Dollar-Anstieg in den Karten
kjo Frankfurt
Zu Jahresbeginn sind die Befürworter, die einen starken Dollar erwarteten, eindeutig in der Minderheit gewesen. Der Konsens für das Hauptwährungspaar Euro-Dollar war auf einen schnellen Ausbruch bei 1,23 und einen mittelfristigen Angriff auf die Marke von 1,30 ausgerichtet. In diesem Jahr hat der Dollar eine Aufwertung von etwa 8% erreicht. Ein Dollar-Exposure von 25% in einem diversifizierten, ausgewogenen Portfolio hätte im Jahr 2021 unabhängig von der Vermögensallokation 2% zur Wertentwicklung beigetragen. Ein angemessenes Exposure in Fremdwährungen bietet Diversifizierungsvorteile und kann für Auftrieb im Portfolio sorgen. Dies ist 2021 eindeutig der Fall gewesen, so die Schlussfolgerung von Degroof Petercam Asset Management (AM).
Man werde das Verhalten der wichtigsten Reservewährungen gegenüber dem Euro, dem Dollar-Index gegenüber den sechs wichtigsten Währungen der Industrieländer bzw. dem EMCI-Index – J.P. Morgan Emerging Market Currency Index – beleuchten. Man ziehe eine Bilanz der sich verändernden globalen Handelsdynamik sowie der relativen Geldangebotsdynamik und vergleiche die Reaktionsfunktionen der Zentralbanken bzw. die Euro-Dollar-Break-even-Punkte Ende 2022 und 2023, ausgedrückt durch Forwards und Verhaltensfaktoren.
Der Welthandel ist laut Degroof Petercam AM im Jahr 2020 um 8,9% zurückgegangen, was immer noch weniger ist als in den Jahren 2008/2009. Die Pandemie habe den Dienstleistungssektor stärker getroffen als den Warenhandel. Der Handel mit Dienstleistungen – etwa 25% des Welthandels – sei im Jahr 2020 um 20% zurückgegangen, was in etwa dem Vierfachen des Rückgangs bei Waren entspreche. Schwankende, aber im Allgemeinen strenge Beschränkungsmaßnahmen dämpften die Erholung des Dienstleistungssektors im Jahr 2021. Der Warenhandel habe sich stark erholt, da die Fabrikschließungen begrenzt gewesen seien. Die steigende, aufgestaute Nachfrage 2021 habe zu erheblichen Engpässen in den Lieferketten geführt. Der Welthandel sei in Mitleidenschaft gezogen worden.
Auswirkungen der Pandemie
Die Pandemie habe sich negativ auf die Fähigkeit des Welthandels und die allgemeine Wachstumsdynamik ausgewirkt, synchron zu verlaufen. Der Mangel an harmonischen Handelsmustern zwischen den regionalen Handelsblöcken spreche für eine weitere Stärkung des Dollar. In den vergangenen fünf Jahren sei der Welthandel durch Trumps Rückzug und die Einführung protektionistischer Strategien stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Für Schäden habe zudem die globale Gesundheitskrise gesorgt, die sich immer mehr verfestigt habe.
Ende 2020/Anfang 2021, als hochwirksame Impfstoffe auf den Markt gekommen seien, habe sich der Dollar-Index auf einen synchronen globalen Wachstumsschub vorbereitet. Die Korrektur im Februar dieses Jahres sei nur von kurzer Dauer gewesen. Das Aufkommen von Corona-Varianten habe sich bemerkbar gemacht. Omikron, eine Variante, die die Gesellschaft wieder in Richtung Lockdown katapultiere, habe die Delta-Variante abgelöst. Ein Wiederanstieg auf das Niveau des Dollar-Index von 103,00 sei nicht auszuschließen. Dieses Level würde eine Aufwertung des Dollar um 6,5% gegenüber den sechs wichtigsten Währungen – Euro, Yen, Pfund, kanadischer Dollar, Schwedenkrone und Schweizer Franken – bedeuten. Die Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 habe einen langfristigen Tiefstand des Dollar-Index bei 70 markiert.
Die Zukunft des Dollar als globale Reservewährung schlechthin und als solide Portfolioabsicherung in Stresssituationen sehe gut aus. Während die Fed im März 2020 eine verantwortungsvolle und führende Rolle gespielt habe, indem sie die Bereitstellung von reichlich Dollar-Liquidität über die weltweiten Handelskanäle vorangetrieben habe, habe Ende des Sommers ihren Kurs geändert und meine es ernst, wenn es um die Verankerung von Inflation und Inflationserwartungen gehe. Der Schwenk von Fed-Präsident Jerome Powell Ende September mit der Ankündigung des Endes der quantitativen Lockerungen (QE) habe den Geldmengenimpuls des Dollar gebremst. Die Verdoppelung des QE-Reduzierungstempos auf 30 Mrd. Dollar pro Monat werde der US-Währung Aufschwung verleihen. Das M2-Geldmengenwachstum in den USA erreiche Ende des ersten Quartals einen massiven Anstieg von 25% auf Jahressicht. Heute liege man bei 13%.