Edelmetalle

Gold in Euro könnte kräftig steigen

Die Edelmetallexperten von Heraeus halten es für möglich, dass der in Euro gerechnete Goldpreis im kommenden Jahr auf Rekordniveau klettert. Im Dollar gerechnet werde das aber wohl nicht der Fall sein.

Gold in Euro könnte kräftig steigen

ku Frankfurt

Die Experten das Hanauer Edelmetallkonzerns Herae­us halten es für möglich, dass der in Euro gerechnete Goldpreis im neuen Jahr auf Rekordniveau klettert. Seinen bisherigen Höchststand hat das gelbe Metall kurz nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs mit rund 1870 Euro je Feinunze markiert. Dieses Niveau könne überschritten werden, erwartet man bei Heraeus. Was den Goldpreis in Dollar betrifft, so rechnet Hendrik Marx, Leiter Edelmetallhandel bei Heraeus Precious Metals, nicht damit, dass im neuen Jahr das Rekordniveau vom 8. März dieses Jahres wieder erreicht wird. Damals war der Goldpreis bis auf 2052,41 Dollar je Feinunze geklettert. Seither hatte sich die Notierung aber wieder ermäßigt auf ein aktuelles Niveau von aktuell rund 1779 Dollar. Für den kommenden Turnus geht man bei Heraeus von einer Spanne des Goldpreises von 1620 Dollar bis 1920 Dollar aus.

Die steigenden Realzinsen hätten für Gegenwind beim Goldpreis in Dollar gesorgt. Im zu Ende gehenden Jahr hätten diese den Goldpreis trotz eines 40-jährigen Hochs der Inflationsraten unter Druck gesetzt. Weitere Zinserhöhungen durch die Fed, wenn auch mit geringerem Tempo, und eine sinkende Inflation seien eine ungünstige Konstellation für den Goldpreis. Eine Änderung der Geldpolitik der Fed könne Gold allerdings helfen. Die Inflation habe in den USA im Juni mit 9,1% ihren Höhepunkt erreicht und schwäche sich nun ab. Zusammen mit der sich verschlechternden Wirtschaft deute dies darauf hin, dass die Fed von Zinserhöhungen zu einer Beibehaltung oder gar Senkung der Zinsen übergehen könnte, so die Heraeus-Experten. Ein Wendepunkt für die Fed wäre, wenn sie erkenne, dass sich die US-Wirtschaft verschlechtere. „Infolgedessen könnten sich der Dollar abschwächen und die Anleiherenditen fallen, was einen höheren Goldpreis unterstützen sollte“, betonen sie. Allerdings liege der an den Futures-Märkten derzeit erwartete Höchstzinssatz bei 5,25% und damit 125 Basispunkte über der aktuellen Obergrenze. Dies mache kurzfristig weiteren Preisdruck für Gold wahrscheinlich.

Marx geht davon aus, dass die Lockerung der Corona-Maßnahmen in China die Konjunktur und damit auch die Goldnachfrage ankurbelt. Zu rechnen sei auch mit einer hohen Nachfrage aus Indien. Eine wichtige Nachfragegruppe sind auch die Zentralbanken, die im laufenden Jahr so viel Gold gekauft haben wie seit 1967 nicht mehr. Im neuen Jahr sei in dieser Hinsicht keine Änderung zu erwarten. Ein Grund für das starke Interesse der Notenbanken an Gold sei der Wunsch der Unabhängigkeit vom Dollar, somit gebe es eine geopolitische Komponente, so Marx. Gleichzeitig gehe es um die Stabilisierung der eigenen Währung. Gekauft werde Gold vor allem von den Zentralbanken der Peripherie wie der Türkei, Russlands und des Iraks, wobei aber nicht jede Notenbank die Käufe öffentlich ausweise. Bei Heraeus hält man es auch für möglich, dass sich das Interesse institutioneller Investoren an Gold wiederbelebt. Viele Investoren warteten nur auf die initiale Zündung für eine Rally, wird betont.

Für Silber wird im kommenden Jahr mit einer Preisspanne zwischen 17 Dollar und 25 Dollar je Feinunze gerechnet. Den Prognosen zufolge wird die Minenproduktion steigen, da Silber als Beiprodukt anderer Metalle gewonnen werde. Auf Nachfrageseite gebe es zwei wichtige Aggregate, nämlich die Nachfrage aus der Elektro- und Elektronikindustrie, die im kommenden Jahr leicht wachsen soll, sowie die Investmentnachfrage. Über die Richtung des Silberpreises würden dabei hauptsächlich die Investoren entscheiden. Die spekulativen Futures-Positionen für Silber bewegten sich derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau, was historisch mit Preistiefs zusammenfalle.

Schwächerer Dollar

Bei Platin werde es 2023 einen Angebotsüberschuss von 400000 Unzen geben. Eine Kursänderung der US-Notenbank könnte dafür sorgen, dass der Dollar wieder schwächer wird. Ein steigender südafrikanischer Rand würde dann einen höheren Platinpreis unterstützen. Andererseits werde die Schmucknachfrage aber für das kommende Jahr um 7% niedriger erwartet, und 2022 sei die Investmentnachfrage insgesamt schwach gewesen. Per saldo geht Heraeus von einer Spanne zwischen 800 Dollar je Feinunze und 1150 Dollar aus, was Spielraum nach unten und nach oben gibt. Erstmals seit vielen Jahren werde der Markt für Palladium 2023 einen Angebotsüberschuss aufweisen. Dies werde den Preis belasten, so dass die Analysten von Heraeus von einer Preisspanne zwischen 1300 Dollar und 2250 Dollar je Feinunze ausgehen, bei einer gegenwärtigen Notierung von rund 1880 Dollar. Die Prognosen für die Autoindustrie, die für 80% der Nachfrage nach dem Edelmetall steht, gingen von einem leicht geringeren Verbrauch aus, während die Minenproduktion wohl um 3% zulege. Rund 40% der Förderung finden in Russland statt, bisher sei das Metall aber von allen Sanktionen ausgenommen worden.

Für Rhodium wird ein Preisrückgang auf 15500 bis 9000 Dollar je Unze erwartet, da mit einem Überschuss gerechnet wird. Bei Ruthenium wird eine Bandbreite zwischen 400 und 650 Dollar je Feinunze avisiert, womit sich ein Anstieg ergeben könnte. Positiv gestimmt sind die Experten für Iridium. Die Nachfrage verbessere sich und stütze den Preis, bei einer erwarteten Bandbreite zwischen 3700 und 6500 Dollar je Unze.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.