KommentarFusionen

Software ist am M&A-Markt heiß begehrt

Inmitten der ansonsten herrschenden Fusionsflaute wechseln Softwareunternehmen für hohe Milliardenbeträge den Besitzer. Das zeigt, dass auch bei weiterhin hohen Finanzierungskosten Deals möglich sind.

Software ist am M&A-Markt heiß begehrt

M&A-Deals

Software ist heiß begehrt

Von Christoph Ruhkamp

Softwareunternehmen sind für M&A-Deals heiß begehrt. Wenn es dafür noch eines Beweises bedurft hätte, dann ist er jetzt erbracht. Schneider Electric erwägt die Übernahme des US-Ingenieurssoftwareunternehmens Bentley Systems für 17 Mrd. Dollar. Damit wäre es der bisher größte M&A-Deal mit europäischer Beteiligung in diesem Jahr. Auch andernorts wechseln Softwarefirmen inmitten der sonstigen Fusionsflaute immer öfter den Besitzer: In Paris hat der Kurs der Projektmanagement-Softwarefirma Planisware beim Börsengang zum Handelsstart um 33% zugelegt. In Deutschland hat der Finanzinvestor Carlyle kürzlich die Bonner Enterprise-Management-Softwarefirma SER Group für etwa 800 Mill. Euro an die Bostoner TA Associates verkauft. Und in der Schweiz steht der IT-Dienstleister Software One für rund 3 Mrd. sfr im Schaufenster.

Der sich anbahnende Bieterkampf um Bentley Systems zeigt, dass auch bei gestiegenen Zinsen, die noch länger hoch bleiben, Deals wieder möglich sind. Die Verkäufer beginnen sich mit verringerten Bewertungs-Multiples abzufinden. Zudem sind Bond-Emissionen wieder einfacher geworden. Zumindest für strategische Investoren, die sich einen Konkurrenten einverleiben wollen und dabei auf Synergien hoffen können, sind die Finanzierungen – im Unterschied zur Lage der Finanzinvestoren – kein Problem. Und die Befürchtung, im Rennen um die Implementierung der neuen Technologien aus der künstlichen Intelligenz hinter den Wettbewerb zurückzufallen, tut ihr Übriges, um das M&A-Geschehen anzuheizen.

Bentley Systems bietet Software für Ingenieur- und Bauprojekte, von Brücken und Flughäfen bis hin zu Versorgungsunternehmen und Bergwerken. Das passt zum Fokus von Schneider auf Industrietechnologie. Auf dem aktuell hohen Kursniveau der Bentley-Aktie ist aber laut dem US-Analysehaus Bernstein „nur schwer ein Szenario auszumachen“, in dem Synergien einen Kauf durch Schneider Electric rechtfertigen könnten. Entsprechend ist am Freitag der Bentley-Kurs gestiegen und Schneider gefallen.

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