Verhaltene Zuversicht für den CAC 40

Schwacher Euro und hoher Anteil zyklischer Werte gelten als Pluspunkte für Frankreichs Aktienmarkt

Verhaltene Zuversicht für den CAC 40

Experten sehen für den französischen Leitindex CAC 40 in diesem Jahr nur ein begrenztes Aufwärtspotenzial. Außer bei einem Sieg eines Europagegners dürften sich die Präsidentschaftswahlen im Frühjahr kaum auf den Pariser Aktienmarkt auswirken. Sie könnten jedoch weitere Privatisierungen nach sich ziehen und so für positive Impulse bei Börsengängen sorgen.Von Gesche Wüpper, ParisDer französische Aktienmarkt ist verhalten ins neue Jahr gestartet. Der Optimismus, der die weltweiten Börsen seit November erfasst hat, hatte auch dem Leitindex CAC 40 am Jahresende ordentlichen Schwung verliehen. Doch seit Beginn des Jahres zeigen sich Investoren abwartend. Nach Ansicht von Experten haben sie bereits einen Teil der positiven Nachrichten eingepreist, so dass der CAC 40 seit dem 1. Januar gerade mal 0,03 % zulegen konnte. Nachdem Frankreichs Leitindex zu Beginn des Jahres zunächst die Marke von 4 900 überschritten hatte, liegt er inzwischen wieder darunter.Dabei ist das letzte Jahr für die Börse von Paris trotz politischer Schocks wie dem Brexit-Votum, der Wahl Donald Trumps und des Referendums in Italien besser gelaufen als erwartet. So legte der Leitindex 2016 um 4,9 % zu, nachdem er das Vorjahr 2015 mit einem Plus von 8,5 % beendet hatte. Allerdings schnitten der Footsie und der Dax 2016 besser ab. Der CAC 40 zeigte sich letztes Jahr sehr volatil und fiel im Februar wegen des Ölpreisverfalls sogar unter die Marke von 3 900 Punkten. Erst im Dezember kehrte er wieder in den positiven Bereich zurück.Waren in der ersten Hälfte 2016 an der Börse von Paris vor allem defensive Werte gefragt, entpuppten sich Ende des Jahres zyklische Titel als die großen Gewinner. So profitierte die Aktie von ArcelorMittal vom Wiederanstieg der Stahlpreise und dem Versprechen Chinas, die Überproduktion abzubauen. Nachdem der Kurs von ArcelorMittal 2015 um 57 % eingebrochen war, legte die Aktie des Stahlkonzerns letztes Jahr 132 % zu und verbuchte damit den mit Abstand größten Kursgewinn innerhalb des CAC 40, gefolgt von Technip, einem anderen Zykliker. Die Aktie des vor allem für die Öl- und Gas-Industrie tätigen Anlagenbauers, der diesen Monat mit FMC aus den USA fusionieren will, legte 2016 um 48 % zu, nachdem er Anfang 2016 zunächst stark unter Beschuss geraten war. Total (+18 %) und Vallourec (+26 %) profitierten ebenfalls davon, dass die Rohstoffpreise wieder anzogen.Auch Luxusgüterhersteller wie Kering (+35 %), LVMH (+25 %) und Hermès (+25 %) gehörten zu den großen Gewinnern 2016. Trotz der Auswirkungen der Attentate in Frankreich wirkten sich die Abschwächung des Euro und das anhaltend gute Wachstum in Asien positiv auf ihre Kurse aus. Banken legten in der zweiten Jahreshälfte stark zu. Für 18 Werte aus dem CAC 40 endete das Jahr 2016 jedoch weniger gut. Hoch verschuldete Unternehmen wie Veolia Environnement (-26 %), Engie (-26 %) und Immobilienentwickler wie Klépierre (-9 %) sowie Unibail-Rodamco (-3,3%) wurden für den erwarteten Zinsanstieg abgestraft. 5 000 Punkte in SichtDie starke Sektorrotation, die seit Mitte 2016 an der Börse von Paris zu beobachten ist, dürfte zu Beginn dieses Jahres andauern, glauben Experten. Die meisten beurteilen die Perspektiven für 2017 vorsichtig. So sieht Yves Maillot, bei Natixis Asset Management für europäische Aktien zuständig, auf Basis eines Anstiegs des Gewinns je Aktie von 7 % und unveränderten Bewertungen nur ein begrenztes Aufwärtspotenzial für den CAC 40. Er hält 5 000 bis 5 050 Punkte für ein vernünftiges Ziel in diesem Jahr.Roland Kaloyan, bei Société Générale für die Anlagestrategie zuständig, geht ebenfalls davon aus, dass der französische Leitindex bis Ende des Jahres die 5 000-Punkt-Marke erreichen kann. Er erwartet, dass er sich im ersten Halbjahr volatil entwickeln, vielleicht sogar den negativen Bereich erreichen wird. Für das zweite Halbjahr rechnet Kaloyan dann mit einer Verbesserung, wenn sich die wirtschaftliche Erholung in Europa und die Abschwächung des Euro im Vergleich zum Dollar in den Ergebnissen der Unternehmen widerspiegeln.Vincent Juvyns, Stratege bei J. P. Morgan Asset Management, glaubt nicht, dass der CAC 40 Ende dieses Jahres unter 5 000 Punkten liegen wird. Sollte sich das weltweite Wirtschaftswachstum im Laufe des Jahres verstärken, könnte er sogar über 5 200 Punkte steigen, meint er. “Der CAC 40 verfügt über einen guten Anteil an zyklischen Werten, insbesondere die Banken, und großen, sehr international orientierten Gruppen”, sagt er. Front National im FokusDie meisten Experten gehen nach den Reaktionen der Märkte auf das Brexit-Votum und die Wahl von Donald Trump davon aus, dass die französischen Präsidentschaftswahlen im Frühjahr keine großartigen Auswirkungen auf die Börse haben dürften – es sei denn, ein Europagegner gewinnt. Deshalb werden die Märkte mit Spannung verfolgen, ob sich Front-National-Chefin Marine Le Pen in der ersten Runde am 23. April wie laut Umfragen erwartet für die Stichwahl am 7. Mai qualifiziert und wie ihre rechtsextreme Partei bei den Parlamentswahlen Mitte Juni abschneiden wird. Nach Ansicht von Louis Bert, stellvertretender Generaldirektor von Dorval AM, dürfte die politische Entwicklung in Europa mit den Wahlen in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland die Aktienmärkte in diesem Jahr beeinflussen. “Wenn die Extremen nicht gewinnen, könnten die internationalen Investoren zurückkehren, die aus Europa abgewandert sind”, meint er.Nachdem in Paris 2016 im Vergleich zu den beiden Vorjahren nur wenige Börsengänge stattgefunden haben, beurteilen Experten das Umfeld jetzt günstiger. Letztes Jahr haben am geregelten Markt von Euronext nur neun Unternehmen den Schritt aufs Parkett gewagt, bei Alternext elf. Neben der Optikerkette Alain Afflelou, die ihren Börsengang Ende November auf 2017 verschoben hat, gelten Carmila, die Immobilientochter von Carrefour, und Thom Europa, die Mutter der Schmuckkette Histoire d’Or, in diesem Jahr als IPO-Kandidaten. Nach den Präsidentschaftswahlen könnte es zudem zu weiteren Privatisierungen staatlicher Unternehmen kommen, meint Cyril Revenu von HSBC. Der konservative Präsidentschaftskandidat François Fillon hat sich bereits dafür ausgesprochen.