Kaum Chancen bei Spaniens Banken
Nicht nur die Aktien deutscher Banken haben kräftig Federn lassen müssen, die lokal tätigen spanischen Banken haben seit dem ersten Quartal 2018 zum Teil noch mehr an Wert verloren. Viel Potenzial gibt es einer Studie der Berenberg Bank zufolge auch nicht, die Gewinnschätzungen werden reduziert. amb Frankfurt – Die Aktien der auf den lokalen Markt konzentrierten spanischen Banken können nach Ansicht der Berenberg Bank nicht über einen Kamm geschoren werden. Das schwierige Umfeld mit niedrigen Zinsen und heftigem Wettbewerb mache zwar allen zu schaffen, heißt es in einer Studie der Bank, die Analysten sehen aber große Unterschiede. Sie raten bei Unicaja Banco zum Kauf, Bankia und Caixabank stufen sie hingegen auf “Sell”. “Hold” lautet das Votum für Bankinter und neuerdings auch für Banco Sabadell.Der spanische Bankenmarkt hat sich seit der Finanzkrise stark verändert: Durch das Platzen der Immobilienblase schrumpfte die Zahl der Finanzinstitute von fast fünfzig auf ein gutes Dutzend zusammen, darunter die fünf Großbanken Santander, BBVA, Caixabank, Bankia und Banco Sabadell. Die spanischen Banken, die sich auf den Heimatmarkt konzentrieren – von den Großen sind dies Caixabank, Bankia und Sabadell – haben an der Börse seit dem ersten Quartal 2018 kräftig Federn lassen müssen, insbesondere Sabadell, Bankia und Unicaja. Unicaja toppt mit Kursverlusten von 52 % auf Zwölfmonatssicht sogar noch die Deutsche Bank, deren Aktie um 37 % gefallen ist. Nahe am AllzeittiefFür die spanischen Banken ist damit ist nach dem deutlichen Kursanstieg von 2016 und 2017 ein Großteil der Gewinne wieder dahin, die Aktien werden aktuell sogar wieder in der Nähe ihrer Allzeittiefs von 2016 gehandelt. Schlechtere Ertrags- und Gewinnaussichten, eine immer heftiger werdende Konkurrenz, die geringe Nachfrage und der ausbleibende Leitzinsanstieg belasteten die Institute, heißt es in der Studie. “Am Markt wird nun überwiegend erwartet, dass die Leitzinsen in den USA gesenkt werden, Europa hat bei fallenden US-Leitzinsen noch nie seine Leitzinsen erhöht”, schreiben die Berenberg-Analysten. Dass die Aussichten für steigende Zinsen nochmals schlechter geworden sind, belastet die lokal tätigen spanischen Banken besonders, denn die wären laut Berenberg einer der größten Profiteure höherer Leitzinsen.Berenberg hatte sich schon im Januar 2018, als die Stimmung bezüglich der spanischen Banken noch sehr gut war, skeptisch gezeigt. Mittlerweile hat sich die negative Sicht aber am Markt durchgesetzt, umstritten sei nun vielmehr, ob die schlechteren Aussichten bereits eingepreist seien oder nicht. Berenberg zufolge spiegeln sich Chancen und Risiken jetzt besser in den Kursen wider, die Bank sieht aber große Unterschiede. Generell hält sie die Erwartungen an die Ertragsentwicklung im Kerngeschäft der Banken für die kommenden drei Jahren für zu hoch und geht davon aus, dass die Gewinnschätzungen um weitere 10 % fallen werden. Sie weist außerdem auf die fallende Korrelation zwischen den Aktien von spanischen Banken hin – ein weiteres Argument für eine gezielte Auswahl.Berenberg favorisiert Banken, die ihre Kosten noch senken können, und verweist dabei vor allem auf Unicaja Banco aus Andalusien, eine ehemalige Sparkasse, die 2017 an die Börse ging. Unicaja hat nach Einschätzung der Experten immer noch eine ineffiziente Kostenstruktur, verfügt aber gleichzeitig über ausreichend Kapital, um einen Wandel zu ermöglichen. Bei Banco Sabadell sehen sie zwar ebenfalls Potenzial für Kostensenkungen, die Bank habe in der Vergangenheit mit Veränderungen aber nicht überzeugt. Kaum noch Möglichkeiten