„Die Allianz-Aktie entwickelt sich ausgezeichnet und ist noch immer unterbewertet“
Im Gespräch: Frank Fischer
„Die Allianz ist noch immer unterbewertet“
Der CIO von Shareholder Value über Warren Buffett, Modern Value Investing, Microsoft und Versicherungsaktien
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Wie Warren Buffett setzt Shareholder Value Management inzwischen auf qualitativ hochwertige Firmen mit positiver Wachstumsdynamik. Dieser Ansatz ist sehr erfolgreich, erläutert Fondslenker Frank Fischer im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Ihn überzeugen Versicherungsaktien, aber auch Microsoft.
Als jahrelanger und erfolgreicher Value-Investor ist Frank Fischer natürlich auch in diesem Jahr in Omaha bei der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway gewesen und hat gelauscht, was der erfolgreichste Investor der Welt, Warren Buffett, auf seiner letzten Rede als Vorstandschef der Gesellschaft gesagt hat. „Wir haben unsere Strategie in den vergangenen Jahren geändert. Wir bleiben natürlich Value-Investoren, setzen jetzt aber, wie übrigens auch Warren Buffett, auf qualitativ hochwertige Firmen mit überdurchschnittlichen Kapitalrenditen, positiver Wachstumsdynamik und stabilem Risikoprofil. Das nennt sich Modern Value“, erklärt Fischer, CIO und CEO der Shareholder Value Management AG, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
„Es ist weitaus besser, ein wunderbares Unternehmen zu einem fairen Preis zu kaufen, als ein mittelmäßiges Unternehmen zu einem wunderbaren Preis“, zitiert Fischer denn auch Buffett und sagt: „Der Zinseszinseffekt ist das achte Weltwunder. Wenn man eine der dieser wunderbaren Firmen mit ausreichender Sicherheitsmarge gekauft hat, wird man dafür, wenn man die notwendige Geduld aufbringt, reichlich belohnt.“
Übernahmen im Kernsegment gefragt
Natürlich sei es besser, wenn ein Unternehmen die Erträge ausschütte, wenn es für eine Firma nicht wertschaffende Möglichkeiten gebe, um zu investieren. „Besser als Dividenden oder Aktienrückkäufe ist die Wiederanlage des Cashflows. Wenn es gelingt, den Cashflow für preislich disziplinierte Übernahmen im Kernsegment zu verwenden, funktioniert das phantastisch“, erläutert Fischer. Solche „Compounder“-Aktien gelte es zu finden. „Manchmal gibt es diese Titel zu Ausverkaufspreisen, dann kommt alles zusammen.“
Viele Investoren wollten über Nacht reich werden und neigten bei Aktien zum Lotterieticket. In dieser Hoffnung seien sie dann im langfristigen Durchschnitt betrachtet die Underperformer. „Langfristig erzielt Modern Value eine Überrendite von rund zwei Prozentpunkten im Jahr", erläutert der erfahrene Fondslenker. "Das ist natürlich signifikant.“ Modern Value entspreche weitgehend dem, was quantitative Analysten als Quality-Faktor bezeichnen.
„Beim Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen hatten wir zwischenzeitlich auch einmal eine Schwächephase", räumt Fischer ein. "Seit wir uns auf den Modern Value Ansatz konzentrieren sind wir damit sehr erfolgreich. Auch langfristig seit Auflage im Januar 2009 stimmt die Performance, insbesondere auch im Vergleich zu Konkurrenzprodukten.“
Erfolg mit aktivem ETF
Diese Anlagekonzept habe man auch frühzeitig in einem ETF umgesetzt. „Mit dem Modern Value Ucits-ETF haben wir als erste deutsche Fondboutique vor gut drei Jahren einen aktiven ETF aufgelegt. Dieser investiert in 25 Modern Value Titel und wird vierteljährlich angepasst", erläutert Fischer. "Dieser ETF hat sich zuletzt hervorragend entwickelt, insbesondere im Vergleich zum MSCI World.“
Die ESG-Linie im Fonds behalte man bei und investiere nicht in Öl und Gas. „Uns gefallen besonders Versicherungsaktien, da haben wir im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ein richtiges Schwergewicht. Wir sind in Deutschland in Allianz, Münchner Rück und Hannover Rück engagiert. Im Ausland gefallen uns Storebrand und Scor, an diesen Titeln halten wir große Positionen“, sagt Fischer." Versicherungen profitieren insbesondere davon, dass wir aufgrund der Schuldensituation vieler Industrieländer ein höheres Zinsniveau als in den vergangenen Jahren haben werden. Dies schlägt sich natürlich dann im Zinsergebnis nieder.“
Überzeugt ist der Fondslenker vom Versicherungsriesen Allianz, der auch im Modern-Value-ETF enthalten ist. „Die Allianz-Aktie entwickelt sich ausgezeichnet und ist noch immer unterbewertet. Man muss sich dazu nur die Eigenkapitalrendite, die Gewinnentwicklung und die Dividenden der Allianz anschauen. Wir sind bei der Allianz frühzeitig eigestiegen und bleiben dabei. Das läuft alles wunderbar.“
Microsoft wächst weiter
Auch der weltweit führende Softwarekonzern Microsoft zählt zu den Top-Positionen im Fonds. „Microsoft ist natürlich extrem gut gelaufen. Aber wenn ich das Momentum im Cloudbereich und bei KI sehe, bin ich zuversichtlich für die Aktie", sagt Fischer. "Das Wachstum ist bei Microsoft noch immer nicht zu Ende, und Microsoft ist hoch profitabel. Zudem erweitert und vertieft Microsoft seinen Burggraben.“
Der Value-Investor achtet darauf, günstig einzulaufen. „Die Zollverwerfungen an den Aktienmärkten habe ich genutzt, um unsere Aktienquote zu erhöhen. Nach einem so guten Lauf aus der Tiefphase im April ist ein Durchatamen vom Markt ja sehr wahrscheinlich. Sicher ist es aber nicht“, erläutert Fischer. „Im September bis Mitte Oktober kann es stärkere Schwankungen geben. Danach kommen wir wieder in die saisonal beste Phase am Markt. Unterstützung bekommen wir dadurch, dass immer mehr Firmen KI verwenden und dass die Zinsen fallen werden. Das alles macht mich in Richtung viertes Quartal und nächstes Jahr schauend durchaus optimistisch.“
Team funktioniert sehr gut
Äußerst zufrieden ist Fischer mit der Entwicklung bei der Shareholder Value Management, die inzwischen mehrere Fonds steuert. „Wir haben zudem in den vergangenen Jahren ein Team aufgebaut, das als Team sehr gut funktioniert. Und alle sind sehr engagiert und haben das gleiche Interesse, Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen. Mit diesem großartigen Team können wir unsere Mandate bestens steuern.“