Chancen mit Software-Aktien

DZ Bank: SAP am besten aufgestellt - Kaufempfehlungen auch für Wirecard, PSI und Software AG

Chancen mit Software-Aktien

Verlässliche Erträge sind besser als Einmalerträge; aus diesem Grund setzen Software-Unternehmen immer öfter auf Abo-Modelle. Unternehmen mit solchen Erträgen sind an der Börse auch höher bewertet, einer Studie der DZ Bank zufolge werden sich deutsche Software-Unternehmen mit Umstellung des Geschäftsmodells diesen Niveaus nähern.amb Frankfurt – Wiederkehrende, stabile und planbare Umsätze durch Abonnementsysteme (“Software as a Service”) anstelle des einmaligen Verkaufs eines Programms oder einer Lizenz werden einer Studie der DZ Bank zufolge in der Software-Branche immer mehr zum Erfolgsfaktor. Am weitesten fortgeschritten auf dem Weg dahin ist den Analysten zufolge SAP, das Unternehmen ist daher Favorit. Zweite Top-Empfehlung ist Wirecard, Potenzial sehen sie aber auch bei PSI Software und der Software AG. Nur Bechtle stufen sie auf “Halten”. Software as a Service (SaaS) gehört zum Cloud Computing: Software und IT-Infrastruktur werden dabei bei einem externen IT-Dienstleister betrieben und vom Kunden als Dienstleistung genutzt. Für das Segment werden hohe Wachstumsraten prognostiziert: Dem Marktforschungsunternehmen Gartner zufolge wird der weltweite Markt für SaaS bis 2022 auf 143,7 Mrd. Dollar ansteigen – ein Plus von 24 % im Jahr. Für 2019 wird der Markt auf 94,8 Mrd. Dollar geschätzt nach 80 Mrd. 2018.An der Börse wird die Verlässlichkeit der Erträge geschätzt, wie die DZ Bank feststellt: Investoren zahlten höhere Preise für Sicherheit und Planbarkeit. Die meist aus dem angelsächsischen Raum stammenden puren Cloud-/SaaS-Unternehmen würden an der Börse deutlich höher bewertet als die aus der Datenbankwelt kommenden klassischen Software-Unternehmen. “Die generell hohe Bewertung der ausländischen Anbieter lassen die deutschen Unternehmen aus unserer Coverage im Branchenvergleich als ,Schnäppchen` erscheinen”, schreibt die Bank.Die DZ Bank hat untersucht, welchen Anteil an wiederkehrenden Umsätzen die großen deutschen Software-Unternehmen SAP, PSI Software, Software AG und Bechtle und der Zahlungsdienstleister Wirecard jetzt haben und in der Zukunft haben werden. Noch sei das Niveau der wiederkehrenden Umsätze bei einigen Unternehmen noch recht überschaubar, heißt es, es sei aber mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen.Top-Empfehlung ist die Walldorfer SAP, eins der weltweit führenden Anbieter von Unternehmenssoftware. Die Aktie wird auf “Kaufen” gestuft, als fairen Wert nennen die Analysten 134,90 Euro, weit über der aktuellen Notierung von 109,86 Euro. SAP ist bei den wiederkehrenden Umsätzen Spitzenreiter unter den untersuchten Software-Unternehmen: Im zweiten Quartal 2019 fielen schon 69 % der Gesamtumsätze in diese Kategorie, durch die weitere Umstellung der Kunden auf die Cloud rechnet SAP für 2023 mit 80 %, die Schätzungen der DZ Bank liegen mit 79 % nur knapp darunter. Das Cloud-Geschäft wachse dynamisch, die Cloud-Margen stiegen, heißt es. Die DZ Bank hält SAP im Vergleich mit reinen Cloud-Anbietern wie Salesforce oder Workday für deutlich unterbewertet, sie geht davon aus, dass die Aktie mit wachsendem Cloud-Geschäft aufholen wird. Die Gewinnschätzungen bleiben aber unverändert bei 5,10 Euro je Aktie für 2019, dann 5,79 Euro für 2020 und schließlich 6,47 Euro für 2021.Zweiter Favorit ist der Zahlungsdienstleister Wirecard, hier nennt die Bank einen fairen Wert von 185 Euro, ebenfalls ein ganzes Stück oberhalb der aktuellen Notierung (147,95 Euro). Wirecard sei