Klumpenrisiko

Greensill Bank im Visier der BaFin

Die Bremer Greensill Bank soll ihre Ausleihungen an Unternehmen, die mit dem britisch-indischen Unternehmer Sanjeev Gupta in Verbindung stehen, reduzieren.

Greensill Bank im Visier der BaFin

ste Hamburg

Die Bremer Greensill Bank soll ihre Ausleihungen an Unternehmen, die mit dem britisch-indischen Unternehmer Sanjeev Gupta in Verbindung stehen, reduzieren. Die BaFin habe dies unlängst gefordert, berichtete die „Financial Times“ (FT) unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen. Die Aufseher nehmen die Bücher der Bank wegen eines möglichen Klumpenrisikos unter die Lupe.

Die Bedenken sind nicht neu. Im vergangenen Sommer berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, die Greensill Bank, deren Bilanzsumme und Kundenkredite sich 2019 auf 3,8 Mrd. (i.V. 666 Mill.) Euro bzw. 2,85 Mrd. (499 Mill.) fast versechsfacht hatten und die über die Raisin-Plattform Weltsparen Einlagen einsammelt, sei ins Visier der BaFin und auch der Einlagensicherung des Privatbankenlagers geraten. Im Verlauf des Jahres 2019 sollen die Darlehen in Verbindung mit der GFG Alliance, der Unternehmensgruppe von Gupta und dessen Familie mit einem Jahresumsatz von insgesamt 20 Mrd. Dollar, auf rund 1,5 Mrd. Euro gestiegen sein.

Die Optionen für den von dem japanischen Investor Softbank unterstützten Gesellschafter der Bank, Greensill Capital, bestünden in der Veräußerung der mit Gupta in Verbindung stehenden Schulden oder in der Zuführung von mehr Kapital für die Bank, meldete die FT nun. Der Bericht erschien in der vorigen Woche fast zeitgleich mit der Entscheidung von Thyssenkrupp, das Übernahmeangebot für das Stahlgeschäft des Essener Konzerns durch die britische Liberty Steel abzulehnen. Liberty Steel ist Teil der GFG Alliance, deren Expansion zu einem erheblichen Teil durch die Greensill Bank refinanziert wurde.

Das zuvor als Nordfinanz Bank (NF Bank) firmierende Institut, deren Geschichte in das Jahr 1927 zurückreicht, war 2013 von dem australischen Investmentbanker Lex Greensill übernommen worden. Ende 2017 wurde Greensill Capital Alleinaktionärin, seit Ende 2019 hält die australische Greensill Capital PTY die Anteile. Mit der Umfirmierung zur Greensill Bank änderte sich auch die Geschäftsausrichtung des Instituts. Die filiallose Bank fokussiert sich auf die Refinanzierung und Übernahme des Bonitätsrisikos für einzelne Engagements von Greensill Capital. Diese sind in Form von Lieferkettenfinanzierung und dem Ankauf von Kundenforderungen im Bereich Working Capital Solutions angesiedelt.

Greensill Capital erklärte gegenüber der FT, die Greensill Bank liege mit der Kapitalausstattung deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen. Die Ratingagentur Scope stuft das Emittentenrating der Bank, die Mitglied im Bundesverband deutscher Banken (BdB) ist und die der Einlagensicherung des Privatbankenlagers angeschlossen ist, mit „BBB+“ und negativem Ausblick ein.

Greensill Capital, die 2018 mit für Gupta-Unternehmen arrangierten Anlagen in die Krise des Schweizer Vermögensverwalters GAM verwickelt war, hat den Zeitungsdarstellungen zufolge selbst unlängst versucht, neue Gelder bei Investoren einzuwerben. Dabei hätten sich allerdings Verzögerungen ergeben.