"Viel hängt 2019 von der Fed ab"
Jens Ehrhardt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG, hält nach der enttäuschenden Entwicklung der Aktienmärkte in diesem Jahr ein gutes Jahr 2019 für durchaus möglich. Das setzt seiner Einschätzung nach aber voraus, dass die Fed weniger restriktiv agiert als derzeit.ck Frankfurt – 2018 war ein schwieriges Jahr für die Aktienmärkte, und 2019 wird wahrscheinlich kaum einfacher. Das befürchtet Jens Ehrhardt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG. Die Politik habe so stark in dieses Jahr reingespielt, dass eine Prognose sehr schwierig gewesen sei, so Ehrhardt am Mittwoch in einem Pressegespräch in Frankfurt. Stimmung schlechter als LageIn Europa seien die Aktienmärkte in die Knie gegangen. Der Dax sei um rund 20 % gesunken, was angesichts sehr niedriger Zinsen ungewöhnlich sei. Ehrhardt glaubt, dass der Markt negativ übertreibt. Die Stimmung sei schlechter als die Lage, wobei die Lage wegen der Politik schwer einzuschätzen sei. “Viel hängt 2019 von der Fed ab. Wenn sie so weitermacht wie bisher, wird es schlimm.” Im Oktober habe die Fed beschlossen, ihren Anleihebestand um 50 Mrd. Dollar monatlich anzubauen. Zudem habe die EZB ihre Anleihekäufe von 30 auf 15 Mrd. Euro reduziert. Das sei eine deutliche Liquiditätseinschränkung. “Noch nie in der Geschichte sind 600 Mrd. Dollar an Liquidität rausgenommen worden.” Wenn die Fed dann außerdem einmal im Dezember und viermal im kommenden Jahr erhöhe, könne man sich vorstellen, dass dies schwierig werde. Ehrhardt hält für diesen Fall einen Einbruch des amerikanischen und anderer Aktienmärkte um 20 % für möglich. Powell-PutAllerdings glaubt er nicht, dass es so weit kommen wird, weil eine Fortsetzung des derzeitigen Fed-Kurses seiner Einschätzung Börse und Konjunktur in den USA stark schädigen könnte. Zudem verwies er auf drohende soziale Probleme bzw. Zustände wie in Frankreich, wenn die Konjunktur einbreche und die Arbeitslosigkeit steige. Außerdem seien die Amerikaner in ihrer Altersvorsorge stark vom Aktienmarkt abhängig. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sei in Aktien investiert “Die Amerikaner werden das nicht durchziehen, es würde auch einen höheren Dollar bedeuten. Ich glaube, es wird auch einen Powell-Put geben, wenn die Wirtschaft und die Börse sich verschlechtern.” Die US-Notenbank werde den Fuß von der Bremse nehmen. Für die Aktienmärkte bedeute das ein Aufwärtspotenzial von 10 bis 15 %, wenn sich das abzeichne.Ehrhardt äußerte Zweifel an den mit einer Inversion der amerikanischen Zinskurve verbundenen Rezessionsbefürchtungen. Die Inversion sei ein simpler Indikator, der genau analysiert werden müsse. Frühere Rezessionen im Anschluss an eine Inversion seien auf wesentlich höheren Zinsniveaus erfolgt. 2000 sei der Zins über 6 % gestiegen, und dann sei eine Inversion erfolgt. Derzeit liege der US-Leitzins nur bei 2,25 %. Damit seien die Zinsen absolut gesehen und auch real sehr niedrig. Zudem seien früher das kurze und das lange Ende gestiegen. Aktuell sehen die langen Zinsen jedoch gesunken. “Wenn alle auf die Zinskurve scheuen, zeigt dass, dass derzeit alle sehr nervös sind”, so Ehrhardt. An Deals interessiertDer zweitwichtigste Faktor für das kommende Jahr sei der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Wenn wie manche meinten, Trump den Konflikt mit China eigentlich aus geopolitischen Gründen führe, werde er sehr lange anhalten. Personen, die Trump kennen, gingen jedoch davon aus, dass Trump erfolgreiche Deals vorweisen wolle. Wenn Trump den Konflikt in die Länge ziehe, könne er den Aktienmarkt nicht hochbringen. Er werde dazu neigen, aufzuhören, bevor die den Chinesen gesetzte Frist im März ende. Ehrhardt glaubt, dass auch China an einer Deeskalation interessiert ist. Die Chinesen hätten bereits Unternehmen bestraft, die geistiges Eigentum gestohlen hätten, und aufgehört, ihre Währung abzuwerten. Zudem hätten sie Zollsenkungen angedeutet. Auch China wolle den Konflikt nicht hochspielen. Es bestehe Anlass, zu hoffen, dass der Handelsdisput nicht mehr lange so ein großes Thema bleibt.