IM GESPRÄCH: TAEKO SETAISHI UND ROBERT BURGHART, ATLANTIS JAPAN OPPORTUNITIES FUND

"Aktien länger zu halten, ist besser"

Der erfolgreiche japanische Stock-Picker-Fonds bevorzugt langfristig erfolgreiche Geschäftsmodelle

"Aktien länger zu halten, ist besser"

Der Atlantis Japan Opportunities ist einer der erfolgreichsten Fonds auf japanische Nebenwerte. Im Gespräch der Börsen-Zeitung erläutern die Fondslenker ihren Investmentansatz und zeigen auf, warum sie den japanischen Markt als günstig erachten.Von Werner Rüppel, FrankfurtEiner der erfolgreichsten Fonds für japanische Nebenwerte ist der Atlantis Japan Opportunities Fund. Auf Sicht von fünf Jahren hat die Euro-Tranche des aktiv gemanagten Produkts laut Morningstar eine Performance von 17,0 % im Jahr erzielt und damit den Durchschnitt vergleichbarer Fonds um 3,8 Prozentpunkte im Jahr geschlagen. Im Jahr 2017 hat der Fonds sogar eine weit überdurchschnittliche Performance von 39,3 % erzielt, im laufenden Jahr war bis Ende November Verlust von 0,7 % zu verzeichnen. Die Börsen-Zeitung hat in Frankfurt mit den beiden Advisors des Fonds, Taeko Setaishi und Robert Burghart, während ihrer Europa-Reise gesprochen.Die Lenker des reinen Stock-Picker-Fonds sind natürlich in Tokio ansässig, besuchen aber ab und an europäische Investoren. Die Fondslenker sprechen meist mehrmals im Jahr mit den japanischen Unternehmen vor Ort, die für ihren Fonds in Frage kommen. Entscheidend für die Aktienauswahl sind denn auch rund 800 Treffen und Kontakte mit dem Management der Firmen im Jahr. Und bei Atlantis Investment Research ist man davon überzeugt, dass dies einer der effizientesten Methoden ist, um Portfoliorisiken zu minimieren und auf Dauer hohe Erträge zu generieren.Der Fonds ist ein Pure Play auf Dividendentitel und macht keinen Schnickschnack. Er investiert nur in Aktien, ist stets nahezu vollständig investiert, geht nicht short und hält keine Derivate. Angestrebt wird ein diversifiziertes Portfolio, das aber vollständig aktiv gemanagt wird und keinen Index abbilden will. Dazu hält der Fonds typischerweise Aktien von 50 bis 70 Unternehmen, wobei beim Kauf eine einzelne Position nicht mehr als 3 bis 4 % des Portfoliowerts ausmacht. Langfristig ausgerichtetDas Produkt ist nicht kurz-, sondern mittel- bis langfristig ausgerichtet. “Ich suche nach Aktien mit einem langfristig überzeugenden Geschäftsmodell”, erläutert Taeko Setaishi, die über mehr als 20 Jahre Investmenterfahrung verfügt für die Auswahl der einzelnen Titel zuständig ist. “Nicht zu handeln und Aktien länger zu halten, ist besser.” Dabei schaut Setaishi stets auf das einzelne Unternehmen und orientiert sich nicht an den Gewichten einzelner Branchen im marktbreiten Topix-Index. Wichtig ist für die Stock-Pickerin nachhaltiges Wachstum einer Firma, wobei sie gerne in Unternehmen investiert, die von der demografischen Entwicklung Japans profitieren.Denn dass die Alten mehr in Japan werden und dass das Arbeitskräftepotenzial kleiner wird, kommt auch manchen Firmen zugute, wie zum Beispiel Unternehmen im Healthcare-Sektor. Nicht entscheidend sei hingegen, ob eine Firma klein oder groß ist, Setaishi legt zugleich in Nebenwerte als auch in Standardtitel an. Dabei bevorzugt sie Unternehmen, die ihre Profitabilität bereits unter Beweis gestellt hätten. Manchmal investiert sie auch in Turnaround-Situationen, wenn sie eben Anzeichen erkennt, dass dieser gelingen dürfte. Im Ergebnis hat Setaishi besonders im Servicesektor japanische Firmen gefunden, die sie als lukrativ und wachstumsstark erachtet.Die Fondslenkerin wörtlich: “Ich habe den Servicesektor übergewichtet, denn dort bieten sich viele attraktive Investmentgelegenheiten.” So nimmt im Atlantis Japan Opportunities der Servicesektor ein Gewicht von 35,6 % ein, während er im Topix nur auf einen Anteil von 4,6 % kommt. Zudem beträgt der Anteil des Informations- und Kommunikationssektors im Fonds 12,6 % im Vergleich zu 7,7 % im Topix. Banken, die im Topix 7,1 % ausmachen, hält der Fonds nicht. Nachbarn erfahren nichtsAls Beispiel für Stock Picks im Servicesektor führt Setaishi u. a. Japan Elevator Services an, eine unabhängige Firma, die sich um die Wartung von Aufzügen aller Marken kümmere. Das Wachstum des Gewinns je Aktie werde bei diesem Unternehmen mit 13 bis 18 % im Jahr erwartet. Ein weiteres attraktives Unternehmen sei House Do, dass Häuser oder Wohnungen von meist älteren Japanern kaufe, wobei diese dann weiterhin in ihren ehemaligen Immobilien wohnen könnten. Wobei die Nachbarn nicht erfahren würden, dass das Objekt verkauft sei. Die Nachfrage nach diesem Service sei sehr groß. Gewinne kletternRobert Burghart, der über mehr als 40 Jahre Investmenterfahrung verfügt, ist bei Atlantis für den Makro-View und für Research zuständig. Burghardt glaubt, dass sowohl Gelder von heimischen Institutionen als auch von internationalen Investoren an die Tokioter Börse fließen werden. Denn der mittelfristige Ausblick für den japanischen Aktienmarkt sei trotz aller Risiken positiv. “Im aktuellen Fiskaljahr erwarten wir für den Topix eine Umsatzsteigerung von 3 bis 4 % und ein Gewinnplus von 7 bis 8 %”, erläutert Burghart. “Im kommenden Fiskaljahr, das im März 2020 endet, können die Vorsteuergewinne erneut um 7 bis 8 % klettern.” Japan sei politisch sehr stabil und der Aktienmarkt sei international gesehen, insbesondere gegenüber US-Titeln, preiswert. Burghart: “Gemessen an den Gewinnprognosen ist der japanische Aktienmarkt mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 im langfristigen Vergleich günstig bewertet.”