Morgan Stanley hält höhere Volatilität für gerechtfertigt
BZ/Bloomberg Singapur – Eine Kombination aus niedriger Liquidität und hoher Selbstzufriedenheit von Investoren wird laut der US-Investmentbank Morgan Stanley dazu führen, dass die Cross-Asset-Volatilität nicht lange auf den historischen Tiefstständen bleiben wird. “Es gibt immer noch zwei Dinge, die dagegen sprechen, dass die derzeitigen Volatilitätsniveaus richtig oder nachhaltig sind”, sagt Cross-Asset-Stratege Andrew Sheets. “Erstens ist die Marktliquidität immer noch nicht groß. Zweitens: Ich bin nicht sicher, ob der Markt in seinem neu gewonnenen Optimismus zu einer logischen Schlussfolgerung gekommen ist, wohin sich die Aktivapreise bewegen.”Die Preisschwankungen bei Währungen, Anleihen und anderen Anlageklassen sind angesichts des dovishen Kurswechsels der globalen Zentralbanken, der erhöhten Konjunkturstimuli aus China und der nachlassenden Handelsspannungen deutlich gesunken. Der CBOE Volatility Index ist in diesem Jahr um über 50 % gefallen und hat am Freitag auf dem niedrigsten Stand seit sechs Monaten geschlossen. Der MOVE-Index der Bank of America, ein Indikator für die Volatilität in US-Treasuries, steuert auf sein Rekordtief zu.Selbstgefällige Marktteilnehmer, die eine US-Notenbank in Warteposition mit niedriger Volatilität gleichsetzen, sind ebenfalls ein Problem, und große Preisbewegungen könnten bald als Überraschung kommen, so Cross-Asset-Stratege Sheets. “Wenn die Fed dovish bleibt und die Daten schwächer werden, steigt die Volatilität”, sagte er. “Wenn die Daten anziehen und die Zentralbanken tatsächlich sagen, wir werden angesichts der Verbesserung der Daten nicht straffen, würde das nicht viel mehr Risikobereitschaft erzeugen? Und das wäre auch volatil.”Eine Reihe von Strategen äußert sich besorgt über die Auswirkungen der geringen Liquidität. John Marshall und Rocky Fishman von der US-Investmentbank Goldman Sachs haben sich bereits im Dezember vor den Risiken sinkender Volumina und Markttiefe gewarnt. Marko Kolanovic von der US-Großbank J.P. Morgan Chase äußerte sich in diesem Monat besorgt über die negative Rückkopplungsschleife zwischen Volatilität und Liquidität.Für Stratege Sheets ist das Jahr 2007 ein warnendes Beispiel für alle, welche die Welt der niedrigen Preisschwankungen als eine Zeit für Selbstzufriedenheit zu betrachten – auch damals gab es eine sehr flache Renditekurve und eine niedrige implizite Volatilität. “Der Markt hat diese Dynamik so erklärt, dass die Fed aufgehört hat, die Zinsen zu erhöhen und nun die Politik für eine Weile stabil halten wird, und dass die Konjunktur ein wenig schwach ist”, sagt Sheets. “So haben sich die Dinge jedoch nicht entwickelt.”