Schwere Prüfungen für Lateinamerikas Märkte

Die Börsen des Subkontinents haben zum Jahresende in den Aufholmodus geschaltet. Doch 2021 drohen politische Belastungen.

Schwere Prüfungen für Lateinamerikas Märkte

Von Andreas Fink, Buenos AiresLteinamerikas Aktienmärkte haben die heftigen Einbrüche vom März und April zum Jahresende wieder aufgeholt. Die wichtigsten Börsenbarometer in Brasilien (Bovespa), Mexiko und Peru bewegten sich an den letzten Handelstagen knapp über den Anfang 2020 erreichten Niveaus. Die zentralen Indizes von Kolumbien und Chile liegen noch mehr als 10 % unter dem Stand von Januar, allerdings mit aufsteigender Tendenz. Und in Argentinien notiert der Merval um gut 25 % über dem Niveau des Jahresbeginns 2020.Auf Sektorebene waren Informationstechnologie, Werkstoffe und Industriewerte die Gewinner mit positiven Renditen. Am schlechtesten schnitten die Sektoren Energie, Versorger und Finanzwerte ab. Robuste RohstoffnachfrageDie Aussichten auf ein Nachlassen der Coronaeinschränkungen, der Ausgang der US-Wahlen sowie die robuste Rohstoffnachfrage vor allem aus China haben die Märkte auf dem vom Coronavirus stark betroffenen Subkontinent wieder angefahren. Ebenfalls hilfreich waren niedrige Währungskurse und sehr tiefe Zinssätze. So hat Brasiliens Zentralbank den Leitzins Selic auf den Rekordwert von 2 % gesenkt. Das hat, in Verbindung mit staatlichen Überbrückungshilfen, dazu geführt, dass Brasiliens Wirtschaft deutlich weniger einbrach als befürchtet.Das Jahr 2021 wird Amerikas Süden allerdings erneut auf die Probe stellen. Auch wenn in einigen Ländern jüngst die ersten Impfungen verabreicht wurden, wird sich ein nachhaltiger Effekt wohl nicht vor Jahresmitte einstellen. Tatsächlich steigen derzeit die Infektionszahlen auf dem gesamten Subkontinent erneut.Doch anders als 2020 werden die Regierungen nicht mehr mit Steuermitteln gegenhalten können. Tatsächlich werden Subventionen abgebaut werden müssen, was in vielen Ländern soziale Proteste auslösen könnte. Zudem werden in Ecuador, Peru und Chile neue Präsidenten gewählt, dabei sind Siege von Populisten möglich. In Mexiko und Argentinien stehen Parlamentswahlen an, in denen die linken Regierungen ihre Mehrheiten einbüßen könnten. In Chile wird zudem eine neue Verfassung ausgearbeitet, die den Staat zu mehr Engagement verpflichten wird, was zu höherer Steuerbelastung führen dürfte. Und sollte die bankrotte Regierung in Venezuela fallen, käme auf den Kontinent eine beispiellose Zusatzbelastung zu.