Zertifikatebranche hält Geschäft über Wasser

Im turbulenten Börsenjahr bleibt Volumen stabil

Zertifikatebranche hält Geschäft über Wasser

jsc Frankfurt – Die deutschen Zertifikateemittenten haben den Kursrutsch an den Börsen im vergangenen Jahr weitgehend überbrückt: Zum Jahresende wiesen die erfassten Adressen 63,0 Mrd. Euro aus und damit fast genauso viele wie im Jahr zuvor, als 63,4 Mrd. Euro erreicht worden waren, berichtet der Deutsche Derivate Verband (DDV). Allerdings brachte der Dezember, als die Börsen weltweit besonders stark nachgaben, einen Wertverlust des Bestands von 2,8 Mrd. Euro mit sich.Der Vertrieb der Papiere ist intakt, wie der geschäftsführende Vorstand Henning Bergmann und Geschäftsführer Lars Brandau am Donnerstag in einem Pressegespräch in Frankfurt deutlich machten. Zwei Drittel des Neugeschäfts entfallen demnach auf die öffentlich-rechtliche sowie auf die genossenschaftliche Finanzgruppe. Einen breiten Vertrieb hat die DZ Bank aufgebaut, die über die Volks- und Raiffeisenbanken Privatleute erreicht. Die Sparkassenadresse DekaBank hat das Segment 2013 betreten und seither deutlich aufgeholt. Per Ende September – neuere Daten gibt es noch nicht – rangierte die DekaBank knapp hinter der Rivalin. Beide Institute erreichen ein Volumen von rund 12 Mrd. Euro. Mit jeweils gut 8 Mrd. Euro folgen die Landesbanken LBBW und Helaba.Zertifikate umfassen diverse Kategorien, von den weitgehend sicheren strukturierten Anleihen, die gewöhnlichen Zinsprodukten ähneln und auf ein Volumen von 19,8 Mrd. Euro kommen, über Express-Zertifikate (14,8 Mrd. Euro), die an einen Aktien- oder Indexkurs gekoppelt sind und je nach Kursentwicklung eine vorzeitige Rückzahlung vorsehen, bis hin zu spekulativen Hebelprodukten, die typischerweise über Plattformen von Privatleuten erworben werden und auf 1,4 Mrd. Euro kommen. Die Finanzaufsicht hat zuweilen für bestimmte, besonders riskante Produkte ein Vertriebsverbot ausgesprochen – etwa für binäre Optionen, die nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip eine Auszahlung vorsehen oder aussetzen. Davon sei das Geschäft der deutschen Häuser aber nicht betroffen, sagte Bergmann. Die Selbstverpflichtung der Branche, den Vertrieb von bonitätsabhängigen Schuldverschreibungen zum Teil einzuschränken, um damit einem Vertriebsverbot der Finanzaufsicht BaFin zu vermeiden, hinterlässt aber Spuren: Die Papiere, die in ihrer Beschaffenheit zum Teil Anleihen ähneln, erreichen per Jahresende ein Volumen von 4,1 Mrd. Euro nach 5,0 Mrd. Euro im Jahr zuvor.Zinslastige Papiere mit Kapitalschutz könnten für Anleger als Einstieg in Wertpapiere geeignet sein, sagte Bergmann. Üblicherweise verkaufe ein Berater Zertifikate aber nur an Anleger, die zuvor bereits in Fonds investiert hätten. Hebelprodukte spielten im gewöhnlichen Vertrieb kaum eine Rolle, ergänzte Brandau.