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Corona hat Lufthansa im Würgegriff

Die Coronakrise hat die Lufthansa wegen der vielen Reisebeschränkungen weltweit nach wie vor fest im Griff. „Die Lage ist immer noch dramatisch für uns“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr vor wenigen Tagen. Am Donnerstag der vergangenen Woche...

Corona hat Lufthansa im Würgegriff

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Die Coronakrise hat die Lufthansa wegen der vielen Reisebeschränkungen weltweit nach wie vor fest im Griff. „Die Lage ist immer noch dramatisch für uns“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr vor wenigen Tagen. Am Donnerstag der vergangenen Woche beispielsweise habe die Fluggesellschaft gerade einmal 9% der Passagiere im Vergleich zum Normalbetrieb vor der Krise befördert. Im gesamten laufenden ersten Quartal dürften deutlich weniger als 20% des Vorkrisenangebots abgeflogen werden.

Über 500 von 800 Flugzeugen sind noch immer geparkt, weil sie nicht gebraucht werden. Viele Flüge wickelt die Lufthansa mit nur 20, 30 Gästen an Bord ab, allein um Luftfracht zu befördern. Nach wie vor verliert der Konzern rund 1 Mill. Euro alle zwei Stunden. Bis Jahresende hat jeder fünfte Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, so dass die Gruppe nur noch 111000 Beschäftigte hat. Bisher avisierte Zielgröße sind rund 100000 Mitarbeiter, so dass wahrscheinlich weitere Arbeitnehmer gehen müssen.

Dennoch strahlt Konzernchef Carsten Spohr wieder deutlich mehr Zuversicht aus als während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020. Denn es wird zwar viel Geld verbrannt, aber eben nicht mehr so viel wie damals, als stündlich 1 Mill. Euro im Feuer standen – die schnell verhängten Sparmaßnahmen zeigen Wirkung. Das wird auch von den Finanzmärkten goutiert, zu denen Lufthansa anders als vor einem Jahr wieder Zugang hat. Gut angekommen ist dort natürlich auch, dass gleich vier Staaten – Deutschland, Österreich, die Schweiz und Belgien – dem Airline-Konzern mit insgesamt 9 Mrd. Euro unter die Arme gegriffen haben. „Wir wissen nun, dass Airlines gerettet werden und beispielsweise die Lufthansa nicht pleitegehen wird“, fasst ein Investor die Stimmung zusammen. „Wer einmal Geld gegeben hat, wird wieder welches geben.“

Diese positive Stimmung hat Lufthansa ausgenutzt und sich Anfang Februar über eine neue Anleihe in zwei Tranchen 1,6 Mrd. Euro besorgt. Sie addieren sich zu den Mittelaufnahmen von insgesamt 2,1 Mrd. Euro im vergangenen Jahr und stellen damit die Refinanzierung sämtlicher Verbindlichkeiten des Konzerns im laufenden Jahr sicher, wie mitgeteilt wurde. Darüber hinaus verfügt die schwer angeschlagene Fluggesellschaft damit über genügend Spielraum, um den KfW-Kredit über 1 Mrd. Euro zu tilgen. Angesichts des nach wie vor schwierigen Umfelds für die gesamte Luftverkehrsbranche ließ die Lufthansa vor zwei Wochen aber auch wissen, dass es „wahrscheinlich“ sei, dass „weitere Elemente des Stabilisierungspakets“ in Anspruch genommen würden. Bis zum 30. September hatte die Lufthansa davon insgesamt 2,7 Mrd. Euro gezogen (vgl. BZ vom 5. Februar).

Bei der Zahlenvorlage am Donnerstag nächster Woche dürfte es trotz dieser einzelnen finanziellen Lichtblicke alles in allem aber düster aussehen. Nach den ersten neun Monaten hatte Lufthansa bereits einen Konzernverlust von knapp 5,6 Mrd. Euro aufgehäuft, bei Verkehrserlösen von 7,7 Mrd. Euro. Allein die Netzwerk-Airlines des Konzerns hatten ein negatives Ebit von fast 3,7 Mrd. Euro erwirtschaftet, da wirkte das bereinigte Ebit von 446 Mill. Euro bei Lufthansa Cargo nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Der negative operative Cash-flow summierte sich auf fast 1,6 Mrd. Euro, der freie Cash-flow war im Vergleich zum Vorjahr von 685 Mill. auf knapp –2,6 Mrd. Euro gerauscht – unter anderem wegen der nun weitgehend abgearbeiteten Rückzahlungen für ausgefallene Flüge.

Einen positiven operativen Cashflow schaffen wird Lufthansa laut Konzernchef Spohr erst, wenn das Angebot wieder rund 50% des Vorkrisenniveaus erreicht hat. Wann genau das sein wird, ist nicht absehbar. Es wird mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen, dass im Gesamtjahr 2021 nur 40 bis 50% des Vorkrisenangebots erreicht wird. Immerhin rechnet Spohr früheren Angaben zufolge damit, 2021 in einzelnen Monaten cashpositiv abschließen zu können.