Metzler favorisiert Europa-Aktien

Bankhaus erwartet in der Region in den kommenden Jahren höhere Erträge als in den USA

Metzler favorisiert Europa-Aktien

Das Bankhaus Metzler glaubt, dass in den nächsten Jahren mit europäischen Aktien höhere Erträge erzielt werden können als mit amerikanischen. Anleihen beurteilt das Institut skeptisch. Seiner Einschätzung nach besteht kaum Hoffnung, dass bald wieder auskömmliche Realrenditen erzielt werden können.ck Frankfurt – Nach Meinung von Metzler sind Anleger gut beraten, europäischen Aktien vor amerikanischen den Vorzug zu geben. “Wir glauben, dass sich europäische Aktien in den kommenden Jahren besser schlagen werden als US-Werte”, sagte Emmerich Müller, für das Private Banking verantwortlicher Partner des Bankhauses, am Mittwoch in einem Pressegespräch. Er erwarte, dass sich mit europäischen Aktien ein realer Ertrag von 5,7 % verdienen lasse, mit US-Aktien jedoch lediglich 1,4 %. Damit sei die strategische Portfolioausrichtung klar: Die Argumente sprächen für eine Übergewichtung europäischer Werte. Neue RahmenbedingungenVier Rahmenbedingungen, die die letzten Jahre geprägt hätten, hätten sich in den letzten Monaten verändert, so Timo Schwietering. Der Leiter Kapitalmarktanalyse im Metzler Private Banking verwies u.a. auf den Übergang von einem geringen zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum. Nach Jahren permanenter Abwärtsrevisionen der Wachstumserwartungen gebe es nun Aufwärtsrevisionen. 2017 werde das stärkste Wachstum seit fünf Jahren erreicht. Ferner steige nun die Inflation. Die Anleiherenditen markierten zumindest keine neuen Tiefststände mehr. Schließlich änderten die Notenbanken ihre ultralockere Haltung. Stattdessen gebe es nun stärkere fiskalpolitische Impulse.Der Euroraum weise ein dynamisches Wachstum aus, so Schwietering, der auf die zuletzt auf 82,5 % gestiegene Kapazitätsauslastung verwies. Ihre Aufwärtsbewegung habe bereits im Jahr 2013 eingesetzt. Dennoch habe die EZB bei den Leitzinsen den Rückwärtsgang eingelegt. Angesichts dieser Diskrepanz zwischen dem Zinsniveau und einer relativ guten konjunkturellen Lage überrasche es nicht, dass eine Diskussion über ein Ende der ultralockeren Geldpolitik aufkomme. Schwietering glaubt, dass die EZB in den nächsten Monaten eine Änderung ihrer Haltung signalisieren und 2018 ein Tapering (Reduzierung der Anleihekäufe) signalisieren wird. Ab Mitte 2018 werde sie keine Anleihen mehr kaufen und dann an die Leitzinsen rangehen. Derzeit sei der Teuerungsdruck für eine Änderung noch zu gering. Schwietering rechnet jedoch damit, dass die Sorgen der EZB nachlassen werden, wenn die Arbeitslosigkeit weiter sinkt.Metzler erwartet Inflationsraten von 1,5 % bis 2 % für den Euroraum sowie von 2,5 % bis 3 % für die USA. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen und Treasuries erwartet das Bankhaus in zwölf Monaten bei 0,6 % und 2,8 %. Das Problem sei, dass die Inflation stärker steige als die Renditen, so dass die Realzinsen sänken, so Schwietering. “Real bleibt wenig bis nichts übrig.” Investoren müssten stärker ins Risiko gehen, über längere Duration oder Abstriche bei der Emittentenqualität. “Wir wollen beides nicht machen.”Das Bankhaus gibt vor diesem Hintergrund Aktien den Vorzug vor Anleihen. In seinem “traditionellen Portfolio – Weltmandat”, das für die Aktienquote eine Bandbreite von 50 % bis 80 % vorsieht, entfallen auf Dividendentitel derzeit 70 %, erläuterte Frank Endres, Leiter des Portfoliomanagements. Damit sei die Bandbreite noch nicht ausgereizt. Sofern Emmanuel Macron wie erwartet die französische Präsidentschaftswahl gewinnt sowie das fundamentale Umfeld gut und der Aufwärtstrend des Aktienmarkts intakt bleibt, will das Institut Endres zufolge Konsolidierungen nutzen, um die Aktienquote weiter zu erhöhen.Die zurückliegende Underperformance europäischer gegenüber amerikanischen Aktien führt Schwietering auf erhebliche Unterschiede in der Gewinnentwicklung zurück. Während US-Unternehmen ihre Gewinne seit 2007 um 14 % gesteigert hätten, seien die Gewinne in Europa um 40 % gesunken. Ein Grund sei die in Europa höhere Gewichtung der Finanz- und Rohstoffbranchen, die unter den permanent sinkenden Zinsen und der Rohstoffbaisse gelitten hätten. Aber auch unter Ausschluss dieser Branchen seien die europäischen Gewinne hinter den amerikanischen zurückgeblieben. Dies sei vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen: niedrigere operative Margen und die enormen Aktienrückkäufe der US-Unternehmen. Nachteile fallen wegDieser Nachteil europäischer Firmen wird Schwietering zufolge aber nicht anhalten. Die schwächeren Margen seien mit der Abschwächung des Wachstums der Schwellenländer einhergegangen. Sie hätten mit 30 % einen deutlich höheren Anteil an den europäischen als an den US-Exporten. Mittlerweile scheine aber in den Schwellenländern die Wende geschafft. Ferner hält Schwietering das hohe Volumen der US-Aktienrückkäufe für nicht nachhaltig, u.a. aufgrund der höheren Zinsen, aber auch aufgrund der Tatsache, dass die amerikanischen Unternehmen zuletzt mehr ausgeschüttet hätten, als sie verdient hätten. Somit würden zwei Hauptursachen für die schlechtere europäische Gewinnentwicklung bald entfallen. Zudem seien US-Aktien sehr teuer und ihre Margen bereits sehr hoch.