Steigende Energiepreise könnten die Europäische Zentralbank nach den Worten von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel zu einem Vorgehen gegen die Inflation zwingen. Die Geldpolitik müsse handeln, um die Preisstabilität zu gewährleisten, „wenn die künftige Entwicklung der Energiepreise die Gesamtinflation mittelfristig über unser Ziel hinauszutreiben droht“, sagte Schnabel am Samstag in einer Rede anlässlich des virtuellen Jahrestreffens der American Finance Association

Die Wende zu grünen Energiequellen beinhalte das Risiko einer mittelfristig höheren Inflation. Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen erklärte Schnabel, bislang gebe es zwar keine Anzeichen für breitere Zweitrundeneffekte. Das Lohnwachstum und die Forderungen der Gewerkschaften seien vergleichsweise moderat geblieben. „In einem Umfeld großer Ersparnisüberschüsse und langwieriger Versorgungsunterbrechungen könnte die Energiewende jedoch dazu führen, dass die Inflation länger höher bleibt, wodurch sich das Risiko einer Destabilisierung der Inflationserwartungen erhöhen könnte“, mahnte Schnabel.

Die Inflation im Euro-Raum ist im Dezember auf ein Rekordhoch gestiegen. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 5,0% mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Statistik 1997.

Die EZB hat kürzlich ihre Inflationsprognose für das neue Jahr auf 3,2% angehoben und damit fast verdoppelt. In den Reihen der EZB-Währungsmanager sind zuletzt Warnungen vor einer länger anhaltenden hohen Inflation laut geworden.