Positive Signale für asiatische Aktien
Von Thorsten Grisse *)Seit 2009 läuft an den Aktienmärkten ein Haussezyklus. Während die Investoren bisher besonders Appetit auf US- und deutsche Aktienindizes hatten, rücken seit dem Herbst 2014 die asiatischen Aktienmärkte in den Fokus. Seitdem weisen Blue-Chip-Indizes wie z. B. der Nikkei, der Shanghai Composite (SSE), Hang Seng und in Südkorea der Kospi 200 sowohl in lokaler Währung als auch in Dollar eine relative Stärke im internationalen Vergleich auf. Besonders die chinesische Hausse – gestützt durch eine weitere politische Öffnung des Finanzmarktes, monetäre Lockerung und finanzielle Deregulierung – hat ein sehr hohes Aufwärtsmomentum. In Summe deutet die ansprechende technische Gesamtlage für das zweite Halbjahr 2015 weitere Kursgewinne in Asien an. Baisse-Trend abgeschlossenDer Nikkei wird seit 1950 als Kursindex veröffentlicht und umfasst 225 Titel. Nach einer Bilderbuch-Hausse in den 80ern erreichte der Index im Dezember 1989 sein Allzeithoch (bei 38 957) und ging anschließend in eine langfristige Abwärtsbewegung über. In dieser Bewegung bildete sich im Oktober 1991 ein zentraler langfristiger Baisse-Trend heraus, welcher den Index bis Oktober 2008 auf die Lows bei 6 995 führte. Seitdem läuft eine Hausse, die sich seit der geldpolitischen Lockerung im Januar 2013 unter Premier Abe stark beschleunigte. In dieser Hausse war der Index bis Anfang 2014 – analog zum Kursverfall des Yen – an den langfristigen Baisse-Trend herangelaufen. Es folgte eine mittelfristige Seitwärtskonsolidierung um 15 000. Anfang 2015 ist die Hausse erneut angesprungen und der Index hat den 23-jährigen Baisse-Trend mit einem übergeordneten Investment-Kaufsignal nach oben abgeschlossen. Obwohl nach dem schnellen Anstieg an die Resistance-Zone bei 20 000 Punkten ein Nachlassen des mittelfristigen Aufwärtsmomentums einkalkuliert werden sollte, deuten die intakten Aufwärtstrends weiteres Aufwärtspotenzial (in Richtung 22 500 bis 23 000 Punkte) an. Da dieser Kursanstieg nicht mehr von einer Abwertung des Yen begleitet wird, sorgt er zurzeit auch ohne Währungsabsicherung bei Euro- oder Dollar-Investoren für Gewinne.Der SSE wird seit 1991 als Kursindex veröffentlicht und umfasst zurzeit 1 073 Titel, wobei Direktinvestments (besonders für Ausländer) aktuell noch reguliert sind. Der Index erreichte im Oktober 2008 bei 6 124 Punkten seinen Rekord. Es folgte eine Baisse, wobei sich nach dem Zwischenhoch 2009 bei 3 478 ein langfristiger Baisse-Trend herausbildete. Mit dem Anstieg über 2 445 Punkte im November 2014 verließ der SSE diesen Baisse-Trend mit einem übergeordneten (Investment-)Kaufsignal. Es folgte die laufende, rasante Hausse, die bisher drei Phasen aufweist. Die erste Phase umfasst den Anstieg bis im Januar 2015 auf 3 407. Die zweite Phase ist die mittelfristige Konsolidierung bis März 2015. Seitdem läuft mit einem weiteren schnellen Anstieg die dritte Phase. In dieser Phase hat sich der kurzfristige Aufwärtstrend bei 3 700 Punkten herausgebildet. Die China-Hausse weist einen technisch stark überkauften Charakter auf. Deshalb sollten kurzfristige Konsolidierungen einkalkuliert werden und neue Engagements erst nach dem Abschluss solcher Konsolidierungen (z. B. Anfang 2015) erfolgen, um einen prozyklischen Zukauf zu vermeiden.Der Hang Seng Index – ein Kursindex mit 50 Titeln, der seit 1969 veröffentlicht wird, erreichte sein Allzeithoch im Jahr 2007 bei 31 958 Punkten. Anschließend fiel er in einer ausgeprägten Baisse bis auf 10 676 Punkte (Oktober 2008) zurück. Davon ausgehend erholte sich der Hang Seng, ging allerdings im dritten Quartal 2009 (Hoch bei 24 989 Punkten im November 2010) in eine langfristige Seitwärtsbewegung über. Diese wurde von einer mehrfach getesteten Widerstandszone im Bereich von 24 000 bis 25 000 Punkten begrenzt. Nach dem Tief im Oktober 2011 (Tiefstkurse um 16 170 Punkte) etablierte der Index den aktuellen Hausse-Trend (Trendlinie zurzeit bei 23 500 Punkten). In dessen Verlauf gelang es dem Hang Seng nun, die langfristige Widerstandszone (24 000 bis 25 000 Punkte) mit einem Investment-Kaufsignal nach oben zu überwinden. Zusätzlichen Rückenwind bekommt der Hang Seng von regulatorischen Änderungen. Diese ermöglichen den chinesischen Festland-Investoren mehr Investitionsfreiheit und Indexarbitrage in Hongkong. Für den Hang Seng deutet sich vor diesem Hintergrund in den kommenden Monaten ein Test der Widerstandszone ab 30 000 Punkten an.Der südkoreanische Kospi 200 ist ein Kursindex und umfasst 200 Titel. Er befindet sich seit Ende der 90er Jahre in einer langfristigen Hausse-Bewegung. Diese führte den Index im Mai 2011 auf Allzeithoch um 296 Punkte. Anschließend fiel der Kospi 200 mit einem Verkaufssignal aus dem Hausse-Trend auf 213 (Oktober 2011) zurück. Ausgehend davon hat sich eine langfristige Trading-Range herausgebildet. Diese wird von dem Support bei 230 bis 239 Punkten und der mehrfach getesteten Resistance-Zone bei 270 bis 273 begrenzt. Auch wenn der Kospi 200 im asiatischen Vergleich zurzeit eine relative Schwäche aufweist, deutet der laufende Aufwärtsschub (Start in Januar bei 239) einen erneuten Test der dreieinhalbjährigen Widerstandszone an. Bei einem Überwinden dieser Resistance mit einem neuen Investment-Kaufsignal wäre das Allzeithoch bei 296 das nächste Kursziel.—-*) Thorsten Grisse ist bei Commerzbank Corporates & Markets tätig.