Effizienz mit kontrollierter Innovation

Zahlungsverkehr neu denken mit GenKI

Ohne generative KI verliert der Zahlungsverkehr an Zukunftsfähigkeit – die LBBW zeigt, wie Banken mit kontrollierter Innovation Effizienz gewinnen und im Wettbewerb bestehen können.

Zahlungsverkehr neu denken mit GenKI

Landesbank modernisiert Zahlungsprozesse Schritt für Schritt

Wie die LBBW generative künstliche Intelligenz einsetzt – Von der E-Mail bis zur Betrugserkennung

wbr Frankfurt

Von außen betrachtet scheint der Zahlungsverkehr der Banken seit Jahren stabil zu laufen – effizient, digitalisiert, zuverlässig. Doch was auf den ersten Blick wie ein optimierter Prozess wirkt, ist aus Sicht von Stephan Paxmann alles andere als zukunftsträchtig. Der Leiter Digitalisierung & Innovation bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) machte beim Retail-Bankentag 2025 der Börsen-Zeitung klar: Ohne den intelligenten Einsatz generativer künstlicher Intelligenz (GenKI) werde der Zahlungsverkehr in naher Zukunft nicht mehr wettbewerbsfähig sein.

„Ohne generative KI wird es künftig keine moderne Zahlungsverkehrs- und Kundenbetreuung mehr geben – nicht aus technischer Spielerei, sondern aus Effizienznotwendigkeit“, so Paxmann . Doch anstatt auf Schlagworte oder Zukunftsversprechen zu setzen, konzentriert sich die LBBW auf konkrete Anwendungsfelder – und beginnt dort, wo der operative Alltag noch von Routinen, Papier und manueller Bearbeitung geprägt ist.

Potenzial in den Prozessen

Paxmann erläuterte, dass GenKI derzeit im eigentlichen Transaktionsprozess – also bei der reinen Überweisung oder Buchung – kaum eine Rolle spielt. „Ihr größtes Potenzial liegt in den Prozessen davor, danach und daneben.“ Genau dort setze die LBBW an: beim Sortieren von E-Mails mit Zahlungsaufträgen, beim Erkennen von Betrugsmustern oder beim automatisierten Beantworten von Kundenanfragen.

Besonders greifbar werde das Effizienzversprechen in Zahlen: „Allein durch den gezielten Einsatz generativer KI in einfachen Aufgaben könnten Banken sofort 25 bis 30% Effizienz gewinnen – ganz ohne große Systemumbrüche“, sagte Paxmann. Solche Einsparungen entstehen, wenn KI-gestützte Systeme Kontoauszüge analysieren, Rückläufer vorsortieren oder Risikoprofile aktualisieren – Tätigkeiten, die bislang oft manuell erfolgen.

Internes Wissen unter kontrollierten Bedingungen

Gleichzeitig warnte der Zahlungsverkehrsexperte der Landesbank davor, sich bei KI auf öffentlich verfügbare Sprachmodelle etwa von ChatGPT zu verlassen: „Wir setzen bei der LBBW nicht auf offene Sprachmodelle für Kundenkontakt – entscheidend ist der Zugriff auf internes Wissen unter kontrollierten Bedingungen.“ Die LBBW verfolge daher eine eigene KI-Strategie, bei der interne Datenräume, gesicherte Wissensquellen und modulare KI-Bausteine zum Einsatz kommen. Tools wie Retrieval-Augmented Generation (RAG) sollen dabei helfen, internes Fachwissen gezielt und sicher in Entscheidungen einfließen zu lassen.

Ein weiteres Zukunftsthema: sogenannte KI-Agenten, die eigenständig Entscheidungen treffen könnten und Prozesse dynamisch steuerten. Noch sei das Zukunftsmusik, aber erste Schritte – etwa im Kreditbereich – zeigen, wohin die Reise geht. Dabei betont Paxmann: Automatisierung müsse nachvollziehbar und modular sein, gerade im hochregulierten Umfeld der Banken.

Convenience und Innovation als Treiber

Wenig überraschend war Paxmanns deutliche Mahnung, sich nicht auf dem Status quo auszuruhen: „Wir Banken dürfen uns nicht darauf verlassen, dass etablierte Zahlungssysteme ausreichen – der Markt wird längst von Convenience und Innovation getrieben.“ Zahlungsdienste von Drittanbietern wie beispielsweise Paypal, Blockchain-basierte Stablecoins oder Plattformlösungen würden in den Alltag der Kunden drängen – Geschwindigkeit, Personalisierung und Verfügbarkeit setzten neue Standards.

Die LBBW antwortet darauf mit Pragmatismus. Anstatt auf große Sprünge zu hoffen, setzt sie auf skalierbare Plattformen, frühe Einbindung von Datenschutz und Betriebsrat sowie die Integration von GenKI in bestehende Prozesse. Der Weg sei klar, so Paxmann: „Starten, lernen, skalieren.“

Sein Appell zum Schluss richtet sich an alle Banken, die glauben, sich Zeit lassen zu können: „Wer GenKI nicht aktiv nutzt, wird bald von denen überholt, die es tun.“

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