Anlagestrategie

Oddo BHF rechnet mit „Comeback für deutsche Aktien“

Oddo BHF geht bei der Kapitalanlage auf Abstand zu den USA. Laut CEO Nicolas Chaput zeigen auch die Anleger von dort mehr Interesse an Europa „und vor allem an Deutschland“. Der Vermögensverwalter will seinen Kunden künftige neue aktive ETF anbieten.

Oddo BHF rechnet mit „Comeback für deutsche Aktien“

"Comeback für deutsche Aktien“

Oddo BHF registriert wachsendes Interesse an europäischen Assets – Rezessionsgefahr und Bewertungen sprechen gegen USA

Oddo BHF geht bei der Kapitalanlage auf Abstand zu den USA. Laut CEO Nicolas Chaput zeigen auch die Anleger von dort mehr Interesse an Europa „und vor allem an Deutschland“. Der Vermögensverwalter will seinen Kunden künftig neue aktive ETF anbieten. In der Assetallokation wird Europa mit fast 50% gewichtet.

hei Frankfurt

Die auf Private Wealth Management fokussierte Oddo BHF rechnet im gegenwärtigen Anlageumfeld mit einem „Comeback für deutsche Aktien“, wie CEO Nicolas Chaput im Pressegespräch sagte. Der Manager registriert insgesamt ein wachsendes Interesse auch von „US-Klienten selbst an Deutschland und Europa“ als Folge eingetrübter Perspektiven an den US-Börsen. Mit Blick auf die „besonderen Herausforderungen“ für Mutual Fonds, will Oddo BHF seinen Kunden verstärkt aktive ETFs anbieten. Bei der Sektorallokation setzt der Assetmanager in etwa gleichstarke Schwerpunkte bei Industriegütern (27%) und IT (25%). Dies korrespondiert mit einer geringeren Gewichtung der USA von 47% im Vergleich von zuletzt 71% im MSCI-World-Index.

Herbe Verluste

CIO Jan Viebig unterstrich die gravierenden Folgen des von der Trump-Administration los getretenen Handelskriegs, der „den Rahmen der Wirtschaft in Frage gestellt“ und vor allem internationalen Anlegern im US-Markt herbe Verluste beschert habe. Während sich der S&P 500 vom Anfang April ausgelösten Kursrutsch erholt hat, ist die anhaltende Dollarschwäche, die durch die massiven Mittelabflüsse aus den USA getrieben wird, den Investoren dennoch zum Verhängnis geworden, „und hat sie jede Menge Geld gekostet“. Für eine nachhaltige Erholung des Greenback spricht aus seiner Sicht indessen wenig, allein weil der Dollar gemessen an der Kaufkraftparität noch immer überbewertet sei.

Auch jenseits des Währungsrisikos sieht Oddo BHF für den US-Aktienmarkt eher schwarz. „Die Zölle haben das Rezessionsrisiko zuletzt stark ansteigen lassen“, so Viebig. Die zugleich stark angestiegenen Inflationserwartungen erschweren der US-Notenbank, mit Zinssenkungen gegenzusteuern. Dies zumal die Fed angesichts des wachsenden politischen Drucks bemüht sein muss, ihre Unabhängigkeit unter Beweis zu stellen. Daher könne es sein, dass die Notenbank einen Zinsschritt hinauszögere. Erwartet werden von Oddo BHF dennoch zwei Zinssenkungen von je 25 Basispunkten bei der Fed und auch bei der EZB „Mit Blick auf den neutralen Zins hätte die Fed Spielraum, aber die Inflationserwartungen sind ein Hindernis“, erläuterte der Manager.

Bedrohlicher Schuldenstand

Die wachsende Schuldenlast der USA sind aus Sicht von Viebig einer der dicksten Bremsklötze am US-Aktienmarkt. Mit 123% des Bruttoinlandsprodukts ist sie aktuell höher als nach dem Zweiten Weltkrieg und Experten fürchten, dass sie bis 2031 auf 145% steigen wird, wenn Trump seine wirtschaftspolitischen Pläne umsetzt.

Die wachsende Verschuldung „dürfte dazu führen, dass die Zinsstrukturkurve steiler wird, weil die Zinsen vor allem am langen Ende steigen“, ein Szenario, dass grundsätzlich Druck auf die Aktienkurse ausübe, insbesondere aber vor dem Hintergrund eines aktuell noch immer hohen Bewertungsniveaus im S&P 500, das von im Vergleich zum Vorjahr sinkenden Erwartungen für das Gewinnwachstum tendenziell in Frage gestellt ist.

So war die Gewinnrendite von Aktien des marktbreiten US-Index S&P 500 Ende vergangenen Jahres angesichts eines Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) von 34,8 bereits auf historisch niedrige 2,9% gefallen. Dies verglich sich mit einer Rendite von 4,2% bei der 10-jährigen Treasury. Inzwischen ist das KGV in den Schätzungen für 2025 auf 22,6 zurückgekommen. Die 10-jährigen US-Staatsanleihen rentieren allerdings inzwischen schon mit über 4,5%. Eine ganze Reihe von Kapitalmarktstrategen betrachtet die 5-Prozent-Marke als klassischen Wendepunkt, an dem eine Reallokation hin zu Anleihen erfolgen dürfte.

Besseres Bild

Auch in Deutschland ist angesichts der beschlossenen Schuldenpakete, mit denen die Bundesregierung die Investitionen unter anderem in Infrastruktur und Rüstung finanzieren will, damit zu rechnen, dass die Zinsstrukturkurve steiler wird. Auch anderswo in Europa steigen die Schulden. Jedoch bietet sich mit Blick auf die Bewertung an den europäischen Aktienmärkten ein anderes Bild, wie Oddo BHF hervorhebt. Das KGV im Euro Stoxx 50 liegt bei 15,6 (Basis 2025) nach 14,9 zuvor. Und die Gewinnerwartungen, die im vergangenen Jahr noch bei -3,4% lagen, haben nun auf +5,3% gedreht.

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