Notenbanken lassen Gold glänzen
Von Armin Schmitz, FrankfurtEdelmetalle sind gefragter denn je. Dies trifft insbesondere auf Gold zu. Der Preis für die Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls verteuerte sich im Jahr 2012 um annähernd 10 % und stieg damit im achten Jahr in Folge. Mit einem Jahreshoch von 1 796 Dollar je Feinunze blieb die Notierung indes sehr deutlich unter dem Rekordhoch von 1 921 Dollar aus dem Vorjahr. Immerhin: In Euro gerechnet markierte der Goldpreis Anfang Oktober mit einem Stand von 1 381 Euro eine Bestmarke.Die anhaltende Staatsschuldenkrise in der Eurozone, die lange Zeit schwelende Haushaltskrise in den Vereinigten Staaten und die Angst vor einem kräftigen Anstieg der Teuerungsrate befeuerten die Nachfrage nach Gold. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die deutsche Privatpersonen laut einer repräsentativen Umfrage des Edelmetallhändlers Heraeus und der Steinbeis-Hochschule in Berlin unter mehr als 2 000 Personen inzwischen 8 000 Tonnen des Edelmetalls besitzen. Dies entspricht einem Anteil von knapp 5 % an der weltweit geförderten Goldmenge.Die Volumina von Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Commodities (ETC) haben im Jahr 2012 bis dato noch nie gesehene Niveaus erreicht. Diese passiven Goldprodukte verfügen nun über 2 584 Tonnen des Edelmetalls. Sie halten damit gleich hinter den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik Deutschland weltweit den drittgrößten Goldbestand. 2012 kauften Anleger über die passiven Investmentprodukte rund 250 Tonnen des Edelmetalls. Dies unterstreicht, dass Finanzinvestoren sich zu einer der größten Käufergruppen entwickelt haben. ETF mit RekordvolumenDie Ankündigung von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), unter bestimmten Voraussetzungen Staatsanleihen in unlimitiertem Umfang aufzukaufen, um den notleidenden Staaten im Süden Europas zu helfen, verstärkte die Nachfrage nach Gold. Der Bestand des SPDR Gold Trust, des weltweit größten Gold-Indexfonds, bei dem die Anlegergelder durch die Hinterlegung von Gold gesichert sind, stieg bis auf 1 353 Tonnen des Edelmetalls, was einem Gegenwert von mehr als 75 Mrd. Dollar entspricht. Über ein größeres Volumen verfügte das Produkt niemals zuvor.In Europa ist vor allem der ZKB Gold-ETF der Zürcher Kantonalbank aus der Schweiz bei Anlegern sehr beliebt. Er verwaltete zuletzt einen Goldbestand von mehr als 230 Tonnen mit einem Gegenwert von 12,2 Mrd. sfr beziehungsweise umgerechnet rund 10 Mrd. Euro. Es handelt sich bei diesem Indexfonds um einen Anlagefonds schweizerischen Rechts und somit um ein Sondervermögen. Die ETF der ZKB unterliegen damit den Anlegerschutzvorschriften gemäß Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen sowie der Beaufsichtigung durch die Eidgenössische Bankenkommission. Das Kapital des Fonds ist mit Gold physisch vollständig hinterlegt. Die Anleger können sogar die Auslieferung des Edelmetalls beantragen. Xetra-Gold ist beliebtIn Deutschland war im Handelsjahr 2012 Xetra-Gold der Deutschen Börse Commodities erneut nahezu konkurrenzlos: Hier betrug der Bestand kurz vor dem Jahresende mehr als 53 Tonnen im Gegenwert von mehr als 2,3 Mrd. Euro. Mit rund 25 % der Umsätze im Rohstoffsegment ist es das am häufigsten gehandelte Rohstoffprodukt der Deutschen Börse.Die Ankündigung des EZB-Präsidenten Draghi, alles in seiner Macht Stehende zum Erhalt der Eurozone zu