Rentabel, aber teuer

Der französische Aktienmarkt bleibt volatil - Pandemie schürt Interesse von Kleinanlegern

Rentabel, aber teuer

Der CAC 40 hinkt dem Dax hinterher. Doch insgesamt ist der französische Aktienmarkt im europäischen Vergleich relativ hoch bewertet. Die Covid-19-Pandemie hat bereits die Zusammensetzung des französischen Leitindex verändert und dürfte die Börse von Paris weiter beeinflussen. Von Gesche Wüpper, ParisAnleger sehen sich in Frankreich einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Auf der einen Seite hat sich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone nach der Aufhebung der strengen Ausgangssperre Mitte Mai schneller erholt als erwartet. Auf der anderen Seite schnellt die Zahl der Neuinfektionen weiter in die Höhe, so dass die Regierung von Präsident Emmanuel Macron in besonders betroffenen Städten vergangene Woche wieder Beschränkungen einführen musste. Das schürt bei Investoren die Furcht, dass es zu weiteren Einschränkungen bis hin zu lokal begrenzten Ausgangssperren kommen könnte.Das spiegelt sich auch an der Börse von Paris wider. Dort erlebte der CAC 40 letzte Woche den schlimmsten Verlauf seit Mitte Juni und gab um 5 % nach. Seit Jahresbeginn hat er fast 20 % verloren. Montag konnte er wieder kräftig zulegen, wobei die seit Jahresanfang schwachen Werte wie die Banken BNP Paribas, Crédit Agricole sowie Société Générale, die Autobauer Peugeot und Renault sowie der Flugzeugbauer Airbus in der Vorwoche erneut unter Druck geraten waren und die kräftigsten Kurssprünge vollführten. “Trotz einiger positiver Entwicklungen Tag für Tag fehlt Investoren auf lange Sicht noch immer Klarheit”, meint Analyst Pierre Veyret von Activtrades.Die steigenden Covid-19-Zahlen, der unsichere Ausgang der Brexit-Verhandlungen und der US-Wahlen werden den Aktienmarkt in Paris in den kommenden Wochen beeinflussen. Die Volatilität dürfte anhalten. Sie sei zwar gestiegen, jedoch noch immer weit entfernt von dem Niveau, das sie auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Krise im Frühjahr erreicht habe, sagt Lara Nguyen von Fastea Capital. Auch breche der Markt jetzt nicht ein, sondern gebe progressiv nach. Das zeige, dass er nicht überreagiere.Die Coronavirus-Krise hat im Frühjahr nicht nur die Kurse unter Druck gesetzt, sondern auch in der Zusammensetzung des CAC 40 seine Spuren hinterlassen. Wie kein anderer illustriert der im Juni vollzogene Wechsel die durch die Pandemie verstärkten Trends. So musste der unter der Schließung von Kantinen in Schulen und Unternehmen leidende Caterer Sodexo dem Callcenter-Betreiber Teleperformance den Platz überlassen. Dieser hat seit Beginn des Jahres den größten Kursgewinn in dem Leitindex verbucht. Diesen Monat ersetzte der von einem großen Auftragsbuch profitierende Zughersteller Alstom den Hotelkonzern Accor, der die Reisebeschränkungen voll zu spüren bekommt und von Standard & Poor’s im August auf Ramschstatus abgestuft wurde. Ausländer auf dem RückzugGleichzeitig hat die Covid-Pandemie dazu geführt, dass wieder mehr Kleinanleger an die Börse von Paris zurückgekehrt sind. Seit November hat die Börsenaufsicht Autorité des marchés financiers (AMF) 700 000 neue Privatanleger gezählt, während die Online-Bank Boursorama die Zahl der Kunden auf ihrer Börsenplattform laut der Nachrichtenagentur AFP verdreifachen konnte. Der Anteil ausländischer Investoren, die französische Aktien halten, ist dagegen nach Angaben der Banque de France seit einem Höhepunkt 2013 bis Ende letzten Jahres von 47,8 % auf 40,8 % gesunken. Die meisten der ausländischen Investoren stammen aus der Eurozone (43,1 %) und den USA (33,7 %). Im ersten Quartal nun hat die Banque de France beobachtet, dass ausländische Investoren verkauften, heimische Investoren dagegen kauften.Auch wenn der CAC 40 dem Dax hinterherhinkt, weil bei ihm weniger Technologie-Titel vertreten sind, ist er eher hoch bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt im europäischen Vergleich rund 5 % über dem langfristigen Durchschnitt. Die Analysten von UBS, die den französischen Aktienmarkt als “neutral” einstufen, halten die Börse von Paris vor allem wegen der Luxusgüterhersteller bezüglich der Rentabilität für vergleichsweise gut aufgestellt. Doch die Gewinndynamik ist schwach.Die französischen Aktien hätten einen Vorsprung gegenüber den Ergebnissen pro Aktie, meint Eric Galiègue von Valquant Expertise. Der CAC 40 sei den Ergebnissen rund ein Jahr voraus, weshalb sich Galiègue mit einem Niveau von 4 400 bis 4 500 Punkten wohler fühlen würde. Er erwartet deshalb, dass der französische Leitindex bis Jahresende leicht nachgeben könnte.Die Experten von UBS haben je drei in Paris notierte Aktien identifiziert, die sie kaufen und verkaufen würden. So empfehlen sie die Papiere des Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus, des Einzelhändlers Carrefour und des Pharmaherstellers Ipsen zum Kauf. Dagegen raten sie, die Aktien von Danone, des Softwareherstellers Dassault Systèmes und des Medizinausrüsters Sartorius Stedim Biotech zu verkaufen.