Schweden

Swedbank arbeitet Geldwäsche-Skandal ab

Die Swedbank müht sich, die Schäden des 2019 publik gewordenen Geldwäscheskandals zu beheben. Dabei ist sie ein gutes Stück vorangekommen. Unsicherheit bringen aber die anhaltenden Untersuchungen der US-Behörden.

Swedbank arbeitet Geldwäsche-Skandal ab

Von Tobias Fischer, Frankfurt

Neben zahllosen aktuellen Herausforderungen wie Konjunkturabschwung, Ukraine-Krieg, Inflation und Pandemie, denen sich die Swedbank wie alle Banken und Unternehmen ausgesetzt sieht, hat das schwedische Institut auch noch Vergangenheitsbewältigung zu be­treiben. Seit vor dreieinhalb Jahren offenbar wurde, dass die nach Bilanzsumme Nummer 3 des schwedischen Bankenmarktes hinter SEB und Handelsbanken im Sumpf des Geldwäscheskandals um die Danske Bank steckt, ist sie – durchaus mit Erfolg – bemüht, sich Stück für Stück daraus zu befreien.

Seitdem wurden etliche Führungskräfte aus der ersten und zweiten Reihe ausgetauscht, die Tochtergesellschaften in Estland, Lettland und Litauen mittels einer über ihnen eingezogenen neuen Holding an die Kandare genommen, interne Untersuchungen anberaumt, die Compliance-Ausgaben kräftig ausgeweitet, eine hohe Geldbuße berappt und eine Prise Selbstkasteiung betrieben. „Die Swedbank hat es versäumt, das Vertrauen von Kunden, Eigentümern und der Gesellschaft aufrechtzuerhalten“, sagte etwa CEO Jens Henriksson, nachdem die schwedische Finanzaufsicht die Swedbank im März 2020 wegen eklatanter Mängel in der Geldwäschebekämpfung in den baltischen Tochterfirmen zu einer Strafe von 4 Mrd. skr (360 Mill. Euro) verdonnert hatte.

Hohe Kapitalpuffer

Zumindest die Ratingagentur Fitch belohnte die Bemühungen vor zwei Monaten mit einer Anhebung des Emittentenratings von „A+“ auf „AA−“ bei stabilem Ausblick. Moody`s hingegen beließ das Rating bei „Aa3“ und senkte den Ausblick auf „negativ“. Die Heraufstufung war Fitch zufolge unmittelbare Folge der Stärkung der Kontrollmechanismen gegen Geldwäsche sowie des soliden Finanzprofils. Die Bank habe zum einen „eine umfassende Umgestaltung der Unternehmenskultur, der Compliance- und Organisationsstruktur sowie der Risikoüberwachung“ weitgehend abgeschlossen und verfüge zum anderen über einen beträchtlichen Kapitalpuffer, der es erlaube, auch mögliche hohe Geldstrafen aufzufangen, die sich aus laufenden Untersuchungen ergeben könnten.

Gemeint sind die noch ausstehenden Ermittlungen von gleich vier US-Institutionen: des Justizministeriums, der Börsenaufsicht SEC, des Office of Foreign Assets Control des Finanzministeriums, das potenziellen Sanktionsverstößen nachspürt, sowie der einflussreichen Finanzaufsicht des Staates New York, des Department of Financial Services in New York. Die Prüfungen befinden sich laut Swedbank in verschiedenen Stadien, wobei es unmöglich sei zu bestimmen, ob bzw. wann daraus Strafen schlagend werden. Derweil hat die estnische Staatsanwaltschaft, die ebenfalls Untersuchungen anstellt, erklärt, dass sie nicht mehr als 16 Mill. Euro Strafe verhängen wird. Für die Bank mehr als verkraftbar, zumal sie mit einer harten Kernkapitalquote von 18,3 % aufwarten kann, die 460 Basispunkte über den regulatorischen Anforderungen liegt. Die starke Kapitalbasis wird nach Einschätzung von LBBW Research trotz der Dividendenpolitik mit einer Ausschüttung der Hälfte des Gewinns bleiben.