auf fallende Kosten habe Caixabank, hier seien Enttäuschungen bezüglich der Gewinnentwicklung vorprogrammiert.Favorit ist daher Unicaja Banco, die Aktie wird als einzige auf “Buy” gestuft. Das Kursziel wird zwar auch von 1,30 auf 1,20 Euro reduziert, liegt aber immer noch weit über der aktuellen Notierung von 0,78 Euro. Die Aktie der Bank, die vor allem im südlichen Andalusien tätig ist, hatte sich nach dem Börsengang vor zwei Jahren zuerst verteuert. Seit Mai 2018 ging es aber deutlich nach unten, zuletzt verstärkt durch gescheiterte Fusionsverhandlungen mit der Liberbank; die beiden Banken konnten sich nicht auf die Aufteilung der Anteile einigen. Die Sorgen am Markt wegen der EU-Mindestanforderungen an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten (MREL) halten die Analysten im Übrigen für überzogen. Die Bank punkte mit einer guten Kapitalausstattung und Chancen auf Effizienzfortschritte – mit und ohne Übernahmen oder Fusionen. Die Gewinnschätzungen für 2019 werden nur leicht auf 0,10 Euro reduziert, für 2020 aber um 4,9 % auf 0,12 und für 2021 um 5,8 % auf 0,13 Euro gesenkt. Hohe BewertungBankia und Caixabank stehen dagegen weiter auf “Sell”. Für die sich überwiegend in staatlicher Hand befindende Bankia, die Nummer 4 im Land, nennen die Experten ein Kursziel von jetzt nur noch 1,75 nach zuvor 2,90 Euro, noch deutlich unterhalb des aktuellen Allzeittiefs von 2,14 Euro. Nach Ansicht der Analysten sind die Ertragserwartungen zu hoch, sie zweifeln zudem an der Fähigkeit von Bankia, die Kosten senken zu können. Die auf dem Investorentag im vergangenen Jahr in Aussicht gestellten Kapitalausschüttungen in Höhe von 2,5 Mrd. Euro für 2018 und 2020 seien unrealistisch. Außerdem sei der Bewertungsaufschlag von 20 % gegenüber der heimischen Konkurrenz übertrieben. Die Ergebnisschätzungen werden für die Jahre 2019 und 2020 um 34 % und 39 % reduziert auf jetzt nur noch 0,19 und 0,18 Euro. Der staatliche Bankenrettungsfonds Frob will seinen Anteil von 61,4 % der Bankia-Aktien bis Ende 2021 verkaufen.Für Caixabank, Spaniens drittgrößtes Finanzinstitut, liegt das Kursziel jetzt bei 2,50 nach zuvor 2,75 Euro (aktuell 2,58 Euro). Hier halten die Analysten die Erwartungen an das Nettozinseinkommen für zu hoch, zudem werde die Bilanzqualität überschätzt.Sie kritisieren die Kostenbasis, die fehlende Flexibilität und die Verschlechterung des harten Kernkapitals (CET1). Die Gewinnschätzungen für 2019 reduzieren sie um 25 % auf 0,23 Euro, für 2020 um 2,7 % auf 0,31 Euro und für 2021 um 9,4 % auf 0,30 Euro.Etwas optimistischer zeigt sich Berenberg bezüglich Spaniens Nummer fünf unter den Banken, Banco Sabadell, die Aktie wird von “Sell” auf “Hold” hochgestuft. Das Kursziel wird aber auch hier gekappt, und zwar von 1,25 auf 1,10 Euro (aktuell 0,92 Euro). Die Analysten rechnen für Sabadell zwar auch mit einem nachlassenden Wachstum, das spiegle sich aber bereits in der Bewertung wider, zudem habe sich die Qualität der Bilanz verbessert. Die Gewinnschätzungen werden allerdings gekappt um 8,3 % für 2019 und 14,3 % für 2020 auf jetzt 0,13 und 0,14 Euro.Ebenfalls auf “Hold” setzt Berenberg Bankinter, hier liegt das Kursziel nun bei 6,70 nach 7,50 Euro (aktuell 6,15 Euro). Von der spanischen Universalbank mit Sitz in Madrid ist Berenberg sehr überzeugt: Bankinter punkte mit seinem Risikomanagement, einer guten Eigenkapitalausstattung und – unter Herausrechnung des Versicherungsgeschäfts – eine Best-in-Class-Cost/Asset-Ratio. Allerdings seien die Aussichten schon eingepreist. Die Gewinnschätzungen je Aktie werden kaum verändert und liegen für 2019 bis 2021 bei 0,60, 0,62 und 0,63 Euro.