Exchange Traded Funds

Wette auf die Erholung der Banken

Indexfonds erlauben breit diversifiziertes Investment - Stresstest der EZB wird zur Nagelprobe

Wette auf die Erholung der Banken

Indexfonds mit einem Fokus auf Banken haben sich mit der spürbaren Erholung des Sektors am Aktienmarkt regelrecht zu einem Renner entwickelt. Dabei steht die Branche angesichts immer schärferer Regulierung vor einer Verkleinerung der Bilanzen sowie erodierenden Zinserträgen. Von Björn GodenrathIn der europäischen Bankenbranche laufen die Vorbereitungen für den Bilanztest (Asset Quality Review) der Europäischen Zentralbank (EZB) auf Hochtouren. Mit der Detaillierung von Anforderungen durch EZB-Chef Mario Draghi wissen die Institute nun genauer, was auf sie zukommt. Fest steht: Das Design der Bilanzprüfung wird Kapitalbedarf zutage fördern, der von den Instituten auf zweierlei Wegen ausgeglichen werden kann. Zum einen werden Aktienemissionen folgen müssen, wie sie der italienischen Monte Paschi (MPS) bereits im EU-Beihilfeverfahren zur Auflage gemacht wurden; alternativ können die Banken Bail-in-Bonds begeben, die aber hoch zu verzinsen sind. Zum anderen werden die Institute die andauernde Verschlankung ihrer Aktiva beschleunigen müssen, um weniger Kapital für die risikogewichtete Betrachtung vorhalten zu müssen. Mit dem Abschmelzen zinstragender Vermögenswerte bricht den Banken aber auch Gewinn weg.Trotz dieser eher bescheidenen Aussichten haben sich Bankenwerte am Aktienmarkt in den vergangenen sechs Monaten überdurchschnittlich gut entwickelt. Investoren vertrauen also überwiegend darauf, dass die Politik so lange keine Banken pleitegehen lässt, bis die Sicherungssysteme dies unter prioritärer Heranziehung der Eigenkapitalgeber erlauben – und das kann dauern. Von daher macht es aus Anlegersicht Sinn, den europäischen Bankensektor bei einer Bewertung von durchschnittlich dem 0,5-Fachen des Buchwertes auf “Kaufen” zu setzen. Da jedoch die Risiken einzelner Kreditinstitute schwer einschätzbar sind, setzen Anleger bei ihrer Diversifizierung in diesen Sektor hinein zunehmend auf ETF-Lösungen, die die Entwicklung der Branchenindizes nachvollziehen.Mit Sicht auf die vergangenen zwölf Monate war das eine Strategie, die sich ausgezahlt hat. Während der MSCI World in dieser Zeit um gut 15 % zulegte, verzeichneten Sektorindizes wie der DJ Stoxx 600 Banks Index (beinhaltet im europäischen Raum operierende Banken) und der Euro Stoxx Banks (Bankensektor der Eurozone, wie ihn die Industry Classification Benchmark (ICB) beschreibt) Kursgewinne von rund 30 %. Damit sind aber auch die Bewertungen gestiegen, denn mittlerweile notieren die Euro-Banken beim 0,7-Fachen ihres Buchwertes. Für Anleger stellt sich nun die Frage, ob es das schon war mit der Erholungsrally oder ob damit nur die erste Etappe der Aufholbewegung abgeschlossen worden ist. Dafür gibt es durchaus Anzeichen. Denn auch wenn eine steigende Gewinnbeteiligung der Aktionäre angesichts der Erfordernisse von Basel III und Leverage Ratio noch nicht grundsätzlich ganz oben auf der Agenda steht, so hegen doch selbst Banken aus der Euro-Peripherie schon Pläne für anziehende Ausschüttungsquoten, obwohl sie – wie zum Beispiel Banco Sabadell – noch mit dem mühsamen Auffüllen ihrer Kapitalspeicher beschäftigt sind. Und solange die aufsichtsrechtlichen Ansprüche erfüllt