Märkte am Mittag

Regierungs-Aus in Frankreich trübt Stimmung

Zunächst reagierten die Anleger gelassen auf den Regierungssturz in Frankreich. Bis zum Mittag bröckelten die Kurse jedoch etwas ab.

Regierungs-Aus in Frankreich trübt Stimmung

Nach einem freundlichen Start in die Börsenwoche haben die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Dienstag wieder nachgegeben. Quasi mit Verzögerung reagierten sie auf das Scheitern der französischen Regierung am Vorabend. Der Leitindex Dax verlor zuletzt ein halbes Prozent auf 23.692 Punkte.

Nach dem Sturz der Mitte-Rechts-Regierung unter François Bayrou muss Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erneut einen neuen Premierminister finden, der das politisch gespaltene Land führen kann. Die Ausgangslage ist jedoch vertrackt. In der Nationalversammlung stehen sich Macrons Liberale, das linke Lager und die Rechtsnationalen um Marine Le Pen als drei große Blöcke gegenüber. Keiner von ihnen verfügt über eine eigene Mehrheit.

„Die politische Lage bleibt damit fragil und die notwendigen Reformen ungewiss“, schrieb Analyst Andreas Wex von der Commerzbank. Es werde spannend sein zu sehen, ob und wie lange sich der neue Premier im Amt halten kann und ob er es schafft, einen Haushalt zu verabschieden. „Das in Koalitionen ungeübte politische Frankreich tut sich schwer mit Kompromissen“, so Wex.

„Gewöhnungseffekt“

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor am Dienstag 0,8 % auf 30.220 Zähler. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 notierte gegen Mittag kaum verändert bei 5.362 Punkten.

„Die Abwahl der Regierung war zwar weitgehend eingepreist, weshalb eine stärkere Reaktion am Aktien- und Anleihemarkt zunächst ausblieb. Zudem ist ein ähnlicher Gewöhnungseffekt wie an die politische Unsicherheit unter einem US-Präsidenten Trump erkennbar. Allerdings sollten Anleger die langfristigen, politischen Risiken für die Finanzmärkte nicht unterschätzen“, warnte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Anleihemärkte sind ruhig

Die Kurse deutscher Staatsanleihen haben am Dienstag etwas zugelegt. Die politischen Turbulenzen in Frankreich bewegten den Anleihemarkt kaum. Der richtungweisende Euro-Bund-Future stieg um 0,11 % auf 129,55 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf 2,66 %.

Die Renditen französischer Staatsanleihen hatten angesichts der politischen Unsicherheit bereits im Vorfeld zugelegt. Mittlerweile liegt die Rendite zehnjähriger französischer Anleihen über dem Niveau von entsprechenden griechischer Anleihen.

„Die hohen Schuldenstände in Kombination mit den hohen laufenden Haushaltsdefiziten und der Unfähigkeit einen Richtungswechsel bei den zu hohen Ausgaben herbeizuführen, stellen keine Grundlage für eine nachhaltige Entspannung in den Risikoaufschlägen dar“, kommentierte Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank. Er rechne mit einem moderaten Anstieg der Renditen über einen längeren Zeitraum hinweg. „Interessant ist, dass Bundesanleihen, die stets als sicherer Hafen galten, von der Unsicherheit in Frankreich nicht profitieren konnten.“

Commerzbank fällt

Mit Blick auf einzelne Aktien bestimmten Analystenkommentare den Handel. So fielen Commerzbank am Dax-Ende um knapp 4 %, belastet von einer Abstufung auf „Neutral“ durch JPMorgan.

Unter den Nebenwerten stiegen Eckert & Ziegler um gut 5 %. Die Berenberg Bank hat zum Kauf der Papiere des Technologieunternehmens geraten.

Kursgewinne wurden bei den Aktien der Verteidigungs- und Rüstungsbranche mitgenommen. Im Dax vetall 1,8 %, im MDax waren Hensoldt Renk mit 5,1 respektive 3,4 % die größten Verlierer.

Die Papiere von Deutz büßten 5 % auf 9,45 Euro ein. Der Motorenbauer hat zur Finanzierung einer Übernahme im Drohnengeschäft das Grundkapital um rund 10 % aufgestockt. Die Anteilsscheine wurden bei der Kapitalerhöhung zu je 9,45 Euro platziert.

Bergbau-Milliardendeal

Der britisch-südafrikanische Bergbaukonzern Anglo American und der kanadische Kupferproduzent Teck Resources wollen sich zusammenschließen. Gemeinsam bringen die beiden Konzerne rund 54 Mrd. US-Dollar auf die Börsenwaage. Für die Anleger von Anglo American versüße die Sonderdividende das kurzfristige Bild. Die Anglo-Papiere stiegen in London zuletzt um 9,6 %. Für Teck ging es im vorbörslichen US-Handel um fast 10 % nach oben.

Die Aktien von ABN Amro reagierten mit einem Kursrückgang von 1,3 % auf die Nachricht, dass die niederländische Regierung mit einer weiteren Reduzierung ihrer Beteiligung an der Bank beginnt. Demzufolge soll der Staatsanteil von derzeit 30,5 % auf etwa 20 % sinken. Der Staat hatte mit seinem Einstieg während der großen Finanzkrise das Kreditinstitut gerettet.

Für die Aktien von Renault ging es zuletzt um knapp 3 % auf 33,95 Euro nach oben. Zuvor hatte die Investmentbank Exane BNP die Papiere des Autobauers mit „Outperform“ und einem Kursziel von 45 Euro in die Bewertung wieder aufgenommen.

Gold auf neuem Rekordhoch

Der Goldpreis hat am Dienstag den dritten Handelstag in Folge einen Höchststand erreicht. Größter Preistreiber bleibt die Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA, wobei die Anleger an den Finanzmärkten zuletzt auch verstärkt auf eine große Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed um 0,50 Prozentpunkte spekulierten.

Am Dienstagmorgen stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) an der Börse in London bis auf 3.659,36 US-Dollar und damit so hoch wie noch nie. Auch in Euro erreichte die Notierung ein weiteres Rekordhoch bei 3.107 Euro.