Einkaufsmanagerindizes

Hochstimmung schürt Inflationssorgen

Die Einkaufsmanagerindizes der Industrie in Euroland legen unerwartet kräftig zu. Das nährt die Debatte über eine Rückkehr der Inflation –zumal Einkaufs- und Erzeugerpreise anziehen. Die Dienstleister leiden weiter.

Hochstimmung schürt Inflationssorgen

rec Frankfurt

Die Industrie in der Eurozone befindet sich jüngsten Umfragen unter Einkaufsmanagern zufolge in ungeahnter Hochstimmung. Der überraschend kräftige Frühjahrsaufschwung geht indes einher mit zunehmenden Sorgen vor einem bevorstehenden Inflationsschub. Hingegen wird die Lage im Dienstleistungssektor vor dem Hintergrund monatelanger Teil-Lockdowns zur Eindämmung der Pandemie immer trüber, was die Zweiteilung der Konjunktur manifestiert.

Chris Williamson, Chefvolkswirt des Datendienstleisters IHS Markit, sagte: „Dank der beeindruckenden Performance der deutschen Industrie und dem Trend zu wieder stärkeren Produktionssteigerungen in den übrigen Ländern fiel das Produktionswachstum im Februar insgesamt so stark aus wie selten zuvor in den zurückliegenden drei Jahren.“ Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in Euroland legte IHS Markit zufolge auf 57,7 Punkte zu. Werte ab 50 signalisieren Wachstum. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einem leichten Minus gerechnet. Der Boom im Industriesektor kaschiert das Leiden der Dienstleister, deren Stimmung auf 44,7 Punkte abrutschte. Der Industrie und Dienste zusammenfassende Einkaufsmanagerindex PMI Composite stabilisierte sich bei 48,1 Punkten (siehe Grafik).

Preise ziehen stark an

Die hohe Nachfrage nach Industriegütern trifft auf zunehmende Engpässe bei Lieferanten. „Die Lieferverzögerungen bewegen sich auf Rekordniveau, was zum stärksten Anstieg der Einkaufspreise seit fast zehn Jahren geführt hat“, konstatiert Williamson. Das schürt die intensiv geführte Debatte über eine Rückkehr der Inflation, zumal „die schwache Verbrauchernachfrage“ Williamson zufolge den Preisdruck noch dämpft. Im Laufe des Jahres dürften die Teuerungsraten an das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp 2% heranrücken oder dieses übersteigen, insbesondere in Deutschland. In der EZB herrscht die verbreitete Auffassung, dass es sich um ein temporäres Aufflackern handelt. Sie dürfte deshalb trotz steigender Inflationsraten an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festhalten.

In Deutschland sind die Erzeugerpreise nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) im Januar auf Monatssicht um 1,4% gestiegen, was einer Jahreszuwachsrate von 0,9% entspricht. Ausschlaggebend waren den Wiesbadener Statistikern zufolge höhere Stromkosten. Beide Werte lagen deutlich über den Erwartungen von Analysten, nachdem die Jahresrate über weite Strecken des vergangenen Jahres kontinuierlich gefallen war. Die hiesige Industrie expandiert ungeachtet der Lieferschwierigkeiten bei Halbleitern und Problemen mit Kontrollen an den Grenzen zu Tschechien und Tirol, die vor allem die Autoindustrie treffen. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sprang von 57,1 auf 60,6 Punkte. Weiteren Aufschluss wird das Ifo-Geschäftsklima geben, das am Montag veröffentlicht wird.

In Frankreich schnellte der PMI für die Industrie von 51,6 auf 55,0 Punkte. Für Italien und Spanien liegen keine Schnellschätzungen vor. Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil merkte an, dass die robusten „unternehmensnahen Dienstleistungen, die stark von der Entwicklung in der Industrie abhängen“, den Absturz im Dienstleistungssektor abfedern.

Auch Briten und USA stark

In Großbritannien hat sich die Unternehmensstimmung deutlich von ihrem Rückschlag zum Jahresstart erholt. Der Einkaufsmanagerindex von IHS Markit stieg gegenüber Januar um 8,6 Punkte auf 49,8 Zähler. Im Dienstleistungssektor verbesserte sich die Stimmung erheblich, sie deutet aber immer noch auf wirtschaftliche Schrumpfung an. In der Industrie stieg der Indikator nur leicht, steht aber klar über der Wachstumsmarke von 50 Punkten.

Auch in den USA hat sich die wirtschaftliche Erholung nochmals beschleunigt. Unternehmen berichteten von der stärksten Wirtschaftstätigkeit seit sechs Jahren, berichtete IHS Markit. Zum nach wie vor robusten Wachstum in der Industrie gesellte sich eine voranschreitende Erholung im von der Krise besonders getroffenen Dienstleistungssektor.