Shortseller weiter an Wirecard dran
Nach wie vor halten die Leerverkäufer den Aktien des Zahlungsdienstleistungsabwicklers Wirecard und Deutsche Bank die Treue. Insgesamt hat sich laut Daten von IHS Markit aber ihre Aktivität in deutschen Blue Chips sowie im MDax im zurückliegenden Vier-Wochen-Zeitraum leicht verringert. Von Dietegen Müller, FrankfurtEs war eigentlich ein guter Monat für Wirecard: Ein Untersuchungsbericht hat keine strafrechtlichen Verstöße in Deutschland festgestellt, die Aktie ist vor gut einer Woche daraufhin zeitweise um rund 32 % nach oben geschnellt (vgl. BZ vom 27. März). Doch nach Angaben des Finanzdatendienstleisters IHS Markit hat dies nicht dazu geführt, dass die Leerverkäufer sich nun aus den Titeln zurückgezogen hätten. Per 1. April befanden sich gemäß IHS Markit weiterhin fast 12 % der Marktkapitalisierung von Wirecard in Leihepositionen, was ein guter Indikator für die Höhe der Leerverkaufsposition ist. Vier Wochen zuvor hatte der Anteil der Aktien auf Leihe rund 12,5 % betragen. Zugleich liegt die Leihegebühr – also was ein Ausleiher für Wirecard-Aktien zahlen muss – weiterhin in einer hohen Kategorie 3.Dies liegt daran, dass die deutsche Finanzaufsicht BaFin es Mitte Februar für zunächst zwei Monate (bis 18. April) verboten hat, bestehende Netto-Leerverkaufspositionen aufzustocken oder neue Leerverkaufspositionen einzugehen. Die BaFin hat damit aber lediglich erreicht, dass die Leerverkaufsposition in Wirecard nicht weiter gestiegen ist und sich nun stabil auf hohem Niveau hält. Für Leerverkäufer mit bestehenden Positionen war dies selbst in den vergangenen vier Wochen kein allzu schlechtes Geschäft, haben die Titel in diesem Zeitraum doch rund 7 % verloren. Am Markt wird nun mit Spannung erwartet, ob die BaFin in zwei Wochen ihr Leerverkaufsverbot verlängern oder aber auslaufen lassen wird.Ebenfalls aktiv blieben die Shortseller in Deutsche Bank: Dort stieg der Anteil der Aktien auf Leihe an der Marktkapitalisierung um 12 % auf hohe 5,8 %. Im Juli 2018 war die Short-Quote mit zeitweise 6,3 % noch höher gelegen. Zum einen kann dies Zweifel an der Entwicklung im operativen Geschäft oder an den Fusionsgesprächen mit der Commerzbank bedeuten. Der Hedgefonds Marshall Wace etwa hat gemäß Bundesanzeiger seine Netto-Leerverkaufsposition zuletzt auf 0,93 % aufgestockt. Ein steigender Short-Anteil kann aber auch auf Absicherungsgeschäfte im Zusammenhang mit (Zwangs-)Wandelanleihen hinweisen. Aufwärts bei ThyssenkruppDeutlich stärker ist der Short-Anteil in Thyssenkrupp (+46 %) und FMC (+54 %) gestiegen. Bei Thyssenkrupp dürften nach wie vor Zweifel an der Umsetzbarkeit des Konzernumbaus ein Grund dafür sein. Laut Bundesanzeiger hielten per 1. April Marshall Wace eine Nettoleerverkaufsposition von 1,03 % und AQR Capital Management eine solche von 0,91 %. Demgegenüber ging die Quote bei Adidas um 39 % deutlich zurück. Insgesamt ist der Short-Anteil im Dax im Vier-Wochen-Vergleich leicht von 1,09 % auf 1,05 % zurückgegangen.Unter den Nebenwerten zeigt sich ein fast vergleichbares Bild. Im Aggregat ist die Short-Quote per 1. April etwas von 1,42 % auf 1,46 % angestiegen. Dies liegt auch an zwei markanten Sprüngen der Quoten in den Aktien von Osram Licht und des Kali- und Salzherstellers K+S. Bei Osram Licht legte der Anteil ausgeliehener Aktien gemessen an der Marktkapitalisierung um 159 % auf 16,5 % zu, zudem werden die Aktien nicht mehr in der günstigsten Leiheklasse gehandelt. Der Lichttechnikkonzern hat Ende September die Jahresziele deutlich gesenkt (vgl. BZ vom 29. März). Ferner erklärte Osram-Chef Olaf Berlien in einem Zeitungsinterview, dass die Gespräche mit den Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle über eine Übernahme gut vorankämen. Mit K+S ist ein alter Bekannter aus der Short-Topliste wieder ins Rennen zurückgekommen. Zuletzt hat der Hedgefonds Citadel Europe hier einen Nettoleerverkaufsanteil von 0,6 % gemeldet.Aufwärts ging es mit der Anzahl ausgeliehener Aktien auch beim Online-Modekonzern Zalando, und zwar um 12 % auf hohe 10,9 %. Hier bleiben die Leerverkäufer auch ungeachtet des Short Squeeze nach Veröffentlichung von besser als erwartet ausgefallenen Unternehmenszahlen Ende Februar weiter dran. Bei Scout24 ging der Anteil der Aktien auf Leihe im Berichtszeitraum um 36 % auf knapp 8 % zurück. Bis 9. Mai müssen die Aktionäre über ein Übernahmeangebot von Hellman & Friedman und Blackstone über 46 Euro in bar je Aktie entscheiden. Am Dienstag notierten die Papiere bei 46,12 Euro.