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Facebook kooperiert auch mit deutschen Verlagen

Für Facebook News hat das weltgrößte soziale Netzwerk nun auch mit deutschen Verlagen Vereinbarungen zur Bezahlung von Inhalten getroffen. Kritik kommt von Springer

Facebook kooperiert auch mit deutschen Verlagen

hei/Reuters Berlin

Kurz nach dem aufsehenerregenden Streit um das neue Mediengesetz in Australien will Facebook ab Mai in Deutschland einen größeren Fokus auf die Verbreitung von Nachrichteninhalten legen. Bei Facebook News sollen Nutzer künftig gezielt ausschließlich mit Medieninhalten versorgt werden, wie der für das News-Geschäft in Europa zuständige Manager Jesper Doub am Montag ankündigte. Als Partner seien unter anderem „Die Zeit“, „Der Spiegel“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ), „taz“ oder Lokalzeitungen wie „Münchner Merkur“ oder „Hamburger Morgenpost“ gewonnen worden. Weitere sollen noch folgen.

Spiegel und FAZ gehörten im vergan­genen Jahr auch zu den Vertragspartnern der ersten Stunde bei Google. Der Internet-Riese, der in Australien auch schon früher als Facebook beigedreht hatte und eine Vereinbarung mit News Corp schloss, weitet seine Kooperationsoffensive ebenfalls aus.

Der Springer Verlag, der diese bilateralen kommerziellen Verhandlungen zwischen den mächtigen Technologiegiganten und einzelnen Verlagen von Beginn an kritisiert hatte, will zum Start im Mai mit seinen Marken und Zeitungen „Bild“ und „Welt“ nicht dabei sein. „Wir halten die Versuche einiger Plattformen für problematisch, einerseits selbst zu Nachrichtenmedien zu werden und andererseits einige zuliefernde Verlage mit unangemessen niedrigen Vergütungen abzuspeisen“, sagte ein Sprecher. Man setze vielmehr „auf ein europäisches Copyright, das transparent alle Verlage an einer angemessenen Vergütung teilhaben lässt“.

Facebook-Manager Doub betonte: „Ein Teil unser Nutzer will mehr Nachrichten lesen.“ Das weltgrößte soziale Netzwerk will in den kommenden drei Jahren seine Investitionen in die Medienindustrie auf 1 Mrd. Dollar ausbauen – Facebook News gibt es bereits in den USA und Großbritannien. Laut Doub soll es bald auch in Frankreich losgehen. Wie viel Geld Facebook für den Deutschland-Start von Facebook News in die Hand nimmt, verriet das Unternehmen nicht. Man werde für zusätzliche Links zahlen, die über den Umfang hinausgingen, den Verlage bereits heute selbst auf Facebook posteten, sagte Doub.

Die beteiligten Verlage versprechen sich vor allem mehr Reichweite von der Kooperation. Gruner+Jahr macht nach Worten von Digital-Manager Arne Wolter mit, um mehr Stammnutzer und letztlich mehr Abonnenten zu gewinnen.

Der Branchenverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) begrüßte, dass Facebook offensichtlich erkannt habe, dass mehr Reichweite allein keine angemessene Währung für die Verwendung von Inhalten Dritter sei. „Zur Refinanzierung muss auch Geld fließen.“ Einzelne journalistische Angebote dürften dabei nicht bevorzugt werden.

In Deutschland steht die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Neugestaltung des Leistungsschutzrechts im Sommer an.