KommentarDrohende Milliardenzahlung wegen Postbank

Ein Ärger jagt den nächsten bei der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank hat bereits etliche Altlasten aus dem Weg geräumt. Dennoch bindet die Vergangenheitsbewältigung weiterhin Ressourcen und Finanzkraft, wie die drohende Milliardenzahlung wegen der Postbank zeigt.

Ein Ärger jagt den nächsten bei der Deutschen Bank

Postbank

Ein Ärger jagt den nächsten

Von Tobias Fischer

Die Deutsche Bank hat etliche Altlasten bereinigt. Doch noch immer ist die Vergangenheit nicht bewältigt.

Die Deutsche Bank ist in der Vergangenheitsbewältigung gefangen, statt sich der Zukunftsplanung widmen zu können, wie die überraschende Milliardenrückstellung für drohende Entschädigungen im Zusammenhang mit der Postbank-Übernahme zeigt. Zwar hat das Haus in der sechsjährigen Amtszeit Christian Sewings etliche Altlasten bereinigt, Skandale und Skandälchen hinter sich gelassen oder zumindest Lösungen in Sichtweite gebracht, sei es Geldwäsche, seien es US-Hypothekenpapiere, um nur zwei Beispiele zu nennen. Die Ursachen dafür liegen oft Jahre und Jahrzehnte zurück und zumeist in der Verantwortung seiner Vorgänger.

Es rappelt im Karton

So auch die Übernahme der Postbank, wo ein Ärger den anderen jagt: verhunzte IT-Migration, Streiks, drohende Entschädigung von Postbank-Altaktionären. Sewing mag die lange zurückliegende Entscheidung, die Postbank der Deutschen Bank einzuverleiben, verwünschen. War er doch im Begriff, dazu übergehen, sich vollauf der Strategie samt Ertragssteigerung und Kostenreduktion zu widmen, Ruhe ins Haus zu bringen und das Bild der Bank öffentlichkeitswirksam zurechtzurücken. Stattdessen rappelt’s wieder im Karton, bindet die Postbank erneut Managementkapazität und Finanzkraft.

Zweites Aktienrückkaufprogramm fraglich

Noch ist nicht ausgemacht, wie die Sache ausgeht. Ob es auf einen baldigen Vergleich hinausläuft oder langwierige Händel vor Gericht bevorstehen, ob die komplette Rückstellung von 1,3 Mrd. Euro in Anspruch genommen werden muss oder ein Teil davon. Jenseits dessen ist fraglich, ob ein zweites, kürzlich für dieses Jahr angekündigtes Aktienrückkaufprogramm noch realistisch ist. Die Bank teilte mit, dass es zu früh sei, um diese Entscheidung zu treffen. Ein erstes Paket über 675 Mill. Euro ist im März angelaufen.

Auch die Episode IT-Migration ist möglicherweise noch nicht ausgestanden. Zum einen muss die Bank beweisen, dass sie in der Lage ist, auch über den Tag hinaus, an dem der von der BaFin entsandte Sonderbeauftragte das Haus verlässt, den Service zu erbringen, den die Kundschaft erwartet.

Kraftakt Schadensbehebung

Wenn es stimmt, dass das Institut hier nach eigener Lesart aus dem Gröbsten raus ist und nur noch Feintuning betreibt, ist das auch Folge der enormen Ressourcen, die in Aufarbeitung und Schadensbehebung gesteckt wurden. Hunderte zusätzliche Kräfte wurden dafür ein- und abgestellt, von bis zu 100 Mill. Euro Kosten ist zu hören. Zum anderen könnte das Ganze vor Gericht ausgetragen werden. Auch hier droht schlimmstenfalls eine Klagewelle, die die Bank auf Jahre beschäftigt.

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