Marktstimmung

Fonds setzen auf das Ende der Pandemie

Die Fondsgesellschaften glauben an eine baldige Überwindung der Pandemie. Das zeigt die jüngste globale Fondsmanagerumfrage der Bank of America.

Fonds setzen auf das Ende der Pandemie

ck Frankfurt

„Post-Pandemic Positioning“ überschreibt Bank of America (BoA) ihre jüngste globale Fondsmanagerumfrage. Denn die Umfrage, die in der Zeit vom 7. bis zum 13. Januar durchgeführt wurde, zeigt, dass die Pandemie aus Sicht der Fonds deutlich an Schrecken verloren hat. Die Hoffnung auf die globale Wiedereröffnung, so BoA, wiege stärker als die Furcht vor Zinserhöhungen der Fed.

Im Dezember von den Umfrageteilnehmern noch als das drittgrößte Risiko benannt, hat es die Pandemie im Januar nicht mehr aufs Treppchen geschafft. Nur noch 6% der Fonds zählten sie zu den größten Risiken, womit sie auf den fünften Rang zurückgefallen ist. Während Zinserhöhungen und die Inflation erneut die ersten beiden Ränge belegen, nehmen nun Assetblasen (9%) den dritten Platz ein.

Bankwerte stark gefragt

Die von den milderen Krankheitsverläufen durch die Omikron-Variante geschürten Hoffnungen auf eine Normalisierung des öffentlichen Lebens in absehbarer Zeit hinterlassen deutliche Spuren in der Positionierung der Fondsgesellschaften, so etwa was Aktiensektoren betrifft. So sind zyklische Branchen beziehungsweise Value-Titel stark in der Gunst der Fonds gestiegen. Der Nettoanteil der Befragten (Saldo aus positiven und negativen Antworten in Prozent der Umfrageteilnehmer), der in Banken übergewichtet ist, hat sich im Vergleich zur Dezember-Umfrage um 21 Prozentpunkte auf 41% erhöht, die höchste seit dem Oktober 2017 gemessene Rekordallokation der Branche. Im Materials-Sektor erhöhte sich der Anteil übergewichteter Fonds um 11 Prozentpunkte auf 16%, in der Energiebranche um 4 Prozentpunkte auf ebenfalls 16%. Die gesamte Nettoübergewichtung der zyklischen Branchen Banken, Energie und Materials hat laut BoA das höchste jemals registrierte Niveau erreicht. In Industriewerten sind nun netto 19% nach 7% einen Monat zuvor übergewichtet. Ferner ist der Anteil der Fonds, die eine Outperformance von Value- gegenüber Growth-Aktien erwarten, um 39 Prozentpunkte auf 50% hochgeschossen, was dem bislang stärksten monatlichen Anstieg entspricht.

Rückzug aus Tech-Sektor

Das Nachsehen hat insbesondere die Technologiebranche. Als Folge der erwarteten restriktiveren Geldpolitik ist der Nettoanteil übergewichteter Fonds um 20 Prozentpunkte auf 1% und damit auf das niedrigste Niveau seit dem Dezember 2008 abgesackt. Ferner ist der Healthcare-Sektor mit einem Anteil übergewichteter Fonds von 30% nach 37% deutlich zurückgefallen. Auch in der Bevorzugung der Regionen macht sich die zyklischere Ausrichtung der Fondsmanager bemerkbar. So hat sich der Anteil der im Euroraum übergewichteten Fonds um 4 Prozentpunkte auf 35% erhöht. In Japan sind netto 1% übergewichtet, während im Dezember noch 2% untergewichtet waren. Schwellenländer konnten von der Umschichtung in zyklische Segmente jedoch nicht profitieren. Hier sind 2% nach 1% im Vormonat untergewichtet. BoA führt dies auf erwartete Wechselkursverluste zum Dollar zurück. Das Nachsehen unter den Regionen hatten die Vereinigten Staaten mit einem im Vormonatsvergleich um 13 Prozentpunkte auf 5% gesunkenen Anteil übergewichteter Fondsmanager.

Der Anteil der in Aktien insgesamt übergewichteten Fonds ist von Dezember auf Januar um 9 Prozentpunkte auf 55% gestiegen, während der Anteil der in Anleihen untergewichteten Befragten um 14 Prozentpunkte auf 77% gestiegen ist. Sehr stark gefragt sind wiederum Rohstoffe. Hier erreichte der Anteil der übergewichteten Umfrageteilnehmer mit einem Anstieg um 12 Prozentpunkte auf 31% ein Rekordhoch. Dass die Fondsmanager auch nicht übermütig geworden sind, zeigt, dass sie ihre Liquiditätsbestände nur in moderatem Umfang reduziert haben. Der Durchschnitt der von den Umfrageteilnehmern angegebenen Kassaquoten ist im Vergleich zum Dezember von 5,1% auf 5% gesunken. Damit liegt dieser Wert als Stimmungsindikator auf einem neutralen Niveau. Zudem ist der Anteil der Fonds, die ungewöhnlich hohe Risiken eingehen, um 2 Prozentpunkte auf netto 8% gesunken. Auch haben sich die makroökonomischen Einschätzungen insgesamt nicht markant verbessert, sondern sich auf dem Niveau des Vormonats stabil gehalten.

Der Nettoanteil der Befragten, die auf Sicht von zwölf Monaten mit einer stärkeren Weltwirtschaft rechnen, ist um 5 Prozentpunkte auf –1% gesunken. Dabei erwarten nur 7 von 100 Umfrageteilnehmern in den kommenden zwölf Monaten eine Rezession. Die Fonds sind ferner mehrheitlich (56%) überzeugt, dass die Inflation vorübergehend ist, während 36% sie für nachhaltig halten. Per saldo 48% erwarten auf Sicht von zwölf Monaten eine niedrigere Inflation, ein Anstieg um 15 Prozentpunkte im Vormonatsvergleich. Das ist der höchste seit dem Februar 2009, wenige Wochen nach dem Lehman-Kollaps registrierte Anteil.

Drei Fed-Zinserhöhungen

Von der Fed erwarten die Fonds nun drei Leitzinsanhebungen im laufenden Jahr, nachdem es im Dezember noch zwei waren. Die erste Zinserhöhung erwarten sie nicht mehr wie noch im Vormonat für den Juli, sondern nun für den April 2022. Mit höheren kurzen Zinsen rechnen netto 90% der Fonds. Entsprechend erwarten noch mehr Fondsmanager eine Verflachung der Zinsstrukturkurve. Der Anteil der Befragten, die mit einer steileren Zinskurve rechnen, ist auf –12% gefallen, was dem niedrigsten Stand seit dem Dezember 2018 entspricht.

Leicht verbessert haben sich die Er­­wartungen an die Unternehmensgewinne. Der Anteil der Befragten, die auf Sicht von zwölf Monaten mit einer besseren Unternehmensgewinnentwicklung rechnen, ist um 1 Prozentpunkt auf 10% gestiegen. Der Anteil derjenigen, die Unternehmen für zu hoch verschuldet halten, ist von 14% auf netto 13% gesunken. Eine nach wie vor große Mehrheit von netto 53% wünscht sich von den Unternehmen vor allem höhere In­vestitionen. Der Anteil der Fonds, die für höhere Auskehrungen plädieren, ist um 2 Prozentpunkte auf 17% gesunken. Netto 24% nach 22% stimmten für Bilanzverbesserungsmaßnahmen.

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