als Payment-Dienstleister einer der am schnellsten wachsenden Anbieter für den elektronischen Zahlungsverkehr. Die Aktie sei zwar mit Blick auf die gängigen Ertragsmultiplikatoren im Verhältnis zum Gesamtmarkt anspruchsvoll bewertet, im Vergleich zu anderen Zahlungsdienstleistern sei die Bewertung angesichts des überproportionalen Wachstums aber eher moderat. Wirecard bleibe auf seinem starken Wachstumskurs und profitiere ungebrochen von den sich beschleunigenden weltweiten Trends zur Digitalisierung von Zahlungsprozessen. Die guten Ertragsperspektiven spiegelten sich im Aktienkurs noch nicht hinreichend wider. Für den Gewinn je Aktie prognostizieren die Analysten weiter 4,55 Euro für 2019, ferner 5,58 Euro für 2020 und 7,05 Euro für 2021.Potenzial hat den Experten zufolge aber auch das Berliner Software-Unternehmen PSI Software (“Kaufen”), einer der weltweit führenden Anbieter im Bereich leittechnischer Software-Lösungen für Energieversorger, Industrieunternehmen und Infrastrukturbetreiber. Hier erhöhen sie den fairen Wert von 21 auf 22 Euro (aktuell 18,10 Euro). Die wiederkehrenden Umsätze aus den Wartungs- und Upgrade-Erlösen haben laut DZ Bank derzeit einen Anteil von 32 % (2018) und könnten bis 2023 auf 39 % steigen. PSI werde trotz globaler Wachstumsabschwächung weiterhin von einem hohen Auftragseingang profitieren. Für die Aktie sprächen das defensive Geschäftsmodell (Energiemanagement 50 %) und die im Peergroup-Vergleich moderate Bewertung. Als Trigger sehen die Analysten eine mögliche Anhebung des mittelfristigen Umsatzausblicks. Die Ergebnisprognosen bleiben bei 0,80 Euro je Aktie für 2019, 0,97 Euro für 2020 und 1,15 Euro für 2021. Niedrige BewertungFür die Software AG, die Software-Lösungen für Unternehmen anbietet, lautet das Votum ebenfalls “Kaufen”, der faire Wert liegt weiter bei 32,40 Euro, auch deutlich über dem derzeitigen Kurs (26,04 Euro). Für die Aktie des Darmstädter Unternehmens sprächen das relativ niedrige Bewertungsniveau und die anhaltende Cash-flow-Generierung, heißt es. Das Unternehmen plane, den Anteil wiederkehrender Umsätze von 65 % für 2018 auf 80 % bis 90 % für 2023 zu steigern, die Analysten rechnen zwar auch mit einem Anstieg, halten diese Ziele aber für sehr ehrgeizig. Kurzfristig belaste der Konzernumbau, insbesondere die Umorganisation des US-Geschäftes. Die Ergebnisschätzungen bleiben für die Jahre 2019 bis 2021 bei 2,41 Euro, 2,27 Euro und 2,57 Euro je Aktie. Ehrgeiziger PreisNur das IT-Systemhaus Bechtle wird auf “Halten” gestuft, im Peergroup-Vergleich sei die Aktie weiter ambitioniert bewertet, heißt es. Außerdem reduziert die Bank den fairen Wert von 96 auf 92 Euro, aktuell notiert die Aktie schon höher (95,50 Euro). Im Vergleich zu den anderen deutschen Software-Unternehmen ist der Anteil der wiederkehrenden Umsätze bei Bechtle niedrig, das Unternehmen verwende allerdings auch eine eher enge Definition: Die Analysten veranschlagen den Anteil des Bereichs Managed Services, der auch das noch relativ kleine Cloud-Geschäft umfasst, für 2018 bei 8 % des Konzernumsatzes, er könne bis 2023 auf 11 % ansteigen. Grundsätzlich seien die strukturellen Wachstumstreiber für Bechtle intakt. Das organische Wachstum dürfte nach Ansicht der Analysten im restlichen Verlauf von 2019 weiter hoch bleiben, für 2020 rechnen sie angesichts des schwierigen Makro-Umfelds aber mit einer spätzyklischen Abschwächung. Die Gewinnschätzungen je Aktie bleiben für 2019 bei 3,97 Euro, für 2020 und 2021 werden sie von 4,45 auf 4,33 und von 5,01 auf 4,74 Euro reduziert, da mit zurückgehenden IT-Budgets bei den Kunden gerechnet wird.