Green-Bond-Markt

Großbritannien wird grün

Großbritannien tritt dem Club grüner Staatsanleiheemittenten bei. In der neuen Handelswoche steht der erste Green Gilt auf dem Programm. Axa IM sieht attraktive Gegebenheiten auf dem Green-Bond-Markt.

Großbritannien wird grün

kjo Frankfurt

Großbritannien wird voraussichtlich in der neuen Handelswoche die erste grüne Staatsanleihe (Green Gilt) des Vereinigten Königreiches emittieren. Für den Green Bond ist die Laufzeit Juli 2033 vorgesehen. Für die Anleihe wird eine enorm hohe Nachfrage erwartet. Die britische Regierung hat sich verpflichtet, in diesem Jahr zwei grüne Staatsanleihen mit einem Emissionsvolumen von insgesamt mindestens 15 Mrd. Pfund zu begeben. „Den Erwartungen zufolge wird sich die erste Anleihe in der Größenordnung von 8 bis 10 Mrd. Pfund bewegen, mit einem Kupon von etwa 0,75%“, hält Chris Iggo, CIO Core Investments bei Axa Investment Managers, fest. Jüngst hatte Spanien die erste grüne Anleihe auf Zentralstaatsebene des Landes emittiert und 5 Mrd. Euro für eine rund 20-jährige Anleihe mit einem Kupon von 1% aufgenommen. Die Emission war mehr als zwölffach überzeichnet.

„Auf dem Weg zur Kohlenstofffreiheit kommt den Anleihemärkten eine entscheidende Rolle bei der Aktivierung von globalen Ersparnissen zu. Die Aktienmärkte könnten Unternehmen belohnen, die zum technologischen Wandel beitragen und die diversen ESG-Faktoren bestmöglich implementieren. Anleihen beschaffen zugleich Geld für neue Investitionen, insbesondere Staatsanleihen können dies in großem Umfang tun“, so Iggo. Durch den Kauf von 4000 elektrisch oder mit Wasserstoff betriebenen Bussen werde die britische Regierung kohlenstoffarme Technologien finanzieren, die das Potenzial für Wachstum hätten und zusätzlich zur Finanzierung der Entwicklung neuer Projekte zur Kohlenstoffreduzierung beitragen würden. „Denkt man dies auf internationaler Ebene weiter, besteht ein enormes Potenzial für Gelder, die in grüne Investitionen fließen könnten“, sagt Iggo weiter.

Der Kupon des Green Bond des Vereinigten Königreichs dürfte nach Einschätzung von Iggo unter dem Wert des ersten spanischen Debüt-Green-Bond von 1% liegen. Alle vier grünen Bundesanleihen haben einen Kupon von 0%. „Die Gegebenheiten auf den Anleihemärkten machen es sehr attraktiv, langfristige Schuldtitel zur Finanzierung des Klimaschutzes zu emittieren.“ Zwar werde immer wieder behauptet, dass es zu viele Schulden auf der Welt gäbe, weshalb Zinsen nicht steigen könnten und Inflation und finanzielle Instabilität in der Folge zunehmen müssten. „Jedoch ist das Gegenteil der Fall: Das Problem ist nicht zu viel Verschuldung, sondern zu wenig. Wenn wir uns Sorgen um das Verhältnis von Schulden und BIP machen, müssen wir uns auf den gemeinsamen Nenner konzentrieren. Sollten die Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht ausreichen, wird das Wachstum des BIP zurückgehen. Ausgaben jetzt und in den kommenden Jahren werden das Wachstum ankurbeln und das Potenzial schaffen, langfristige Produk­tivitätsrückgänge umzukehren und externe Kosten und Risiken zu verringern“, meint Experte Iggo.

Höhere Kreditaufnahmen

Die Pandemie habe zu einer Erhöhung staatlicher Kreditaufnahmen in vielen Ländern geführt, und die Debatten über die zukünftige Finanzpolitik seien in vollem Gange. „Die anstehende Bundestagswahl und der mögliche Linksruck einer neuen Regierung in Deutschland könnten diese Debatten noch weiter intensivieren. Dabei müssen Ausgaben für den Klimawandel als Ergänzung zur normalen Geschäftstätigkeit be­trachtet werden, darüber hinaus ist aus unserer Sicht eine größere Flexibilität beim Defizit- und Schuldenmanagement erforderlich“, führt er weiter aus.

Die jüngst angekündigte Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge zur Finanzierung höherer Ausgaben für die Gesundheits- und Sozialfürsorge im Vereinigten Königreich werde zwar als fiskalisch neutral betrachtet, trage allerdings dennoch zu einer Erhöhung der Gesamtsteuerlast und zu einem von vielen als negativ empfundenen fiskalischen Impuls bei. Europa hingegen erfahre besonders durch die be­schleunigte Finanzierung des europäischen­ Wiederaufbaufonds (NGEU) einen positiven fiskalischen Impuls. Auf Basis dieser Hintergründe sei es daher denkbar, dass sich der Wechselkurs Euro/Sterling zu einem Kurs von 0,90 Pfund je Euro bewege. Die grünen Ausgaben im Vereinigten Königreich könnten durch potenzielle Multiplikatoreffekte einen gewissen Ausgleich für die fiskalische Verknappung bieten.

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