Finanzmarktkalender18. November

RTL erreicht Jahresziele wohl nicht

Die erhoffte Erholung im Weihnachtsgeschäft bleibt aus, der deutsche Fernsehwerbemarkt schrumpft in diesem Jahr. Es wäre deshalb keine Überraschung, wenn nach ProSiebenSat.1 auch RTL die Geschäftsziele senkt.

RTL erreicht Jahresziele wohl nicht

RTL erreicht Jahresziele wohl nicht

jh München

Von einer Belebung des Fernsehwerbegeschäfts ist nichts zu sehen. Das trifft die privaten Sendergruppen RTL und ProSiebenSat.1 hart. Umsatz und Ergebnis beider Konzerne sinken. RTL gibt die Zahlen für das dritte Quartal am 18. November bekannt, ProSiebenSat.1 meldete am Mittwoch für Juli bis September einen Rückgang des Umsatzes um 7%. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) sank sogar um 27%.

Zwar halten sich die Werbeerlöse mit digitalen Angeboten wie den Streamingplattformen RTL+ und Joyn von ProSiebenSat.1 stabil. Doch das kann den Volumenrückgang der klassischen TV-Reklame nicht aufwiegen. Von September bis Dezember fällt das besonders stark ins Gewicht: Die letzten vier Monate im Jahr sind wegen des Weihnachtsgeschäfts die ertragreichsten. ProSiebenSat.1 zum Beispiel erzielte häufig im Schlussquartal mehr als 40% des operativen Gewinns eines ganzen Jahres. Werbung liefert operative Margen von mehr als 20%.

Branchenverband erwartet Minus von 7 Prozent

In diesem Jahr zeichnet sich längst ab, dass es angesichts der Konjunkturflaute in Deutschland mit einer Erholung nichts wird – obwohl das Schlussquartal 2024 sehr schwach war. Mitte September hatte ProSiebenSat.1 die Geschäftsprognose für 2025 gesenkt. Jetzt bestätigte das Unternehmen die Vorhersage für den Umsatz, reduzierte aber das obere Ende für die Ergebnisspanne. Der Branchenverband Vaunet rechnet damit, dass die Werbung im deutschen Fernsehen um 7% auf 3,3 Mrd. Euro sinkt.

Aus dem von RTL-Vorstandschef Thomas Rabe erhofften Anstieg der Werbeeinnahmen der Gruppe um 2 bis 3% im zweiten Halbjahr wird wohl nichts. Denn auch das Geschäft in Frankreich, wo RTL den Sender M6 betreibt, ist schwach. M6 erwartet einen schrumpfenden Fernsehwerbemarkt im Schlussquartal. Es wäre deshalb keine Überraschung, wenn sich RTL am 18. November ebenfalls von den bisherigen Jahreszielen verabschiedet.

Streaminggeschäft wächst

Im ersten Halbjahr war der Umsatz der RTL-Gruppe um gut 3% auf 2,78 Mrd. Euro zurückgegangen. Das lag nicht nur am trägen Fernsehwerbemarkt, sondern auch am schrumpfenden Produktionsgeschäft des Tochterunternehmens Fremantle. Das bereinigte operative Ergebnis nach Abschreibungen (Ebita) nahm auf 160 (i.V. 172) Mill. Euro ab. Als Marge blieben 5,8 (6,0)% übrig.

Immerhin wachsen die Streamingumsätze weiter – in den ersten sechs Monaten um etwas mehr als ein Viertel. Zu dem Geschäft gehören auch M6+ in Frankreich und RTL+ in Ungarn. Allerdings belastet Streaming die Profitabilität noch mit Anlaufverlusten. Immerhin hat sich das Defizit dieser Sparte im ersten Halbjahr auf 34 (84) Mill. Euro mehr als halbiert.

Branche im Umbruch

Im deutschen Privatfernsehen ist viel in Bewegung. Der italienische Konzern Media for Europe hat die Dreiviertelmehrheit von ProSiebenSat.1 erworben und vor kurzem den kompletten Vorstand ausgetauscht. RTL will das Bezahlfernseh- und Streamingunternehmen Sky Deutschland übernehmen und erhofft sich dafür eine Genehmigung der Europäischen Wettbewerbskommission nicht allzu spät im nächsten Jahr. Und RTL hat den Franzosen Clément Schwebig als neuen CEO angekündigt.

18. November