Deloitte-Erhebung zu künstlicher Intelligenz

Deutsche Manager sind auf generative KI wenig vorbereitet

Führungskräfte in Deutschland schätzen die Bedrohung durch generative künstliche Intelligenz für ihr Geschäft geringer ein als Wettbewerber im Ausland. Sie sind allerdings auf die Einführung der Technologie auch weniger gut vorbereitet.

Deutsche Manager sind auf generative KI wenig vorbereitet

Deutsche Manager auf generative KI wenig vorbereitet

Deloitte: Viele Führungskräfte unterschätzen Auswirkungen der Technologie auf ihr Geschäft

sar Frankfurt

Bedroht generative künstliche Intelligenz das eigene Geschäftsmodell? Zumindest deutsche Führungskräfte zeigen sich da vergleichsweise entspannt. Danach befragt, wie stark das eigene Geschäft durch KI bedroht sei, sahen etwa 50% der Teilnehmer aus Deutschland keine oder nur eine geringe Bedrohung. Das zeigt die aktuelle Analyse „State of Generative AI in the Enterprise“ von Deloitte. Unter den weltweit 2.800 befragten Managern waren 150 Führungskräfte aus Deutschland.

Die Bedrohung für ihr Geschäftsmodell schätzen die deutschen Befragten so niedrig ein wie kein anderes der 16 teilnehmenden Länder – nur 15% erwarten eine große oder extreme Bedrohung. Im Vergleich dazu rechnen in der Schweiz (30%), den Niederlanden (28%) und Spanien (28%) deutlich mehr Führungskräfte mit starken Auswirkungen. Im internationalen Durchschnitt stufen 21% die Bedrohung für ihr Geschäftsmodell durch generative KI als hoch ein, nur 35% halten sie für gering.

Nur wenige spüren Veränderungen durch GenAI

Allerdings ist fraglich, wie gut die deutschen Führungskräfte dies einschätzen können – nur 27% fühlen sich gut oder sehr gut auf die Einführung von generativer KI vorbereitet. Allerdings schätzen 41% den Wissenstand in ihrem Unternehmen zu dem Thema als hoch oder sehr hoch ein. Auf der Zeitachse sehen deutsche Führungskräfte das Thema generative KI ohnehin nicht unmittelbar kommen: Nur 7% rechnen sofort mit Veränderungen in ihrer Organisation durch die Technologie, weitere 23% sehen dies binnen Jahresfrist. Weltweit spüren bereits 14% der Führungskräfte erste Veränderungen, weitere 30% erwarten sie innerhalb eines Jahres.

Mit dieser vergleichsweise entspannten Grundhaltung der deutschen Manager könnte es auch zusammenhängen, dass die Vorbereitung auf den KI-Einsatz in Deutschland dem globalen Durchschnitt hinterherhängt. In den Bereichen Technologieinfrastruktur, Strategie, Risk & Governance sowie Personal sehen die deutschen Führungskräfte ihre Unternehmen jeweils weniger gut gerüstet als der weltweite Schnitt. Bei Technologieinfrastruktur und Strategie sehen sich immerhin jeweils 72% der deutschen Unternehmen zumindest mäßig gut vorbereitet (weltweit: 78% und 75%).

Fachkräfte hemmen Einführung von KI-Anwendungen

Deutlich anders sieht es bei Risiko & Governance aus: Dort sieht sich mit 57% die Mehrheit der deutschen Teilnehmer kaum oder gar nicht vorbereitet (weltweit: 41%). Im Personalbereich sind 44% der deutschen Unternehmen kaum für den Einsatz generativer KI-Anwendungen gerüstet (weltweit: 41%). Laut Björn Bringmann, Leiter des Deloitte AI Institute, unterschätzen viele Führungskräfte noch immer die Auswirkungen von GenAI auf ihr Geschäft. „Die Zurückhaltung könnte sich für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft als riskant erweisen“, mahnt er. Generative KI werde die Wirtschaft umwälzen, „ob man vorbereitet ist oder nicht“.

Als Hemmnis bei der Implementierung von GenAI-Anwendungen sehen deutsche Führungskräfte das Fehlen von Fachkräften mit technischer Expertise (41%, weltweit: 36%). Dieses Problem könnte über Schulungen der Belegschaft abgemildert werden, doch auch in diesem Bereich sind deutsche Manager zurückhaltender als Wettbewerber im Ausland: Während weltweit 40% der Führungskräfte der Weiterbildung hohe Priorität beimessen, sind es in Deutschland nur 30%.

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