Automobilindustrie

EU-Neuzulassungen brechen ein

Nach dem starken Dezember ist der Autoabsatz in der Europäischen Union im Januar kräftig eingebrochen. Vor allem elektrifizierte Fahrzeuge waren zum Jahresbeginn weniger gefragt.

EU-Neuzulassungen brechen ein

scd Frankfurt

– Die Einschränkungen zur Pandemiebekämpfung und ein starker Endspurt im Dezember zur Erfüllung der CO2-Flottenemissionsziele der EU haben den europäischen Neuwagenmarkt im Januar um fast ein Viertel einbrechen lassen. Der Siegeszug der elektrifizierten Antriebe hat sich dabei nicht in allen großen Märkten fortgesetzt. In Spanien schrumpfte der Anteil elektrifizierter Neufahrzeuge sogar um satte 37%. Allerdings schnitten die batterieelektrisch oder Plug-in-Hybrid angetriebenen Fahrzeuge damit immer noch besser ab als der Gesamtmarkt, in dem sich die Neuzulassungen mehr als halbierten. Damit war Spanien das Schlusslicht unter den großen europäischen Märkten. Die beste Entwicklung im Januar legte der französische Automarkt mit einem Minus von nur 6% hin. Die Elektro-Zulassungen lagen hier im Januar nur auf Vorjahresniveau. Derweil legten die Verkäufe der elektrifizierten Autos in Deutschland, Italien und Großbritannien weiter kräftig zu, wenn auch deutlich weniger stark als in den vergangenen Monaten.

„Die unterschiedlich starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens bestimmen derzeit die Lage auf den Neuwagenmärkten. Hinzu kommen allerdings in einigen Ländern staatliche Unterstützungen, Abwrackprämien, Zuschüsse und Steuererleichterungen, was die große Spannbreite erklärt“, bewertet EY-Partner Peter Fuß das heterogene Bild. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte, ein Teil des sehr schwachen Abschneidens elektrischer Antriebe hänge auch mit der hohen Zulassungszahl im Dezember zusammen, die Unternehmen vorgenommen hätten, um Absatzziele oder Flottenemissionsgrenzwerte zu treffen und damit Strafzahlungen zu vermeiden. Ein Extrembeispiel – wenn auch nicht, um Flottenemissionsziele zu erreichen – sei Tesla gewesen. Der Elektroautopionier habe den Vertriebskanal in Europa mit Fahrzeugen volllaufen lassen – wohl um das Ziel von 500000 Auslieferungen zu schaffen. In Norwegen sei etwa jede zweite Zulassung der Amerikaner 2020 im Dezember erfolgt.

Fuß rechnet damit, dass das Elektroauto-Segment in den kommenden Monaten wieder stärker wächst. „Dafür werden auch die neuen Modelle sorgen, die für den weiteren Jahresverlauf angekündigt sind und die das Kundeninteresse nochmals anfachen werden.“ Deutschland könnte dabei zu Europas Zentrum der E-Mobilität werden. Die drei großen deutschen Autobauer haben ihre E-Auto-Kompetenz ohnehin hierzulande angesiedelt. Nach Tesla, deren neues Werk in Grünheide im Sommer die Produktion starten soll, hat nun Ford angekündigt, 1 Mrd. Euro in das Kölner Werk zu investieren, um dort ab 2023 elektrische Fahrzeuge auf Basis des modularen E-Baukastens von Partner VW zu bauen.

Verbrenner unter Druck

Verbrenner stehen derweil massiv unter Druck: Während Elektroautos und Plug-in-Hybride zusammen in den Top-5-Märkten selbst im schwachen Januar noch um 57% zulegten, verzeichneten Benziner und Selbstzünder Rückgänge um 42 bzw. 41%. Hatten im Januar 2020 noch mehr als vier von fünf Neuzulassungen einen Verbrennungsmotor, waren es im 2021 weniger als zwei von drei.

EY-Partner Fuß rechnet mit einem schwierigen Start ins Jahr. „In vielen Ländern gibt es geschlossene Autohäuser, Ausgangssperren, massive Umsatzeinbußen in vielen Wirtschaftszweigen. Das belastet den Neuwagenabsatz erheblich.“ Hinzu kämen die Engpässe bei der Chip-Produktion sowie mögliche Unterbrechungen der Lieferketten wegen geschlossener Grenzen.