Gespaltener Goldmarkt

World Gold Council: Nachfrage fällt um 10 Prozent im dritten Quartal - Immer mehr Finanzinvestoren

Gespaltener Goldmarkt

Die Nachfrage aus der Schmuckindustrie nach Gold ist eingebrochen. Der World Gold Council senkt die Prognose für die Nachfrage aus Indien für das laufende Jahr erneut. Demgegenüber steige die Zahl der Investoren, die bisher nicht in das Edelmetall investiert hatten und nun größere Positionen aufzubauen erwägen.dm Frankfurt – Die globale Goldnachfrage ist im dritten Quartal im Jahresvergleich um 10 % auf 992,8 Tonnen gesunken, was auf die schwache Nachfrage aus dem Schmuckgeschäft und der Industrie zurückzuführen ist. Der World Gold Council in London hat die Zahlen am Dienstag vorgelegt. Der Schmuckmarkt habe dabei auch unter den gesunkenen Ölpreisen gelitten, welche die Nachfrage aus dem Nahen und Mittleren Osten (-35 %) gebremst habe. Ferner sei die Nachfrage aus dem indischen Schmuckmarkt wegen der hohen Goldpreise weiter gering. Ohne die kräftige Zunahme der Nachfrage von Finanzinvestoren hätte das Resultat gesamthaft noch schwächer ausgesehen.Die Nachfrage auf dem wichtigen indischen Markt (-28 %) sei wegen der hohen und volatilen Goldpreise, wegen der sinkenden Kaufkraft der ländlichen Bevölkerung, die ein starker Nachfrager ist, sowie wegen neuer regulatorischer Rahmenbedingungen unter Druck. Die ländliche Bevölkerung leidet unter der schwachen Regensaison, welche die Ernten und damit die Einkommen der Landwirte beeinträchtigt. Für Schmuckkäufe mit über 200 000 Rupien Wert (umgerechnet 2 700 Euro) muss zudem durch eine Nummer (Permanent Account Number) der Nachweis erbracht werden, wer den Kauf getätigt hat. Auch wird eine Steuer von 1 % auf die Produktion von Goldschmuck fällig. Reduzierte Indien-PrognoseDer World Gold Council, dem die führenden Minengesellschaften angehören, erwartet für 2016 für Indien eine Nachfrage nach Barren so tief wie seit sieben Jahren nicht mehr, bevor 2017 eine Wende einsetze. 2016 dürften 650 bis 750 Tonnen in Indien verkauft werden. Im August war noch die Rede von 750 bis 850 Tonnen, im Mai von 850 bis 950 Tonnen. 2015 wurden 858,1 Tonnen in Indien abgesetzt.Ganz anders sieht die Nachfragesituation jedoch bei Finanzinvestoren aus. Insbesondere aus Europa war eine steigende Nachfrage zu verzeichnen. 78 % der Nettozuflüsse in Exchange Traded Products (ETP) auf Gold stammten im Berichtszeitraum von europäischen Adressen. Der World Gold Council erkennt dabei in “Feldstudien”, dass Investoren, die bisher nicht in das Edelmetall investiert haben, zunehmend “beträchtliche Positionen” einzugehen bereit sind. Auch chinesische Investoren bauten ihre Positionen aus, und zwar um insgesamt 10 Tonnen (+ 39 %). In Summe erhöhte sich die Nachfrage im ETP-Segment um 145,6 Tonnen auf 2 335,6 Tonnen, was dem höchsten Stand seit April 2013 entspricht. Ein guter Teil der Zuflüsse in börsengehandeltes Gold sei eher von strategischen Motiven denn von Preis-Momentum getrieben, erklärte die Gold-Lobby-Vereinigung. Rückläufig war jedoch die Nachfrage nach Barren und Münzen, in Europa fiel sie gar auf ein Acht-Jahres-Tief. Notenbanken zurückhaltendAuch die Nachfrage seitens der Zentralbanken ging deutlich zurück, und zwar um 51 % auf 81,7 Tonnen im dritten Vierteljahr. Seit Jahresbeginn summieren sich die Notenbank-Goldkäufe auf 271,1 Tonnen, deutlich weniger als die 407,7 Tonnen in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Allerdings will die russische Zentralbank dieses Jahr rund 200 Tonnen kaufen, so der World Gold Council. Eine Umfrage unter 19 Zentralbanken ergab, dass die Mehrheit über die nächsten drei Jahre ihren Goldbestand erhöhen will (vgl. Grafik).Das Angebot an Gold stieg durch den höheren Absatz von recyceltem Gold um 4 % auf 1 172,7 Tonnen. Die Menge an aufbereitetem Gold stieg um 30 % auf 340,9 Tonnen. Im Jahresvergleich kletterte der Goldpreis trotz des Angebotsüberschusses um 19 % auf 1 334,8 Dollar je Unze.