EZB kann bei Anleihekäufen an Grenzen stoßen

Neutralisierung bei schneller Ausweitung gefährdet

EZB kann bei Anleihekäufen an Grenzen stoßen

gb Frankfurt – Angesichts der wieder anziehenden Renditen für Anleihen aus Spanien und Italien rechnen immer mehr Teilnehmer damit, dass die Europäischen Zentralbank (EZB) ihr Bondkaufprogramm wieder startet. “Die jüngste Ausweitung der Renditespreads könnte weitere Käufe der EZB auf dem Weg ihres Securities and Markets Programme (SMP) rechtfertigen”, heißt es in einer der Nachrichtenagentur Bloomberg vorliegenden Studie von Morgan Stanley. 17 von 22 von der Agentur befragte Volkswirte rechnen damit, dass die EZB das SMP wieder aufnehmen muss.Derzeit beläuft sich das Volumen der seit Mai 2010 getätigten Anleihekäufe der Zentralbank auf 214 Mrd. Euro. Im laufenden Jahr hat die EZB bislang nur minimal Bonds gekauft, in der zurückliegenden Woche kamen so wie zuletzt keine neuen Anleihen dazu.Einer schnellen und großvolumigen Ausweitung der Bondkäufe stehen allerdings nicht nur ordnungspolitische Bedenken entgegen. Auch markttechnisch könnte die EZB zumindest kurzfristig an Grenzen stoßen. Entscheidend dabei ist die sogenannte Neutralisierung der durch die Bondkäufe entstandenen Liquidität. Seit Beginn ihres Kaufprogramms im Mai 2010 nimmt die EZB zu diesem Zweck jede Woche von den Geschäftsbanken Liquidität in Höhe des Kaufvolumens für eine Woche von den Banken auf und bezahlt einen Mini-Zins von derzeit 0,26 %. Für die Institute sind die Geschäfte wie eine Einlagefazilität mit Wochenfrist. In der Einlagefazilität können Banken über Nacht überschüssige Mittel deponieren. Die Neutralisierungs- oder Absorptionstender sollen die Geldmenge im Eurosystem konstant halten und unterscheiden die Bondkäufe laut EZB-Diktion vom “Quantitative Easing” der Notenbanken in den USA und Großbritannien.Nicht immer wollen die Banken aber so viel Liquidität für eine Woche bei der Notenbank parken. Ende November sorgte eine Unterdeckung beim Absorptionstender für eine Panikreaktion an den Märkten. Eine Woche lang Geld bei der EZB zu bunkern war vielen Treasurern damals offenbar zu lang.Seither hat sich die Lage am Geldmarkt zwar entspannt. Dank der beiden Dreijahrestender sollte zudem genug Überschussliquidität vorhanden sein, dass die Absorption auch größerer Kaufvolumen gelingt. “Keine größeren Probleme” bei den Absorptionstendern sieht auch Stefan Grothaus, Geldmarktanalyst bei der WGZ Bank. Ohnehin sei es nur eine Frage des Preises, ob die Institute die Mittel bei der Notenbank lassen wollen oder nicht.Andere Experten sehen jedoch ähnlich wie Ende November das Problem von Signalwirkungen: Ein rasch ausgeweitetes Bondkaufprogramm und misslungene Absorption könnten als Zeichen gedeutet werden, dass die Notenbank die Kontrolle über ihre Krisenmaßnahmen verliert, wird befürchtet.