Gold steuert auf neuen Glanz zu
Von Arne Franke *)Gold zählt dieses Jahr mit einem Anstieg von ca. 30 % zu den großen Gewinnern am Kapitalmarkt. Auch medial erlebte die Feinunze durch ihre Performance zu Jahresbeginn eine Renaissance. Doch in den vorigen Wochen ist es sehr ruhig um das Edelmetall geworden, was sich aus Sicht der technischen Analyse bald ändern könnte.Übergeordnet befindet sich der Goldpreis seit 2011 in einem intakten Abwärtstrend und verlor in der Spitze fast 50 %. Nach einem Tief im Dezember 2015 bei ca. 1 050 Dollar ging die Feinunze in eine Aufwärtsbewegung über, die im Frühjahr dieses Jahres den sekundären Abwärtstrend bei 1 200 Dollar durchbrach. Diese Bewegung wird als Welle A einer klassischen ABC-Aufwärtsbewegung interpretiert. Nach einem Preishoch bei 1 304 Dollar bildete sich eine idealtypische korrektive Welle B aus. Im Zuge der korrektiven Welle B wurden der Aufwärtstrend vom Dezember 2015 sowie der Bruch des sekundären Abwärtstrends vom Sommer 2013 erfolgreich bestätigt. Die Marke von ca. 1 200 Dollar ist nicht nur aufgrund des oben genannten Kumulationspunktes aus den beiden Trends eine wichtige Unterstützung, sondern ist auch exakt das 38,2er Retracement der Welle A. Daher gilt es fortan für Gold diese Marke nicht mehr zu unterschreiten, um das sich mittelfristig aufhellende technische Bild nicht zu gefährden. Impuls erwartetDie aktuell laufende Welle C kämpft seit nunmehr sieben Handelswochen mit dem seit 2011 bestehenden übergeordneten Abwärtstrend. In dieser Zeit bildete der Goldpreis ein Konsolidierungsdreieck, dessen Auflösung – egal in welche Richtung – zu einem Volatilitätsimpuls führen sollte. Denn betrachtet man zudem die saisonalen Verläufe der Goldvolatilität über die vergangenen Jahre, so fällt sofort auf, dass es nach einem Tiefpunkt im Frühsommer zu keinen neuen Tiefs über den Sommer kommt, bevor die Volatilität Ende August bzw. in den September hinein deutlich ansteigt. Eine Auflösung des oben beschriebenen Konsolidierungsdreiecks zur Oberseite und der damit verbundene Bruch des seit 2011 bestehenden Abwärtstrends würde einen großen Befreiungsschlag für Gold bedeuten und ein neues Investmentkaufsignal generieren, welches zu einem deutlichen Volatilitätsimpuls führen sollte. In einem solchen Szenario lässt sich aus einer idealtypischen ABC-Formation vom 2015er Dezembertief ein Kursziel von zunächst 1 457 Dollar ableiten. Darüber hinaus wären die nächsten mittelfristigen Ziele 1 484 und 1 587 Dollar, was dem 50er- und 61,8er Retracement der 2011er Abwärtsbewegung entspricht. Sollte der Goldpreis im weiteren Verlauf auch die Hürde von 1 600 Dollar überwinden, kann mittelfristig sogar von einem Test der Allzeithochs ausgegangen werden.Allerdings sollten sich die Bullen für ein solches Szenario nicht mehr zu viel Zeit lassen, denn auf der Wochenebene droht der MACD ein Verkaufssignal zu generieren, was eine Auflösung des Konsolidierungsdreiecks nach unten bedeuten würde. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die spekulativen Long-Positionierungen, die laut den aktuellen Commitment-of-Traders-Daten auf einem Allzeithoch sind, würde ein solches Szenario sicher zu deutlichen Portfolioanpassungen führen und damit den Goldpreis binnen kurzer Zeit deutlich unter Druck bringen.Ganz gleich, wozu sich der Goldpreis in den kommenden Wochen entscheidet, mittelfristig spricht aus charttechnischer Sicht vieles für weiter steigende Kurse. Denn der MACD auf der Monatsebene hat im Februar dieses Jahres das erste Mal seit 2011 ein Kaufsignal generiert, welches auch im aktuellen Umfeld nicht gefährdet ist. Zudem lässt der RSI auf der Monatsebene noch deutliche Kurssteigerungen zu. Zieht man neben den technischen Indikatoren noch Zyklusmodelle hinzu, so spricht auch von dieser Seite vieles für mittelfristig höhere Notierungen. Denn in vergangenen Dekaden bildete der Goldpreis alle acht Jahre wichtige zyklische Preistiefs aus, von denen er immer wieder deutliche Aufwärtsbewegungen startete. Die vergangenen zyklischen Tiefpunkte wurden in den Jahren 2000 sowie 2008 ausgebildet, wonach der Preis der Feinunze in den darauffolgenden Jahren im dreistelligen Prozentbereich stieg. Bleibt dieser Zyklus bestehen und der Goldpreis bricht den seit 2011 bestehenden Abwärtstrend, wäre das Tief vom Jahreswechsel 2015/2016 als ein solches mittelfristiges zyklisches Tief zu betrachten und würde für deutliche Preissteigerungen in den kommenden Jahren sprechen.—-*) Arne Franke ist technischer Analyst bei der BayernInvest.