AUSBLICK

Dollar bleibt auf der Überholspur

Erwartung steigender US-Zinsen lässt Jahreshoch näher rücken - Einzelhandelsdaten im Blickpunkt

Dollar bleibt auf der Überholspur

Von Stefan Schaaf, Frankfurtsts Frankfurt – Dem Euro und den Anleihemärkten steht eine harte Woche bevor. Voraussetzung dafür ist, dass neue Konjunkturdaten die Erwartung steigender US-Leitzinsen unterstützen. Nach dem überraschend starken Arbeitsplatzaufbau mit 271 000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft sprang die am Markt gemessene Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung der Federal Reserve auf 74 % an. Die Folge war ein Kurssturz beim Euro und kurzlaufenden US-Staatsanleihen.Die jüngste Dollar-Rally hatte bereits am vergangenen Mittwochabend (europäischer Zeit) eingesetzt, als Fed-Präsidentin Janet Yellen von einer “reellen Chance” einer Zinserhöhung im Dezember gesprochen hatte, welche die erste Anhebung seit Juni 2006 wäre. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenback zu sechs anderen wichtigen Industrieländerwährungen abbildet, erreichte am Freitag mit 99,35 Punkten den höchsten Wert seit Mitte April und nahm Kurs auf sein Jahreshoch von 100,39 Zählern.Ob sich die Dollar-Rally in der neuen Woche fortsetzen wird, hängt maßgeblich von der Entwicklung der kurzfristigen US-Zinsen und damit von den Erwartungen and die Federal Reserve ab. Sollte nicht einer der führenden Notenbanker in einer Rede oder in einem Interview neue Signale für die Geldpolitik aussenden, so werden sich die Marktteilnehmer bis Freitag gedulden müssen. Dann werden die Daten zum Einzelhandelsumsatz in den USA veröffentlicht, die sich zuletzt neben dem Arbeitsmarktbericht zu einem wichtigen Indikator für die Zinserwartungen gemausert haben. Der Konsens geht aktuell von einem Plus von 0,2 % im Vormonatsvergleich aus nach zuletzt 0,1 %. Genau beobachtet wird auch der Umsatz der Einzelhändler ohne Autos. Hier sollte der Umsatz wieder steigen, und zwar um 0,4 %, nachdem er im September noch um 0,3 % gefallen war. Mit positiven Daten rechnet auch die Commerzbank. “Der Motor der US-Wirtschaft – der private Verbrauch – läuft weiterhin rund”, schreibt deren Volkswirt Ralph Solveen, der sogar etwas zuversichtlicher als der Marktkonsens ist. QE-Erwartungen verfrüht?Auf der anderen Seite der “Gleichung” beim Euro-Dollar-Kurs stehen die Erwartungen für die Eurozone. Zuletzt hatten immer mehr Akteure eine Ausweitung der lockeren Geldpolitik erwartet, was angesichts der steigenden US-Zinserwartungen verfrüht gewesen sein könnte. Nachdem das Wachstum in der Eurozone und allen vier großen Mitgliedstaaten inzwischen deutlich über den Prognosen vom Jahresbeginn liegt, dürften am Freitag die Daten zum Bruttoinlandsprodukt der Währungsunion aufmerksam beurteilt werden. Der Konsens erwartet unverändert ein Plus von 0,4 % zum Vorquartal. Auch der jüngste Rückgang der Industrieproduktion und der Auftragseingänge in Deutschland sind nach Einschätzung der BayernLB “kein Grund für Konjunkturpessimismus”. Der Dienstleistungssektor und der Handel wirkten als stabilisierende Faktoren für die deutsche Wirtschaft.