tun, war auch für manch namhaften Investor das Signal, aggressiv Goldbestände aufzubauen. Der amerikanische Fondsmanager John Paulson, der nicht zuletzt durch seine erfolgreiche Spekulation gegen den Immobilienmarkt während der US-Subprime-Krise bekannt wurde, verwaltet in dem Portfolio seines Hedgefonds Paulson & Co. Anteile des SPDR Gold Trust im Gegenwert von 3,7 Mrd. Dollar. Allein im zweiten Quartal weitete er den Anteil dieses Produkts in seinem Portfolio kräftig um ein Viertel auf. Dies ist letztlich nichts anderes als eine Wette auf eine Beschleunigung des Inflationsanstiegs. Mit seinem Bestand von umgerechnet 66 Tonnen macht Paulson mittlerweile Zentralbanken aus Ländern wie Brasilien und Bulgarien Konkurrenz.Der Fonds der Investorenlegende George Soros, Soros Fund Management LLC, vergrößerte seinen Goldanteil im Portfolio um fast die Hälfte auf einen Gegenwert von mehr als 220 Mill. Dollar. Dies belegt eine bemerkenswerte Änderung in der Sicht auf die Märkte, denn zu Beginn des Jahres 2010 hatte Soros noch vor Gold als “ultimativer Blase” gewarnt. Schwellenländer kaufenIm Jahr 2012 standen auch viele Notenbanken verstärkt auf der Seite der Käufer. Vor allem die Zentralbanken aus Schwellenländern in Asien und Lateinamerika stockten dabei ihre Reserven auf. So wuchsen die Bestände Brasiliens allein im Oktober um 17 Tonnen. Damit steigerte das Land den Goldbestand um 48,6 %. Auch Kasachstan, die Türkei und Südkorea traten an den Märkten offen auf und vergrößerten ihre Bestände. Da die Notenbanken als Nettokäufer auftreten, scheint der Goldpreis nach unten abgesichert.Weitere Nachfrage erwarten die Experten außerdem von den geplanten neuen Gold-ETF in China, die größtenteils physisch mit dem Edelmetall hinterlegt sind. Viele Analysten gehen vor diesem Hintergrund davon aus, dass das Interesse an Goldanlagen anhält und der Preis für die Feinunze im Jahr 2013 ein Rekordhoch erreicht.Die Analysten der DZ Bank beispielsweise rechnen auf Sicht eines Jahres mit einem Preisanstieg bis auf 2 050 Dollar je Feinunze. Edelmetalle werden wegen der ultralockeren Geldpolitik der großen Notenbanken bei sachwertorientierten Investoren gefragt bleiben, argumentieren die Analysten des Instituts. Cash-Bestände seien wegen der negativen Realrenditen faktisch unattraktiv, so die DZ Bank. Zudem bestehe hohe Unsicherheit über die künftige Entwicklung der Inflationsrate. ETF als AnlagevehikelGefragt war im Jahr 2012 auch Silber. Die Anleger kauften dabei nicht allein Silbermünzen, sondern nutzten wie beim Gold ETF und ETC als Anlagevehikel, bei denen die investierten Mittel durch physische Hinterlegung abgesichert sind. Diese Produkte erreichten mit einem Volumen von insgesamt 606,2 Millionen Unzen ebenfalls ein bisher noch nie gesehenes Niveau. Selbst im Frühjahr 2011, als der Silberpreis das Rekordhoch von 50 Dollar je Unze streifte, lagen die Bestände nicht höher.Für 2013 sind Analysten für den Silberpreis ebenso optimistisch wie für den Goldpreis. Allerdings unterliegt die Entwicklung vielen Einflussfaktoren. Aufwärtsimpulse erwarten Analysten durch eine konjunkturelle Erholung in China und die anhaltend hohe Investmentnachfrage. Sie warnen allerdings vor dem Risiko eines Rückfalls, beispielsweise wenn sich die Sorgen um die globale Konjunktur – entgegen vielen Prognosen – doch wieder vergrößern. Die DZ Bank prognostiziert für Ende 2013 einen Silberpreis von 40 Dollar je Feinunze.