werden, können auch die Aktionäre wieder stärker bedacht werden. Ratingagenturen sind sich uneinsWas die Großwetterlage im Bankensektor angeht, sind auch die Ratingagenturen mittlerweile optimistischer. So hatte Moody’s im September den Ausblick für das deutsche Bankensystem auf “stabil” angehoben. Zur Begründung für die Hochstufung war darauf verwiesen worden, dass die Institute große Fortschritte beim Abbau von Risiken sowie bei der Stärkung ihrer Kapitaldecke gemacht hätten und damit krisenfester geworden seien. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) ist da noch skeptischer und behält ihren negativen Ausblick für das deutsche Bankensystem vorerst aufrecht. Mit Blick auf die kommenden ein bis zwei Jahre seien eher schlechtere Rahmenbedingungen für die Institute zu erwarten, heißt es zur Begründung. Für S & P steht die Fragilität der neuesten konjunkturellen Aufschwungsignale im Vordergrund – eine Einschätzung, die durch die jüngste, leicht gedämpfte konjunkturelle Einschätzung in den Herbstgutachten der führenden Forschungsinstitute bestätigt wird. Schwachstelle des deutschen Bankenmarktes, so S & P, sei das strukturelle Problem eines zweigeteilten Marktes, in dem gut die Hälfte des Geschäfts auf Sparkassen und Kreditgenossen entfällt – und deren Dominanz drückt auf die Margen.Da trifft es sich gut, dass die gängigen ETF auf Banken deutsche Institute nur gering gewichten. Die meisten Produkte replizieren die Entwicklung des Stoxx Europe 600 Banks, der auch skandinavische und britische Institute umfasst. Das größte Fondsvolumen vereint dabei der Lyxor Ucits ETF Stoxx Europe 600 Banks (ISIN FR0010345371) mit 525 Mill. Euro auf sich. Seit Jahresanfang hat er unter Thesaurierung der Dividenden 15 % an Wert gewonnen. Die Pauschalgebühr für das im Oktober 2009 aufgelegte Vehikel beträgt 0,3 %, die Replikation erfolgt synthetisch.Auf die Wertentwicklung des Stoxx Europe 600 Banks Net Return bezieht sich ein gleichnamiger ETF von Comstage (ISIN LU0378435399), der es auf ein Volumen von gut 66 Mill. Euro bringt. In diesem Jahr hat das 2008 aufgelegte Produkt bislang knapp 16 % zugelegt. Die Verwaltungsgebühr beträgt 0,25 %. Die Replikation erfolgt per Swap, wobei den aus diesen Transaktionen entstehenden Kontrahentenrisiken mit Besicherung begegnet wird. Gleichsam indirekt repliziert per “Collateralized Swap” ist der DB X-Trackers Europe 600 Banks Ucits ETF (ISIN LU0292103651). Dieser mit 238 Mill. Euro gefüllte ETF hat in diesem Jahr 14,7 % zugelegt. Aufgelegt wurde der Fonds im Juni 2007.Nummer 4 in der Riege der Banken-ETF ist der iShares Euro Stoxx Banks (ISIN DE0006289309) von BlackRock. Mit einem Produktvermögen von 345 Mill. Euro sortiert sich das Vehikel bei dieser Kennziffer auf Rang 2 in der Peergroup ein. Dieser ETF bildet das gesamte Banksegment des Dow Jones Euro Stoxx ab und unterscheidet sich damit von den anderen drei, denn Banken aus Großbritannien und der Schweiz werden hier nicht berücksichtigt, was den deutschen Banken zu einer Gewichtung von 10 % verhilft – das ist gegenüber den anderen ETF doppelt so viel. Der im April 2001 aufgelegte iShares Euro Stoxx Banks hat in diesem Jahr bislang eine Performance von gut 16 % erzielt – ein Spitzenwert. Aber wie heißt es so schön im Disclaimer der Produktblätter: Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.