Geldwäscheverdacht

Erhebliche Mängel bei Grenke

Vom Verdacht der Geldwäsche sieht sich die Grenke AG reingewaschen. Der von der Finanzaufsicht BaFin beauftragte Wirtschaftsprüfer Mazars konstatiert in einem Zwischenbericht aber schwere Mängel bei der Geldwäscheprävention sowie Verstöße gegen die Mindestanforderungen an das Risikomanagement.

Erhebliche Mängel bei Grenke

spe Stuttgart

Die Grenke AG in Baden-Baden sieht sich vom Vorwurf der Geldwäsche entlastet. Laut einem Zwischenbericht der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mit einer Sonderprüfung beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars haben sich dafür keine Hinweise ergeben, teilte der Leasingspezialist gestern mit. Die Prüfer attestieren dem Unternehmen allerdings, dass die internen Kontrollmaßnahmen für die Geldwäscheprävention nicht effektiv seien und die sachliche wie personelle Ausstattung der Funktion des Geldwäschebeauftragten wesentliche Mängel aufweise. Die Vorstandsvorsitzende Antje Leminsky sowie CFO Sebastian Hirsch gestanden zu, dass es sich hierbei um „mangelndes Handwerk“ gehandelt habe.

Dasselbe gilt laut dem Bericht, den die BaFin noch nicht abschließend bewertet hat, für die Geldwäscheprävention der Grenke Bank, die die gesetzlichen Regeln nicht voll erfülle. Es wird allerdings betont, dass es keine Anhaltspunkte gegeben habe, dass die Grenke Bank systematisch und aktiv der Geldwäsche Vorschub geleistet habe. Als schwerwiegend stuft Mazars indessen Verstöße gegen die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) ein. Gemeint sind damit eine Reihe von Kreditvergaben an kleine und mittlere Unternehmen, die sich zwar auf nur 37 Mill. Euro summieren, für die aber keine beziehungsweise keine ausreichenden Sicherheiten ge­währt wurden.

Wie es weiter hieß, gebe es an dem rechtlichen Bestand und wirtschaftlichen Gehalt der Leasingverträge mit ausstehenden Forderungen in Höhe von 5,6 Mrd. Euro keine Zweifel. „Unser Geschäftsmodell ist intakt“, sagte dazu Leminsky. Nach Veröffentlichung des Zwischenberichts von Mazars machte die Grenke-Aktie gestern einen Freudensprung in der Spitze um 15% auf über 34 Euro. Die Gané-Aktiengesellschaft, die rund 4% an Grenke hält, erklärte gestern, dass der Zwischenbericht von Mazars „einen positiven Wendepunkt“ darstelle. „Die verbliebenen Mängel und Feststellungen zum internen Kontrollsystem, zu interner Revision, Compliance und Dokumentationspflichten sollten sich zügig beheben lassen“, sagte Gané-Vorstand Uwe Rathausky.

Bekanntlich war Grenke im September vergangenen Jahres ins Visier des britischen Leerverkäufers Fraser Perring geraten, der dem SDax-Unternehmen bis heute Betrug, Geldwäsche und Bilanzfälschung vorwirft. Daraufhin war der Grenke-Kurs bis auf 27,40 Euro in die Knie gegangen. Außerdem hält Perring Grenke vor, über die zwischengeschaltete Firma CTP Handels- und Beteiligungs GmbH überhöhte Preise für Franchisefirmen bezahlt zu haben. Mazars konstatierte hierzu, dass die Kaufpreise zwar nicht systematisch überzeichnet gewesen seien, kritisierte allerdings die Rendite für die CTP sowie andere Investoren „ex post als überhöht“. Damit bleibt die Frage offen, wer eventuell doch von zu teuren Firmenverkäufen an die Grenke AG profitiert haben könnte.

Außerdem kommen die Prüfer zu dem Schluss, dass die Franchisefirmen bereits mit ihrer Gründung hätten konsolidiert werden müssen. Dies soll nun nachgeholt werden. Entsprechend hatte sich der Vorstand bereits im Oktober geäußert.

Aufgrund dieser Neueinschätzung würden im Konzernabschluss für 2020 auch die Vergleichszahlen für 2019 korrigiert, sagte Hirsch. Die rückwirkende Vollkonsolidierung führt demnach ausschließlich in der IFRS-Bilanz zu einer veränderten Darstellung der Unternehmenserwerbe. Da die Bilanzierung der Firmenkäufe direkt über das Eigenkapital erfolge, reduziert sich dieses um rund 90 Mill. Euro. Nach vorläufigen Berechnungen gab Hirsch die bilanzielle Eigenkapitalquote mit 16% an.

Der CFO betonte, dass die Vollkonsolidierung der Franchiseunternehmen im Geschäftsjahr 2019 nahezu ergebnisneutral gewesen wäre. Auf das Geschäftsergebnis 2020, das erst im zweiten Quartal veröffentlicht wird, wirke sich die Vollkonsolidierung aufgrund der entfallenden Goodwill-Abschreibungen positiv aus. Für das Geschäftsjahr 2020 erwartet Hirsch ein Nachsteuerergebnis im oberen zweistelligen Bereich nach 142 Mill. Euro im Vorjahr.