Schwunglose Aktienmärkte – EZB sieht Vorteile einer abwartenden Haltung
Europas Aktienmärkte haben sich am Donnerstag schwunglos präsentiert. Die Indizes bewegten sich in engen Bandbreiten und schlossen nahe ihrer Niveaus, die sie schon am Vortag sahen. Der deutsche Leitindex Dax beendete den Handel bei 24.040 Zählern und damit praktisch auf Vortagesniveau. Der Euro Stoxx 50 Index war mit 0,1% im Plus.
Robuster Ansatz
Im Blick hatten die Marktteilnehmer die Protokolle der jüngsten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die europäischen Währungshüter haben Vorteile für eine abwartende Haltung in der Zinspolitik ausgemacht. Die Beibehaltung unveränderter Zinsen wurde als „robuster Ansatz“ zur Bewältigung von Schocks und Inflationsrisiken in einer Vielzahl von plausiblen Szenarien betrachtet, wie aus den Protokollen der Sitzung im Juli hervorgeht, die am Donnerstag veröffentlicht wurden. Insgesamt sei das Warten auf weitere Informationen und die Beseitigung gewisser Unsicherheiten derzeit eine sehr wertvolle Option, hieß es darin. Für die meisten Währungshüter lägen die Risiken für den Inflationsausblick weitgehend in der Balance.
Doch es gab dem Protokoll zufolge auf der Zinssitzung auch abweichende Stimmen. Einige Währungshüter wiesen auf die Gefahr hin, dass die Inflation im Euroraum zu niedrig ausfallen könnte im Vergleich zu den EZB-Prognosen vom Juni. Ein starker Euro und die Möglichkeit, dass Länder im Zuge des Handelsstreits mit den USA mehr Exporte in die Eurozone umlenken, könnten zu weniger Inflation führen. Andere wiederum merkten an, mittelfristig bestünde eher die Gefahr einer zu hohen Inflation. Dies hänge mit schwankungsreichen Energiepreisen und Wechselkursen zusammen, die sich leicht umkehren könnten.
Frankreich im Blick
Im Fokus der Märkte steht auch weiterhin Frankreich. Finanzminister Eric Lombard sieht trotz der jüngsten Sorgen an den Börsen um die Stabilität der Regierung keine Gefahr einer Finanzkrise. Er versuchte am Donnerstag, Anleger zu beruhigen. „Ich glaube nicht an eine Finanzkrise“, sagte Lombard bei einem Termin des Wirtschaftsverbands Medef. „Das Land ist reich, das Land wächst, das Land wird geführt, es ist unter Kontrolle und die französischen Unternehmen machen ihre Arbeit.“ Man habe keine Schwierigkeiten, die Wirtschaft zu finanzieren. Lombard bekräftigte das Ziel, das öffentliche Defizit bis zum Jahresende wie geplant auf 5,4% des Bruttoinlandsprodukts zu senken. Das wären aber immer noch deutlich mehr, als die europäischen Schuldenregeln eigentlich erlauben.
MFE gefragt
Die Aussicht auf eine Übernahme von ProSiebenSat.1 beflügelte die Aktien der Berlusconi-Familienholding MFE-MediaForEurope. Die Titel kletterten an der Börse in Mailand deutlich. Die Papiere von ProSieben folgten MFE ins Plus. Der tschechische Großaktionär PPF kündigte seinen Ausstieg bei ProSieben an und machte damit den Weg frei für die Übernahme des bayerischen Fernsehkonzerns durch MFE. Weil das Angebot von MFE zum Teil aktienbasiert sei, werde der Wert der Offerte nach dem Kursanstieg bei MFE höher, sagte ein Händler.