AUSBLICK

Griechenland hält Marktteilnehmer in Atem

Deutscher Aktienmarkt zeigt Schwäche angesichts der Zuspitzung der Krise

Griechenland hält Marktteilnehmer in Atem

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtWährend deutsche Politiker und Ökonomen nicht müde werden zu betonen, dass ein “Grexit”, also der Austritt Griechenlands aus der Eurozone infolge von Zahlungsunfähigkeit, für den Euro und die Finanzmärkte kein Problem darstelle, wird dies am Aktienmarkt anders gesehen. 1,8 % hat der Dax in der gerade beendeten Börsenwoche eingebüßt, was die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) darauf zurückführen, dass Griechenland den Aktienanlegern auf die Stimmung schlägt.Wie es scheint, geht der Nervenkitzel in die Verlängerung: Griechenland hat am Donnerstagabend hinsichtlich der Kreditrückzahlungen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) die sogenannte “Sambia-Option” gezogen – benannt nach dem Land, das dies als Erstes so gehandhabt hat – und will alle Rückzahlungen am Ende des Monats bündeln. Damit wäre im Extremfall erst Ende Juni klar, ob Griechenland in der Eurozone bleibt oder ob es zum Staatsbankrott kommt – oder ob gar beides gleichzeitig Realität wird, weil die EU-Verträge einen Austritt aus der Eurozone eigentlich gar nicht vorsehen.Die Analysten von Bank of New York Mellon (BNY Mellon) sind allerdings skeptisch, dass noch die gesamte Zeit bis zum Monatsende für eine Lösung der Griechenland-Krise bleibt. Es könnte knapp werden, argumentieren sie. Sie verweisen dabei auf Berichte, gemäß denen Insider wegen des Abstimmungsbedarfs der Regierungen und der Notwendigkeit der Zustimmung nationaler Parlamente eigentlich eine Lösung per Freitag, dem 5. Juni, für notwendig hielten. Letztlich sind die EU-Interna und Fristen wenig transparent, zu vermuten ist aber, dass eine Lösung noch deutlich vor dem Monatsende gefunden werden muss, damit ein Super-GAU vermieden werden kann. Nach Auffassung der Experten von BNY Mellon besteht das Problem darin, dass die Verhandlungen in einer Atmosphäre geführt würden, die zunehmend von Misstrauen gekennzeichnet sei. Zudem gebe es Hinweise, dass die Regierung in Athen Neuwahlen anstreben könnte. Zwar erlaube das Ausbleiben einer formellen Zahlungsunfähigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB), griechische Banken weiterhin mit Mitteln aus der Emergency Liquidity Assistance (ELA) zu versorgen. Dennoch sei es eine Schlüsselfrage, ob die Ereignisse nicht einen neuerlichen Vertrauensverlust an den Märkte auslösen. Produktion im FokusWas die Daten von Konjunkturseite betrifft, so wird die neue Handelswoche ruhig. Von Bedeutung sind eigentlich nur die deutschen Daten zur Industrieproduktion im April, die am Montag auf dem Programm stehen. Die Analysten der Postbank rechnen mit einer Gegenbewegung zum Rückgang vom März und sagen daher einen Anstieg um 0,5 % voraus. Am Freitag stehen dann noch die für die Eurozone aggregierten Daten zur Industrieproduktion im April auf dem Programm. Auch für diese Daten sind die Analysten der Postbank optimistisch: Sie rechnen mit einem Anstieg um 0,4 % nach dem Rückgang um 0,3 % im März. Da die jüngste Stimmungsverbesserung im Süden der EU kräftig ausgefallen sei, sei eventuell mehr drin.