EU-Standards bremsen Wandel
EU-Nachhaltigkeitsstandards bremsen Transformation
Studie von Aktieninstitut und EY zeigt Kritik an ESG-Regeln
wbr Frankfurt
Deutsche CFOs wünschen sich klare, praktikable und international vergleichbare EU-Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Dies zeigt eine Studie des Deutschen Aktieninstituts und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Die Studie basiert auf einer Umfrage unter den 160 Finanzvorständen der DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen.
Der Studie zufolge bezeichnen 90% der Befragten die Umsetzung der europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) als schwierig, weil sie komplex seien. Die ESRS sind zentraler Bestandteil der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Die ersten größeren Unternehmen haben jetzt für 2024 die Berichte vorgelegt.
Unklare Auslegung der Vorgaben
Das Erheben von ESG-Daten binde erhebliche Ressourcen, ohne einen Mehrwert für operative oder strategische Entscheidungen zu liefern, heißt es in der Studie von Aktieninstitut und EY. 98% der Befragten bemängeln die unklare Auslegung der Vorgaben. Die Teilnehmer würden im Mittel 364 Datenpunkte in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance für ihre ESG-Berichte erheben. Im Extremfall können es mehr als 1.000 Datenpunkte sein. Allerdings seien davon nur 25 Datenpunkte steuerungsrelevant, so das Ergebnis der Studie. Die Umfrageteilnehmer fordern daher eine starke Reduzierung der ESRS-Datenpunkte. Im Mittelpunkt sollte die Nachhaltigkeit stehen, nicht die Papierarbeit.
63% der befragten Unternehmen sehen die aktuelle ESG-Regulierung als Bremse für die Transformation. Sie bemängeln, dass sie gezwungen würden, zu viel Energie in administrative Aufgaben zu stecken und damit Zeit für die Umsetzung von Nachhaltigkeit verloren geht.
Hebel der Transformation
„Die Unternehmen stehen zum Ziel der nachhaltigen Transformation. Es gilt nun, mit Omnibus die Regulierung anwendungstauglich, zielorientiert und wettbewerbsfähig zu machen“, sagt Henriette Peucker, geschäftsführende Vorständin des Aktieninstituts. Aus ihrer Sicht böten die Vereinfachungen des Omnibus-I-Verfahrens die Chance, die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu einem wirkungsvollen Hebel der Transformation zu machen.
Um die europäische Nachhaltigkeitsberichterstattung effizient zu gestalten und die Akzeptanz der ESG-Regulierung zu erhöhen, schlägt das Deutsche Aktieninstitut vor, die Datenpunkte deutlich zu reduzieren und einen pragmatischen Ansatz für die Klimaberichterstattung zu wählen.
Mehr Rechtssicherheit nötig
„Ich wünsche mir, dass wir schnell Klarheit und Rechtssicherheit zum Anwendungsbereich und Umfang der Berichterstattung bekommen“, sagt Jan Brorhilker, Managing Partner bei EY. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung als Bürokratiethema wahrgenommen werde.
Knapp 20% der befragten Unternehmen äußerten sich auch zur EU-Taxonomie. Sie halten die Vorschriften der Taxonomie für nicht zielführend und merken an, dass die EU-Taxonomie in der aktuellen Form keinen Beitrag zur Unternehmensfinanzierung leiste. Zudem decke sie bestimmte Geschäftsmodelle nicht ab. Daher sollte die Verbindlichkeit der EU-Taxonomie überdacht werden.