Krypto-Euphorie treibt Coinbase weiter an
Geld oder Brief
Krypto-Euphorie treibt Coinbase weiter an
Von Tobias Möllers, Frankfurt
Die neue Welle der Krypto-Begeisterung trägt auch eine der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Kryptowährungsbörsen auf immer neue Höhen: Coinbase. Jüngster Kurstreiber für die Kryptobörse war die vom US-Repräsentantenhaus ausgerufene „Crypto Week“, während der in der vergangenen Woche mehrere Gesetzentwürfe zur Regulierung von Kryptowährungen zur Abstimmung standen. Die Woche, in der unter anderem der Genius-Act, der zu mehr Rechtssicherheit für den Handel mit Stablecoins führen soll, verabschiedet wurde, brachte auch neue Rekorde mit sich – für Bitcoin und auch für die Handelsplattform Coinbase.
Seit Jahresbeginn ist die Aktie an der Nasdaq bereits um 65% in die Höhe geklettert. In weniger als drei Jahren hat sich der Wert der Coinbase-Papiere verzehnfacht und ist zuletzt erstmals über die runde Marke von 400 Dollar geklettert. Das Unternehmen kommt inzwischen auf eine Market Cap von über 100 Mrd. Dollar. Geht es nach den Stimmen von Analysten, muss das noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein. Von 40 Analysten empfehlen 20 die Aktie zum Kauf, 16 raten nach der rasanten Kursentwicklung zum „Halten" und nur vier senken den Daumen und votieren für einen Verkauf der Coinbase-Titel.
Neue App und Zahlungsinfrastruktur
Kurstreiber, die die Rally am Laufen halten können, gibt es einige: So hat die Trump-Regierung ihre Zusage, sich für die Krypto-Industrie einzusetzen mit den Regulierungen aus der „Crypto Week“ und der Schaffung einer strategischen Bitcoin-Reserve zuletzt mit Leben gefüllt. Die Verabschiedung des Genius Acts, mit der institutionelle Gelder künftig sicherer und umfangreicher in Kryptoprodukte und Stablecoins investiert werden können, weil das Gesetz eine stabile Deckung durch Dollar oder kurzfristige Treasuries vorsieht, dürfte das Handelsvolumen am Kryptomarkt weiter antreiben.
Coinbase hat als Reaktion auf das Stablecoin-Gesetz eine Plattform für Online-Transaktionen für Stablecoins angekündigt. Die „Alles-App“ soll über den reinen Krypto-Handel hinausgehen und das Coinbase Wallet ersetzen. Mit der App sollen neue Anwendungsfälle geschaffen und so die Nutzerbasis verbreitert werden. Damit reagiert Mitgründer und CEO Brian Armstrong auf die Kritik, dass Coinbase zu sehr von den volatilen Handelseinnahmen abhängig ist. Der Traum der Kalifornier ist, mit der Super-App eine Art WeChat im Fintech-Bereich zu schaffen. Zunächst einmal sollen in der App verschiedene Dienste wie Trading, Wallet-Funktionen, Messaging und Zahlungsinfrastruktur vereint werden. Schlüsselfunktionen sind ein Base Account zur Identitätsprüfung und Base Pay als neues, dezentrales Zahlungssystem für den Stablecoin USDC. Das System wurde gemeinsam mit dem E-Commerce-Riesen Shopify entwickelt und ermöglicht gebührenfreie Ein-Klick-Zahlungen. Armstrong will USDC zum weltweit führenden Stablecoin noch vor Tether machen und Coinbase zur „weltweit führenden Finanzdienstleistungs-App“.
Aufnahme in den S&P 500
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber im Kryptowährungssektor ist Coinbase bereits ein Blue Chip, was sich zuletzt mit der Aufnahme in den S&P 500 manifestierte. Mit der Optionsbörse Deribit hat das Unternehmen in diesem Jahr bereits die sechste Akquisition verwirklicht. Und auch die Blockchain Base von Coinbase erfreut sich bereits großer Beliebtheit. Im Juni hat mit J.P. Morgan ein echtes Schwergewicht angekündigt, dort eine eigene Kryptowährung für institutionelle Kunden herausbringen zu wollen.
Analysten reagieren überwiegend begeistert auf die Aussicht auf neue Geschäftsfelder. Das Analysehaus Rosenblatt hat kürzlich das Kursziel für Coinbase auf 470 Dollar erhöht und bleibt bei seinem „Buy“-Votum. Die Produkterweiterung sorge für zusätzliches Gewinnwachstum und könne zu einer Bewertungsexpansion führen. Bernstein hat das Kursziel auf 510 Dollar erhöht und nennt Coinbase das „Amazon der Krypto-Finanzdienstleistungen“. Matt Hougan, CIO von Bitwise, sagt dem Unternehmen sogar eine billionenschwere Zukunft voraus: „Wählen Sie ein Unternehmen, das derzeit unter 100 Mrd. Dollar bewertet wird und die höchste Chance hat, eines Tages ein >1-Bill.-Dollar-Unternehmen zu werden. Ich fange an: Coinbase bei 61 Mrd. Dollar“, schrieb Hougan bereits im Mai auf der Plattform X. Es gibt aber auch kritischere Stimmen: Citizens JMP hat das Kursziel für Coinbase zuletzt von 475 auf 400 Dollar runtergesetzt, bleibt allerdings bei „Market Outperform“.
Zahlen kommen am 31. Juli
Das Potenzial für Coinbase bleibt groß. Ein guter Gradmesser für die weitere Kursentwicklung dürfte auch in Zukunft die Performance des Bitcoin sein. Notorische Optimisten sehen die älteste Kryptowährung schon auf Kurs Richtung 200.000 Dollar. Daneben dürfte aber auch die bereits beschlossene und die noch geplante Regulierung Kryptobörsen wie Coinbase eine neue Phase des Marktwachstums und eine Expansion der Kundenbasis bescheren.
Das starke Momentum, die Hausse am Kryptomarkt und zudem die ganz überwiegend bullishen Analystenkommentare dürften die Krypto-Euphorie und damit auch die Coinbase-Aktie auf weitere Höchststände treiben. Zum Schwur kommt es allerdings erst am 31. Juli. Dann legt Coinbase die Zahlen zum 2. Quartal vor.