Dabei sah es anfangs zappenduster aus. Etliche hochrangige Führungskräfte mussten nach den Geldwäschevorwürfen gehen, der Aktienkurs brach ein, die Reputation war im Eimer. Die Entscheider des Instituts stürzten sich obendrein sehenden Auges in eine unnötige Fehde mit der Behörde zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität, deren Ermittler in Razzien in der Swedbank-Zentrale dem Verdacht des Betruges und der Marktmanipulation nachgingen.

Die Geldwäschethematik ins Rollen gebracht hatte ein Bericht des schwedischen Fernsehens im Februar 2019, in dem von dubiosen Transaktionen über die estnische Niederlassung die Rede war. So sollen zwischen 2007 und 2015 Gelder in Milliardenhöhe zwischen Konten der Swedbank und der Danske hin- und hergeschoben worden sein, die eigentlich hätten Compliance-Alarm auslösen müssen. War anfangs die Rede von umgerechnet knapp 4 Mrd. Euro an potenziell fragwürdigen Transaktionen, so waren es später 100 Mrd. Euro.

Aus den Negativschlagzeilen kam die Swedbank auch deshalb nicht mehr, weil die damalige Vorstandschefin Birgitte Bonnesen bezüglich des Krisenmanagements eine denkbar ungünstige Figur machte. Die Vorwürfe parierte sie wider besseres Wissen mit Aussagen, es sei alles in bester Ordnung. Ende März 2019 wurde Bonnesen eine Stunde vor der Hauptversammlung hinausgeworfen und Tage später auch Verwaltungsratschef Lars Idermark herauskomplimentiert. Nach Interimslösungen übernahmen im selben Jahr Ex-Ministerpräsident Göran Persson als Verwaltungsrats- und Henriksson als Vorstandschef.

2021 hatte die Swedbank den Nettogewinn gegenüber 2020 um 61 % auf 20,9 Mrd. skr (1,96 Mrd. Euro) gesteigert, was vor allem der stark reduzierten Kreditrisikovorsorge geschuldet war sowie dem Negativeffekt aus der Strafzahlung im Vorjahr. 2022 dürfte sich der Gewinn laut Konsensschätzung von Anfang August unter dem Strich auf 19,5 Mrd. skr belaufen und im nächsten Jahr auf 21,8 Mrd. skr.

Kurs abgerutscht

Der Aktienkurs leidet jedoch bis heute unter der Affäre. Auch wenn er sich Ende vergangenen Jahres den 200 skr näherte, so erreicht er aktuell mit rund 136 skr nur knapp zwei Drittel des unmittelbar vor Bekanntwerden der Geldwäsche-Verstrickungen erzielten Werts von 211 skr. J.P. Morgan traut der Aktie bis Ende nächsten Jahres 180 skr zu und rät zum Übergewichten, die Deutsche Bank setzt ein Preisziel bis Mitte 2023 von 184 skr. LBBW Research hält der Swedbank die Kapitalstärke zugute, sehr hohe Assetqualität und Effizienz mit einer Cost-Income-Ratio von 45% im Vergleich mit gut 63% bei Banken in der EU sowie weiter steigende Zinsüberschüsse. Die Riksbank hatte den Leitzins in diesem Jahr auf 0,75% angehoben, dem weitere Schritte auf 2,25% folgen werden.

Auf der Negativseite nennen Analysten die hohe Inflation, die auch 2023 mit erwarteten gut 7% nicht wesentlich unter dem aktuellen Niveau liegen werde, ein zum Erliegen kommendes Wirtschaftswachstum mit dem Risiko von Kreditausfällen sowie die neu eingeführte Risk Tax. Die Bankensteuer wird die Swedbank in diesem Jahr voraussichtlich umgerechnet rund 90 Mill. Euro kosten.

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