im Index weisen so ein niedriges KGV auf. Bei rund 40 % der Indextitel beträgt der Kurs lediglich das Fünf- bis Zehnfache des Gewinns.Mit Hilfe der Auswahl über die Dividendenrendite lässt sich ein Portfolio mit einem noch geringeren KGV herausfiltern. Das Verhältnis sinkt auf 12,97 und halbiert sich damit nahezu im Vergleich zum Index für den Gesamtmarkt. Offenbar ist die Dividendenrendite besonders effektiv, um Unternehmen mit einem vergleichsweise hohen Gewinn zu identifizieren – was nicht überrascht, da die Ausschüttungen in der Regel in einem engen Verhältnis zu den operativen Ergebnissen des Unternehmens stehen. KBV liegt meist unter 2Auch beim Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) lassen sich mit Hilfe der Auswahlmechanismen günstig bewertete Portfolios zusammenstellen. Während die Komponenten im Basisindex ein durchschnittliches KBV von 2,87 aufweisen, verringert sich dieser Wert im Portfolio des Value-Index auf nur noch 1,84. Auch hier schneidet das Dividendenportfolio besser ab: Das KBV sinkt auf einen Durchschnitt von 1,66. Ein Blick auf die detaillierte Verteilung zeigt zudem, wie besonders hoch bewertete Titel ausgeklammert werden. Anlagerisiken lassen sich so reduzieren. 70 % der Titel im Dividendenportfolio weisen ein KBV von weniger als 2 auf.Eine weitere wichtige Kennzahl, an der sich Value-Investoren orientieren, ist das erwartete Gewinnwachstum. Die Wachstumsrate sollte dabei, in Abgrenzung zu einem Growth-Ansatz, nicht allzu hoch sein. Hintergrund ist: Value-Investoren geht es um die Substanz des jeweiligen Wertes, weniger jedoch um die Wachstumsaussichten einer bestimmten Branche oder eines ausgewählten Marktes. Eine solche Bewertung der zukünftigen Entwicklung wird vielmehr als schwer prognostizierbar angesehen. Hohe erwartete Wachstumsraten deuten tendenziell auf Kurs- und Wachstumsfantasie der Unternehmen hin, die über die reine Bewertung ihrer Substanz hinausgeht. Value-Investoren wählen daher in der Regel Unternehmen aus, die sich nicht durch hohe erwartete Wachstumsraten auszeichnen. Das erwartete Gewinnwachstum der Unternehmen im Portfolio des Value-Index sinkt auf durchschnittlich 6,45 % gegenüber 11,04 % im Stoxx Europe TMI. Im Select Dividend Index geht das prognostizierte Gewinnwachstum der Unternehmen noch stärker zurück und beträgt lediglich 5,85 %. Stabile WertentwicklungDie überzeugenden Eigenschaften im Sinne eines Value Investments des Stoxx Europe Select Dividend 30 Index schlagen sich auch in einer vergleichsweise stabilen und kontinuierlichen Wertentwicklung nieder. Wichtigster Renditetreiber ist langfristig nicht die Dividendenrendite, sondern die Outperformance im Vergleich zu den marktbreiten Indizes. So erzielte der Stoxx Europe Select Dividend 30 Index seit 1998 gegenüber dem marktbreiten Vergleichsindex, dem Stoxx Europe 50, im Durchschnitt eine zusätzliche jährliche Wertsteigerung von 5,2 Prozentpunkten. Höhere Dividendenrenditen machten dagegen mit jährlichen Zusatzerträgen von 2,8 Prozentpunkten einen geringeren Anteil an der Outperformance aus. Allein während der Finanzkrise blieben die Dividendenportfolios in ihrer Wertentwicklung hinter dem Gesamtmarkt zurück. Damals litten sie unter dem vergleichsweise hohen Anteil an Finanztiteln.Wie der langfristige Performance-Beitrag zeigt, unterstützen Select-Dividend-Indizes eine langfristige positive Wertentwicklung durch eine Zusammenstellung der Portfolios im Sinne eines Value Investment. Reine Dividendenstrategien lassen sich jedoch mit neuen, innovativen Indexkonzepten besser umsetzen. Ein Beispiel dafür ist der Stoxx Europe Maximum Dividend 40 Index, mit dem sich eine erheblich höhere Dividendenrendite erzielen lässt. Denn der Index passt das Portfolio laufend an: Quartalsweise werden die jeweils 40 Titel mit der höchsten zu erwartenden Dividendenrendite ausgewählt. Je höher die Dividendenrendite der Aktie ist, desto größer ist ihr Anteil im Indexportfolio. Gleichzeitig wird auf eine hohe Liquidität der Indextitel geachtet. Denn die Zusammensetzung verändert sich beständig, da das Portfolio quartalsweise anhand der erwarteten Dividendenrendite angepasst wird. Der Index reagiert so zeitnah auf Marktdynamiken. Laufende AnpassungenAuch die Ländergewichtung im Portfolio des Stoxx Europe Maximum Dividend 40 Index variiert im Jahresverlauf: Weil britische Unternehmen ihre Dividenden oft erst in der zweiten Jahreshälfte ausschütten, dominieren in den ersten Monaten des Jahres besonders Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz. Durch die ständigen Indexanpassungen erhalten Investoren stets das Portfolio, das die höchsten Dividendenausschüttungen in den drei Folgemonaten verspricht. Die Dividendenrendite lässt sich hierdurch im Vergleich zu marktbreiten Indizes vervielfachen. Allerdings entstehen hierdurch auch höhere Transaktionskosten, die gerade bei einer langfristigen Anlage zu beachten sind.Die Zusammensetzung der Select-Dividend-Indizes dagegen bleibt vergleichsweise konstant. Sie sind nicht allein auf ein Ausschöpfen der Dividendensaison ausgerichtet. Vielmehr stellen sie anhand der Dividendenrendite ein Portfolio zusammen, das sich vor allem im Sinne eines Value Investments auszeichnet und so historisch bessere Renditen als der Gesamtmarkt erzielt hat. Value Investoren können daher auch auf das breite Angebot an Exchange Traded Funds (ETF) und Zertifikaten auf die Select-Dividend-Indizes zurückgreifen, um ihre Anlageziele einfach und effizient umzusetzen. Reine Dividendenjäger sind dagegen bei den Maximum-Dividend-Indizes besser aufgehoben. Sie verlängern die Dividendensaison durch eine kontinuierliche Anpassung des Portfolios und steigern so die Dividendenerträge.—Von Konrad Sippel, Global Head of Business Development bei Stoxx