Shortseller greifen zu Daimler
Nach dem Rückgang vom Juni haben die Leerverkäufer ihre Positionen am deutschen Aktienmarkt wieder ausgebaut. Allerdings ist der Short-Anteil in Wirecard laut den Daten von IHS Markit erneut deutlich zurückgegangen. Neu entdeckt haben die Shortseller Daimler mit einem um mehr als 300 % gesteigerten Short-Anteil.ck Frankfurt – Nachdem der Anteil ausgeliehener Aktien an der Marktkapitalisierung der Dax-Aktien – in der Regel ein guter Indikator für leerverkaufte Titel – Anfang Juni auf den niedrigsten Stand seit dem Februar 2018 gesunken war, haben die Leerverkäufer ihr Engagement am deutschen Aktienmarkt wieder erhöht. Per 1. Juli hat sich der Short-Anteil der Dax-Werte nach Angaben des Finanzdatendienstleisters IHS Markit um 24 Basispunkte auf 0,93 % erhöht. Im MDax stieg der Anteil um 8 Basispunkte auf 1,60 %.Allerdings hat das Interesse der Shortseller an der Aktie des Zahlungsabwicklers Wirecard im Juni erneut deutlich nachgelassen. Der Short-Anteil sank um 41 % auf 3,07 % der Marktkapitalisierung, womit der Titel nach Short-Anteil nun auf dem vierten Rang der Top Ten der Dax-Aktien liegt nach Rang 2 vor einem Monat. Vor zwei Monaten hatte der Anteil geliehener Aktien bei dem Wert noch rund 14 % betragen. Zudem ist die Daily Cost to Borrow der Aktie, im Mai von Stufe 4 auf Stufe 3 zurückgegangen, im Juni weiter auf Stufe 2 gesunken, was in etwa Kosten von 200 Basispunkten entspricht. Der Rückgang deutet entweder darauf hin, dass mehr Aktien zur Leihe angeboten werden oder aber die Nachfrage zu spekulativen bzw. Absicherungszwecken rückläufig ist. Dagegen haben die Shortseller Daimler für sich neu entdeckt. Der Short-Anteil in dem Titel erhöhte sich in den zurückliegenden Wochen um kräftige 326 % auf 3,58 %. Damit ist der Wert, der vor vier Wochen noch nicht zu den Top Ten zählte, nun auf dem dritten Platz der Dax-Rangliste zu finden. Geschmack an der Aktie gefunden haben die Leerverkäufer durch die erneute Prognosesenkung, mit der der Automobilhersteller den Markt geschockt hat. Die DZ Bank befürchtet, dass dies noch nicht das letzte Wort war und im Verlauf des zweiten Halbjahres eine weitere Gewinnwarnung des Unternehmens folgen wird. Deutsche Bank weiter beliebtDie schwierige Lage der Automobilbranche bescherte auch der Aktie des Zulieferers Continental einen deutlich um 75 % gestiegenen Anteil ausgeliehener Aktien an der Marktkapitalisierung. In dem Titel hatte sich der Short-Anteil im Mai bereits mehr als verdoppelt, nachdem das Unternehmen für das erste Quartal ein um 17 % gesunkenes operatives Ergebnis (Ebit) bekannt gegeben hatte.Sehr stark erhöht hat sich auch der Short-Anteil bei Heidelberg Cement mit einem Anstieg um 369 % auf 1,35 %. Bei Thyssenkrupp legte das Short Interest mit einem Plus von 6 % auf 9,13 % erneut zu, womit der Titel seinen Spitzenplatz behielt. Weiter gut im Rennen ist außerdem die Deutsche Bank, die neben den hauseigenen Schwierigkeiten unter der nochmals lockereren Geldpolitik der EZB bzw. der Aussicht auf nochmals leicht sinkende Zinsen litt. Mit einem Anstieg des Anteils ausgeliehener Aktien an der Marktkapitalisierung um 21 % auf 4,61 % rückte die Aktie des Instituts auf Rang 2 der Dax-Rangliste vor. Nochmals deutlich gesteigert – um 73 % auf 1,91 % – hat sich der Short-Anteil der Lufthansa-Aktie. Das Unternehmen vergrätzte den Markt mit einer Kürzung der Ergebnisprognose. Es erwartet für das laufende Jahr nur noch ein operatives Ergebnis von 2 bis 2,4 Mrd. Euro statt der bislang avisierten 2,4 bis 3 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vormonat nicht mehr unter den Top Ten zu finden sind Beiersdorf, Infineon und Henkel.Zu den neuen Top-Favoriten der Shortseller im MDax zählt der Handelskonzern Metro. Der Anteil geliehener Aktien an der Marktkapitalisierung stieg im Juni um 205 % auf 8,28 %. Damit ist der Titel, vor vier Wochen noch nicht in den Top Ten des MDax, nun auf dem zweiten Rang zu finden. Hintergrund ist der starke Kursanstieg der Aktie, die von dem Übernahmeangebot des tschechischen Investors Daniel Kretinsky getrieben wurde. Rocket Internet rückt vorFavorit der Shortseller bleibt Osram Licht bei einem um 8 % gesunkenen Short-Anteil von 17,4 %. Die Leihgebühren in dem Titel sind mit Stufe 4 weiterhin extrem hoch. Den größten Sprung unter den Top Ten des MDax zeigten Rocket Internet mit einem um 859 % erhöhten Short Interest von 5,56 %. Die Aktie wurde von Spekulationen getrieben, dass das Unternehmen von der Börse genommen werden könnte und die Samwer-Brüder, die 43 % halten, einen hohen Aufschlag zahlen könnten. Der Short-Anteil von Grand City Properties stieg um 543 % auf 4,60 %. Nicht mehr zu den Top Ten des MDax zählen Delivery Hero, Gea Group, Gerresheimer und Freenet.