Rüstung und Pharma treiben Aktienmärkte an
Märkte am Mittag
Rüstung und Pharma treiben Aktienmärkte an
Steigende Kurse im Rüstungs- und Pharmasektor haben die europäischen Börsen zum Wochenstart ins Plus gehievt. Der Dax und der Euro Stoxx 50 notierten am Montag gegen Mittag jeweils knapp ein halbes Prozent höher bei 23.984 und 5.366 Punkten. Für Rückenwind sorgte unter anderem ein Plus von rund 1,5% bei den europäischen Rüstungswerten. Norwegen will seine Marine mit Fregatten aus britischer Produktion verstärken, was die Aktien von Anbietern wie Babcock, BAE Systems und Rolls-Royce um bis zu gut 3% nach oben hievte. Daneben sorgte ein Umsatzsprung durch KI-bezogene Produkte beim chinesischen Handelsriesen Alibaba für eine positive Grundstimmung, hieß es am Markt
Unter den Einzelwerten in Deutschland ging es erneut für Rüstungsaktien aufwärts: Nach deutlichen Gewinnen am Freitag stiegen Rheinmetall an der Dax-Spitze um weitere 2,3%. Renk gewannen im MDax 4% und Hensoldt legten um 1,8% zu.
Gewinnmitnahmen bei Bayer
Bayer gaben als Schlusslicht im Dax um 1,1% nach. Nach einer negativen Nachricht aus der Produktpipeline habe die Aktie am Montag ihrer deutlichen Erholung vom August-Tief noch etwas mehr Tribut gezollt. Der Agrarchemie- und Pharmakonzern verfehlte in einer Studie mit dem Wirkstoff Vericiguat für die Therapie einer Form der chronischen Herzinsuffizienz den primären Endpunkt. Seit ihrem Zwischentief von Anfang August hatte sich die Bayer-Aktie bis Ende August in der Spitze um fast 17% erholt. Auf diese Rally folgten seit Mittwoch tendenziell Gewinnmitnahmen kurzfristig orientierter Spekulanten.
Teamviewer sprangen im MDax um 10,2% nach oben, nachdem die Bank of America (BofA) das Papier um gleich zwei Stufen, von „Underperform“ auf „Buy“, hochstufte, und das Kursziel auf 16,30 Euro anhob. Die KI-Fähigkeiten sorgten für einen Vorsprung im Vergleich zur Konkurrenz, schrieb Analyst Victor Cheng und sieht insgesamt die langfristigen Chancen nun optimistischer.
Novo Nordisk im Aufwind
Anleger griffen auch bei Novo Nordisk zu. Die Titel des dänischen Pharmakonzerns kletterten um rund 3% und ließen den europäischen Branchenindex um fast 1% steigen. Einer am Sonntag veröffentlichten Studie zufolge senkte Novos Abnehmspritze Wegovy das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod bei übergewichtigen Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 57% im Vergleich zu dem Konkurrenzprodukt Zepbound von Eli Lilly. Nordnet-Analyst Per Hansen zeigte sich jedoch zurückhaltend: „In Wirklichkeit haben Investoren diesen positiven Effekten keine größere Bedeutung beigemessen.“ Der größte Treiber für den Aktienkurs bleibt dem Experten zufolge die gewichtsreduzierende Wirkung des Medikaments.
Für gute Laune am Aktienmarkt sorgte zudem die Hoffnung, dass der am Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht erneut überraschend schwach ausfällt und die US-Notenbank Fed zu einer Zinssenkung bewegt. Die Anfang August veröffentlichten Zahlen für Juli hatten eine deutliche Abkühlung gezeigt. „Obwohl die Inflations- und Wachstumsdaten nicht zwingend eine Zinssenkung erfordern, wäre derzeit wahrscheinlich eine deutliche positive Überraschung bei der Beschäftigung erforderlich, um die Fed von diesem Schritt abzuhalten“, sagte J.P.-Morgan-Experte Michael Feroli.
Trump-Politik vor Gericht
Die jüngsten Entwicklungen rund um die US-Handelspolitik spielten hingegen Experten zufolge keine entscheidende Rolle für den Markt. Ein US-Berufungsgericht hatte am Freitagabend die meisten der von Präsident Donald Trump verhängten Zölle für illegal erklärt. „Wir wissen, dass Donald Trump Mittel und Wege hat, die Zölle mithilfe anderer Instrumente und Regeln durchzusetzen“, sagte Ipek Ozkardeskaya, Chefanalystin der Swissquote Bank. Thomas Altmann von QC Partners verwies zudem auf die Tatsache, dass der Fall nun vor dem Obersten Gerichtshof der USA landen wird. Dort seien drei der neun Richter von Trump ernannt worden und drei weitere von seinem ebenfalls republikanischen Vorgänger George Bush. „Daraus ergibt sich zumindest mathematisch eine republikanische Mehrheit.“
Die jüngsten Konjunkturdaten fielen unterdessen uneinheitlich aus. Der Einkaufsmanagerindex für die deutsche Industrie im August fiel mit 49,8 Punkten knapp unter den Analystenerwartungen aus. Das verarbeitende Gewerbe in der gesamten Euro-Zone wuchs hingegen etwas stärker als erwartet. Die Arbeitslosenquote im Euroraum sank im Juli indes auf 6,2% von 6,3% im Juni und damit genauso stark, wie von Experten prognostiziert.
September ist schwieriger Monat
Nun steht mit dem September den Anlegern ein saisonal eher schwacher Monat bevor. „Mit der Regierungskrise in Frankreich sowie Trumps immer heftigeren Attacken auf die Unabhängigkeit der Fed zeichnen sich zudem weitere potenziell belastende Themen ab“, sagten die Strategen der LBBW.
Von der Wall Street gab es zum Wochenstart keine Impulse. Die US-Börsen bleiben feiertagsbedingt geschlossen. Deswegen dürften die Umsätze an den europäischen Börsen niedrig bleiben, sagte Experte Altmann. Niedrige Umsätze seien allerdings nicht automatisch mit niedriger Bewegung gleichzusetzen. Denn im dünnen Markt reichten schon wenige große Orders, um die Börsen nachhaltig zu bewegen.